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Michael Krautzberger, Merrill Lynch Investment Managers: "In Euroland werden die Leitzinsen weiter steigen"

Die Rentenmärkte waren selten so nervös wie jetzt. Sobald ein Notenbanker sich äußert, schlagen die Kurse aus. Wie man sich in dieser Situation am besten verhält, erklärt Michael Krautzberger im Interview mit FundResesarch. Krautzberger ist Europa-Rentenchef bei Merrill Lynch Investment Managers.

13.09.2006 | 16:43 Uhr

"Bei uns gibt es keine Ellenbogenmentalität"

FundResesarch: Herr Krautzberger, Sie sind nun gut ein Jahr in London bei Merrill Lynch Investment Managers. Zuvor haben Sie für Union Investment in Frankfurt gearbeitet. Gibt es Unterschiede zwischen Main und Themse?

Krautzberger: Im Grunde sind es nur graduelle Unterschiede. Auch in London gibt es einen tollen Teamgeist. Eine Ellenbogenmentalität, wie man sie vielleicht erwarten könnte, herrscht überhaupt nicht. Allerdings ist London etwas internationaler ausgerichtet. Merrill Lynch ist nun mal weltweit präsent. Daher nimmt man die Entwicklungen auf anderen Kontinenten häufig unmittelbarer wahr. Zudem werden durch die Fusion mit BlackRock am 1. Oktober unsere Ressourcen noch deutlich erweitert - denn BlackRock ist der größte Anleihen-Manager der Welt. Union Investment hat seinen Fokus ja eher auf Deutschland gerichtet.

FundResesarch: Hat das Auswirkungen auf das Management Ihrer Fonds?

Krautzberger: Bei Merrill Lynch Investment Managers legen wir sehr diversifiziert an - das gehört einfach zu unserer Investment-Philosophie. Wir gehen viele kleine Wetten ein, anstatt große Wetten bei der Duration oder den Währungen zu fahren.

"Die Renditen am langen Ende dürften niedrig bleiben"

FundResesarch: Gehen Sie dennoch Strategien ein, die man eher zu den großen Wetten zählen kann?

Krautzberger: Schon seit einiger Zeit setzen wir auf eine weitere Verflachung der Zinskurve in Euroland - das ist bei weitem noch nicht zu Ende.

FundResesarch: Warum nicht?

Krautzberger: Das Asset Liability Management ist hier einer der Haupttreiber. Gesetzliche Vorgaben in vielen Ländern wie Großbritannien und den Niederlanden führen zu einer hohen Nachfrage insbesondere nach 30- und 50-jährigen Anleihen.

FundResesarch: Das bedeutet?

Krautzberger: Lebensversicherungen und Pensionsfonds müssen ihre Laufzeitenlücke zwischen Verbindlichkeiten und Anlagen schließen. Das geht nur mit entsprechend lang laufenden Anleihen. Daher muss man sich wohl damit abfinden, dass die Renditen am langen Ende niedrig bleiben.

"Als Fondsmanager müssen wir kurzfristiger denken"

FundResesarch: Die Kurve bleibt also auch in der Zukunft flach?

Krautzberger: Nicht nur das. Ich denke, man muss sich daran gewöhnen, dass es häufig auch zu inversen Zinsstrukturkurven kommen wird. Das droht im kommenden Jahr auch in Euroland. Die EZB hat unmissverständlich gesagt, dass die Zinsen weiter steigen werden.

FundResesarch: Wie kann man in einem solchen Umfeld Geld verdienen?

Krautzberger: Es sicher nicht leichter geworden, da einige Märkte zu teuer sind. Kurzfristigeres Denken und relative Ideen spielen, ist angesagt. Etwa britische Gilts verkaufen, bei denen es Überhitzungserscheinungen gab und dafür in Langläufer aus Euroland gehen.

"Der Forint ist wieder attraktiv"

FundResesarch: Sie sind auch Osteuropa-Experte. Wie sieht es dort aus?

