Aktienfonds Schwellenländer: Starke Grenzgänger

Aktienfonds, die in den sogenannten „Frontier Markets“ investieren, performen im laufenden Jahr bisher deutlich stärker als die Fonds der großen Schwellenländer. FundResearch stellt einige dieser „Grenzgänger“ vor, die mit Wertentwicklungen jenseits der 20 Prozent überzeugen.

15.10.2014 | 06:45 Uhr von «Patrick Daum»

Als „Frontier Markets“ werden Länder bezeichnet, die ein hohes Wirtschaftswachstum aufweisen, jedoch noch nicht den Status von „Emerging Markets“ haben. Sie stehen an der Grenze dazu und werden daher auch oft als „New Emerging Markets“ (NEMA) bezeichnet. Typische Beispiele für die Frontiers sind unter anderem Kenia, Vietnam, Georgien, Kolumbien oder Kuwait. Es wird allgemein angenommen, dass die Frontier Markets den Emerging Markets in ihrer Wirtschaftsentwicklung um rund 20 Jahre zurückliegen.

Dieser Zustand bietet ein enormes Wachstumspotenzial. Viele Fondsgesellschaften greifen das Thema auf und haben Fonds aufgelegt, die in Unternehmen investieren, welche in den Frontier Markets ansässig oder dort tätig sind. Und das mit Erfolg, wie ein Blick in die Peergroup „Aktienfonds Schwellenländer“ des FINANZEN FundAnalyzer (FVBS) zeigt. Dort sind sowohl Fonds der großen Emerging Markets als auch der Frontier Markets gelistet. Und die kleinen laufen den großen den Rang ab. In den Top-Ten-Performern sind überwiegend Fonds enthalten, die in den Frontier Markets tätig sind. Im Durchschnitt erreicht die Peergroup im laufenden Jahr per 30. September ein Plus von 11,2 Prozent.

Aktienfonds Schwellenländer: Viele Frontier-Fonds laufen der Peergroup davon

Ganz vorne steht der Schroders Frontier Markets Equity (ISIN: LU0968301142). Die Euro-Tranche des im Dezember 2010 aufgelegten Fonds erreicht nach Ende des dritten Quartals 2014 ein Plus von 37,7 Prozent. Sie wurde allerdings erst vor einem Jahr aufgelegt. Die ältere US-Dollar-Tranche schaffte über drei Jahre eine Wertentwicklung von 97,3 Prozent. Die Fondsmanager Allan Conway und Rami Sidani verwalten ein Volumen von etwa einer Milliarde Euro. In Kuwait und den Vereinigten Arabischen Emiraten ist mit jeweils rund 16 Prozent der größte Anteil investiert. Nigeria kommt auf knapp 14 Prozent. Auf Sektorenebene machen Finanztitel mit 57 Prozent den stärksten Bereich des Portfolios aus. Energieaktien sind zu 13 Prozent allokiert und Telekomtitel zu acht Prozent. Top-Holding ist die National Bank of Kuwait (7,7 Prozent), vor dem Immobilienunternehmen Emaar Properties aus den Emiraten (7,3 Prozent) und dem katarischen Energiekonzern Gulf International Services (7,1 Prozent).

Knapp hinter dem Schroders-Fonds folgt ein ETF: Der iShares MSCI GCC ex-Saudi Arabia (ISIN: DE000A0RM470) steigerte seinen Wert im laufenden Jahr bisher um 36,3 Prozent. Damit bestätigt der fast 23 Millionen Euro große Indexfonds den Trend der vergangenen Jahre: Ende 2013 stand ein Plus von 24,6 Prozent und über drei Jahre waren es fast 83 Prozent. Die Sharpe Ratio in diesem Zeitraum beträgt 1,30 – ein Top-Wert der Peergroup. Der Index, den dieser ETF abbildet, bietet Zugang zu Aktien aus Staaten des Gulf Cooperation Council (GCC), die den Kriterien von MSCI für Größe, Liquidität und Freefloat-Marktkapitalisierung entsprechen. Auch hier sind Finanzwerte am stärksten vertreten. Sie machen knapp 66 Prozent aus. Industrietitel kommen auf 15,2 Prozent und Telekomaktien auf 14,5 Prozent. Größter Einzeltitel in Index und ETF ist Emaar Properties mit 9,3 Prozent. Die National Bank of Kuwait folgt mit 8,3 Prozent vor der Bank Kuwait Finance House mit 7,3 Prozent.

