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Aktienkultur in Deutschland verbessert sich

Aktien stehen stärker im Fokus der Bundesbürger.
Aktienanlage

Das Meinungsklima in der Bevölkerung zur aktienbasierten Geldanlage ist intakt. Zu diesem Ergebnis kommt das Deutsche Institut für Vermögensbildung und Alterssicherung (DIVA) bei der Veröffentlichung der aktuellen Ausgabe des Deutschen Geldanlage-Index (DIVAX-GA). Zwar sorgte Anfang August ein „Mini-Crash“ an den Börsen für Unruhe und Turbulenzen.

16.08.2024 | 11:45 Uhr

Auslöser waren vermutlich schlechte Arbeitsmarktzahlen in den USA und eine Zinserhöhung der japanischen Notenbank; sie schlugen über Anpassungsreaktionen an den internationalen Anleihe- und Währungsmärkten auch auf die Aktienkurse durch.

Die Börse ist unvorhersehbar

„Die kurzfristigen, aber recht heftigen Turbulenzen der vergangenen Woche dürften privaten Anlegern wieder einmal vor Augen geführt haben, wie unvorhersehbar Börsen gelegentlich sein können“, erläutert Michael Heuser, Wissenschaftlicher Direktor des DIVA. „Allerdings zeigt die längerfristige Analyse des Deutschen Geldanlage-Index, dass sich die Menschen von dem Auf und Ab der Aktienmärkte in ihrem aktienorientierten Meinungsklima nicht mehr allzu sehr irritieren lassen. Die Index-Entwicklung der letzten vier Jahre zeigt, dass die Aktienkultur in Deutschland auch Turbulenzen standhält.“

DIVAX-GA nähert sich dem bisherigen Höchstwert

Das Institut erhebt den Geldanlage-Index seit Sommer 2020 zweimal jährlich. Im Juli 2024 fragte es wieder rund 2000 Bürgerinnen und Bürger ab 18 Jahren zu ihren Einstellungen zur aktienbasierten Geldanlage. Der Index-Verlauf der vergangenen neun Erhebungen seit 2020 zeigt, wie robust und unabhängig von situativen Einflüssen der Aufwärtstrend beim Stimmungsbild zur aktienbasierten Geldanlage ist. Lag der Index-Wert – er kann Ausprägungen zwischen -100 und +100 annehmen – im Sommer 2020 noch bei 24,9, erreicht er aktuell 30,7. Nur einmal, nämlich im Winter 2021/22, war der Wert mit 31,1 höher. Dazu Heuser: „Seinerzeit schien die Corona-Pandemie endlich beherrschbar zu sein, und Optimismus und Aufbruchstimmung kehrten zurück. Diese positive Zukunftseinschätzung der Menschen spiegelte sich auch bei ihrer Geldanlage wider und erreichte recht schnell und mit starken Kursanstiegen die Aktienmärkte. Sieht man von diesem Ausreißer ab, hat sich die Aktienkultur in Deutschland stetig verbessert.“

Politik sollte positive Stimmung aufgreifen

Geht es um die staatliche Förderung der langfristigen Vermögensbildung und Altersvorsorge, sollte die Politik die vom DIVA empirisch nachgewiesene Verbesserung der Aktienkultur nicht nur zu Kenntnis nehmen, sondern darauf aufbauend handeln. „Die Menschen in Deutschland wissen ziemlich genau, dass es um die Finanzierung der gesetzlichen Renten in den kommenden Jahrzehnten nicht gut bestellt ist. Umso wichtiger ist es, dass die Politik mit staatlicher Förderung dazu motiviert, privat noch mehr zu tun und dabei in renditestärkere Anlagen wie Aktienfonds zu investieren. Staatlicher Zwang wie zum Beispiel durch ein Obligatorium ist dabei überhaupt nicht erforderlich. Denn die Befragungen zeigen, wie aufgeschlossen die Bevölkerung inzwischen gegenüber Aktienanlagen ist. So ist es immens wichtig, dass die Bundesregierung endlich die in diesem Sinn wegweisenden Vorschläge der von ihr selbst eingesetzten Fokusgruppe private Altersvorsorge umsetzt. Die Zeit drängt. Es wäre ein Desaster, wenn auch diese Legislatur wieder ohne Reformen zu Ende gehen würde“, sagt Martin Klein, geschäftsführender Vorstand des Vermittlerverbands VOTUM, einer der vier Trägerverbände des DIVA.

Frauen und Durchschnittsverdiener pushen den Index

Analysiert man den 4-Jahres-Trend des DIVAX-GA genauer, zeigt sich deutlich, was die Grundlage für die kontinuierliche Stimmungsverbesserung ist. Wenn es um Aktien geht, sind nach Altersklassen heute alle, also „Jung wie Alt“, positiver gestimmt als noch vor vier Jahren. Auffällig sind hingegen die Unterschiede nach Geschlecht und Einkommen. Während der Indexwert bei Männern sogar leicht rückläufig ist, hat er sich bei Frauen von 13,6 auf 25,6 fast verdoppelt. Analoges gilt bei den Durchschnittsverdienern (21,5 auf 33,0), während die Werte bei Gering- und Besserverdienenden nahezu konstant sind. „Die Frauen haben den Abstand zu den Männern signifikant verringert. Das ist auch deshalb positiv zu werten, weil insbesondere auch Frauen mit Kindern wegen niedrigerer gesetzlicher Rentenanwartschaften dringend auf private Vorsorge mit Rendite angewiesen sind. Zudem ist mit den Frauen und den Durchschnittsverdienern das Thema aktienbasierte Geldanlage in der breiten Bevölkerung angekommen. Die bei diesen Gruppen deutlich verbesserte Stimmungslage zu Aktien ist deshalb ein echter Gradmesser für die Aktienkultur in Deutschland“, meint Heuser.

Zins knapp vor Dividende

Fragt man die Menschen danach, welche Geldanlagen sie im aktuellen Marktumfeld als besonders attraktiv einschätzen, zeigt sich im Jahresvergleich der Einfluss der inflationsbedingt gestiegenen Zinsen. So präferierten im Sommer 2023 noch 31,1 Prozent Aktien bzw. Aktienfonds, 25,7 Prozent hingegen zinsabhängige Anlageformen. Die Reihenfolge ist aktuell mit 28,0 zu 31,9 Prozent genau umgekehrt. „Die Mitglieder unseres Verbandes spiegeln uns diese Befragungsergebnisse 1:1 zurück“, meint Klein. „Wenn sich selbst bei kurzfristigen Termingeldern Zinsen nahe bei 4 Prozent realisieren lassen, ist das natürlich eine ganz andere Situation als noch vor zwei Jahren mit negativen Strafzinsen. Vor allem für Kunden, die mit Blick auf die geopolitische Situation Einmalanlagen zunächst parken wollen, sind kurzfristige Anlagen hochinteressant. Wer hingegen ratierlich und langfristig Vermögen bildet, sollte ohnehin das Auf und Ab der Börsen und Kapitalmärkte allenfalls zur Kenntnis nehmen, auf keinen Fall aber ständig den besten Konditionen oder der höchstmöglichen Renditechance hinterherjagen.“ Da gelte das alte Sprichwort „Hin und Her macht Taschen leer!“, so Klein. (jk)

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