Krautzberger: Wir haben bei Merrill Lynch zwar keinen reinrassigen Konvergenzfonds. Für die anderen Fonds kaufen wir aber ebenfalls Anleihen aus Osteuropa. Allerdings sind die Chancen dort nicht mehr so offensichtlich wie noch vor einigen Jahren. Differenzierter an die Materie rangehen, ist jetzt oberstes Gebot.

FundResesarch: Wie stehen die Chancen in Osteuropa, nachdem die Kurse und Währungen dort seit rund einem Jahr fallen?

Krautzberger: Bei uns steht nicht die Zinskonvergenz im Vordergrund, sondern die Währungen. Unser Favorit heißt daher Ungarn. Der Forint ist zuletzt stark gefallen, so dass die Bewertungen nun wieder attraktiv sind. Zudem ist der Markt wieder vielschichtiger geworden, da sich der Beitritt zum Euro für viele nach hinten verschiebt. Nur die Slowakei wird wohl zwischen 2008 und 2010 den Euro einführen. Tschechien, Polen und Ungarn müssen sicher noch bis 2012 oder 2014 auf die Einheitswährung warten.

"Risikoreiche Anlagen sollte man tunlichst meiden"

FundResesarch: Wäre Osteuropa auch von einer weiteren Liquiditäts- Verknappung durch die Bank of Japan betroffen?

Krautzberger: Alle risikoreicheren Anlagen wie Emerging Markets oder High Yields werden wohl darunter leiden, wenn in Japan tatsächlich die Zinsen deutlicher steigen werden.

FundResesarch: Was erwarten Sie von der Bank of Japan?

Krautzberger: Es gibt zwei Lager: Die einen glauben nicht daran, dass die Krise in Japan tatsächlich Geschichte ist. In Japan hat man die Berechnung der Inflation überarbeitet und daher lag sie nur noch bei 0,2 Prozent anstatt bei 0,6. Ich sehe das Ganze aber nur als technischen Effekt. Japan ist klar über den Berg. Das sieht man an den steigenden Immobilienpreisen und der Kreditvergabe. Daher sollte man risikoreiche Anlagen - nicht nur Renten - die von dem Überangebot an Liquidität profitiert haben, tunlichst meiden.

"Wir glauben, dass die Notenbanken die Inflation im Griff haben"

FundResesarch: Was sollen Anleger stattdessen kaufen?

Krautzberger: Sie sollten diversifiziert und nicht zu risikoreich anlegen. Wegen der höheren Kurzfristzinsen sind Kurzläuferfonds beispielsweise wieder attraktiv.

FundResesarch: In den USA wird auch am Rentenmarkt die Musik gemacht. Wie schätzen Sie die Lage dort ein?

Krautzberger: Bislang hat die Notenbank die Inflation erfolgreich bekämpft. Diesen Weg muss sie weiter gehen. Wenn US-Notenbankchef Ben Bernanke wegen der Blase am US-Immobilienmarkt die Zinsen aber schnell wieder senkt, wäre das ein Warnsignal. Dies könnte zu Inflationsängsten führen. Dann sollte man lieber die Finger von Anleihen lassen und in Gold investieren. Dies ist aber nicht unser Szenario. Wir glauben im Gegenteil, dass die Zentralbanken erfolgreich die Liquidität zurück führen und die Inflation mittelfristig wieder auf das gewünschte Niveau zurückfällt.



Im Profil: Michael Krautzberger

Michael Krautzberger (35) leitet seit Juli 2005 das europäische Rentenfonds-Team bei Merrill Lynch Investment Managers (MLIM) in London. Dort managt er unter anderem den MLIIF Euro Bond Fund (ISIN LU 005 037 247 2). Zuvor war Krautzberger Chef des europäischen Rentenfonds-Teams bei Union Investment. Der studierte Betriebswirt begann seine Laufbahn als Rentenfondsmanager bei DWS und war dort speziell für Länder der Europäischen Union sowie deren Beitrittskandidaten zuständig. In seiner Freizeit ist Krautzberger begeisterter Triathlet.

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