Einen ETF bietet auch BNP Paribas an: Der BNP Paribas Next 11 Emerging THEAM Easy (ISIN: FR0010616656) kommt auf ein Plus von 26,9 Prozent. Die „Next 11“ bilden eine Untergruppe der Frontier bzw. Emerging Markets. Der ehemalige Chefvolkswirt von Goldman Sachs, Jim O’Neill, definierte 2005 elf Länder mit hoher Einwohnerzahl, die einen ähnlichen wirtschaftlichen Aufschwung erleben könnten wie die großen BRIC-Staaten. Darunter Ägypten, Indonesien, Südkorea, die Türkei und Vietnam. Im vergangenen Jahr lief es für den Fonds mit einem Minus von 10,5 Prozent weniger gut, was darauf zurückzuführen ist, dass er neben einigen Frontier Markets auch größere Schwellenländer allokiert hat. Für die war 2013 bekanntlich kein gutes Jahr. Über drei Jahre steigerte der ETF seinen Wert um 52,6 Prozent bei einer Sharpe Ratio von 0,86. Das Fondsvolumen von knapp 27 Millionen Euro fließt zu knapp einem Viertel nach Südkorea. Mexikanische Aktien machen rund 22 Prozent aus und indonesische 19 Prozent. Der südkoreanische Halbleiterhersteller SK Hynix ist mit einem Anteil von 4,2 Prozent der größte Einzeltitel. Dahinter folgen mit 4,1 Prozent Samsung Electronics und mit 3,8 Prozent LG Philipps.

Berater, die ihren Kunden einen Frontier-Fonds empfehlen wollen, der eine gute Bewertung vorweisen kann, sind mit dem Templeton Frontier Markets (ISIN: LU0390136736) auf der sicheren Seite. Der knapp 1,7 Milliarden Euro starke Fonds ist mit der €uro-FondsNote 1 bewertet und schaffte in den ersten neun Monaten dieses Jahres ein Plus von 20,5 Prozent. Auch im vergangenen schwierigen Schwellenländer-Jahr konnte Fondsmanager-Ikone Mark Mobius eine Wertsteigerung von 12,2 Prozent erreichen. Über drei Jahre ging es bei einer Sharpe Ratio von starken 1,67 um 68 Prozent nach oben. Mobius hat sein Portfolio breit diversifiziert. In fast 30 verschiedenen Ländern investiert er. Mit 19,2 Prozent am stärksten in Saudi-Arabien. Nigerianische Aktien machen rund 14 Prozent des Portfolios aus und vietnamesische 7,5 Prozent. Auch Mobius gewichtet den Finanzsektor mit fast 39 Prozent am stärksten. Telekomunternehmen machen 14,4 Prozent aus und Genussmittel knapp elf Prozent. Größter Einzeltitel ist die im arabischen Raum ansässige United Bank mit 3,5 Prozent. Die nigerianische Zenith Bank ist mit 3,1 Prozent gewichtet und die Bank Muscat aus dem Oman mit 2,7 Prozent.

Wie stark die Frontier-Fonds performen lässt sich auch daran erkennen, dass kein einziger in der Peergroup im laufenden Jahr eine negative Wertentwicklung aufweist. Der „schwächste“ erreicht immer noch ein Plus von 7,9 Prozent. Der Quantex Emerging & Frontier Markets (ISIN: LU0554695808) ist – wie der Name verrät – kein reiner Frontier-Fonds. Das Fondsmanagement-Team der Quantex AG hat die Türkei (11,8 Prozent), Russland (10,6 Prozent) und Brasilien (10,6 Prozent) am stärksten gewichtet. Industriegüter machen den größten Anteil des knapp 15-Millionen-Euro-Portfolios aus. Versorger kommen auf 10,2 Prozent und Chemieaktien auf 8,6 Prozent. Der russische Chemiekonzern PhosAgro ist mit 2,6 Prozent die Top-Holding. Jeweils 2,5 Prozent entfallen auf das tschechische Energieunternehmen CEZ und den ebenfalls türkischen Mobilfunkanbieter Turkcell. Die Allokation größerer Schwellenländer macht sich jedoch in der Performance bemerkbar: Für 2013 steht ein Minus von 5,4 Prozent und über drei Jahre ging es verhältnismäßig geringe 27,8 Prozent nach oben – bei einer Sharpe Ratio von 0,52.

Aktienfonds Schwellenländer: Frontiers 2014 mit gutem Rendite-Risiko-Verhältnis

Quelle Grafiken: FINANZEN FundAnalyzer (FVBS)

(PD)

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