Amerika vor dem Zinsentscheid

Morgen entscheidet die US-Notenbank über eine Anhebung des Leitzinses. Es wäre die erste seit 2004. War erwarten die Märkte? Wie entwickelten sich US-Aktienfonds im Niedrigzinsumfeld. Ein Überblick.

16.09.2015 | 11:15 Uhr von «Patrick Daum»

Die Welt blickt gespannt nach Amerika. Morgen entscheidet der Offenmarktausschuss der US-Notenbank Fed (Federal Open Market Committee, FOMC) über eine Anhebung des Leitzinses. „Bei der ganzen Zinserhöhungsdebatte sollte man sich nicht auf die Frage konzentrieren, ob es zu Zinsanhebungen kommt, sondern eher darauf, wann und wie schnell diese erfolgen werden“, sagt James Tomlins, Fondsmanager bei M&G Investments. Seiner Ansicht nach neigt sich die andauernde Phase einer immer lockeren Geldpolitik allmählich dem Ende entgegen. „In den Industriestaaten steht eine neue Zins-Ära an“, so Tomlins. „Und während die US-Notenbank ihre quantitativen Lockerungsmaßnahmen schrittweise reduziert, bereiten sich die Anleger auf die erste Zinserhöhung seit Jahren vor.“

Von einer klassischen Zinswende könne jedoch keine Rede sein, heißt es in einem Statement der Fondsplattform Moventum: „Wir sind der Meinung, dass eine Leitzinserhöhung um 25 Basispunkte schon im September begrüßenswert ist.“ Die Unsicherheit an den Kapitalmärkten sei dann beendet und Diskussionen über den nächstmöglichen Zeitpunkt einer Zinserhöhung hätten keine Chance, so die Luxemburger: „Grundsätzlich erwarten wir im Vergleich zu vorangegangenen Zyklen, dass diese ‚erste‘ Leitzinserhöhung lediglich eine symbolische Wirkung hat und vorerst keine weiteren Zinsschritte zu erwarten sind.“ Für eine nachhaltige Zinswende sei das fundamentale Umfeld zu fragil. Es bestehe die Gefahr, dass das als nicht nachhaltig einzuschätzende Wirtschaftswachstum in den USA und Europa abrupt ende. Die derzeit negative Entwicklung in den Schwellenländern würde zudem noch verstärkt. „Wir erwarten, dass eine frühzeitige Zinserhöhung zu einer baldigen Beruhigung an den internationalen Aktienmärkten führen wird“, so die Moventum-Experten.

„Angesichts der Bedeutung einer Leitzinserhöhung und angesichts des Signals, dass diese aussenden wird, sofern es zu einer Erhöhung kommt, wird das FOMC seine Gründe in aller Deutlichkeit darlegen wollen“, erwartet Stephen Jones, Chief Investment Officer bei Kames Capital. „Die Schlüsselfragen dabei sind: Was ist der Grund, weshalb die Währungshüter die Zinsen erhöhen? Planen sie weitere Schritte und wenn ja, in welchem Tempo? Welches Zinsniveau erwarten sie mittelfristig?“ Eine straffere Zinspolitik sei daher keinesfalls sicher. „Die US-Wirtschaft wächst zwar stetig, aber nicht dynamisch, die Inflation ist aufgrund des jüngsten Ölpreisverfalls derzeit rückläufig, die Kerninflation gibt ein besseres, jedoch nicht beruhigendes Bild ab und die Arbeitslosigkeit geht zurück“, zählt Jones auf. „Gleichzeitig aber wachsen die Löhne nur verhalten und die monetären Rahmenbedingungen wurden bereits durch den stärkeren US-Dollar und die schwächeren Finanzmärkte gestrafft.“ Zudem hätten IWF und Weltbank der Fed nahegelegt, die Zinsen nicht zu erhöhen. Andererseits hält Jones diese Niedrigstzinsen für nicht gerechtfertigt. „Es wird in jedem Fall eine knappe Entscheidung“, prophezeit der Experte. „Eine Entscheidung jedoch, die unserer Ansicht nach eine mäßige Zinserhöhung und darauffolgend ein sehr maßvolles Vorgehen stützen dürfte.“ Für die Aktienmärkte wäre das nicht von Nachteil: „Die Rallye an den US-Aktienmärkten ist fest etabliert“, so Jones. „In einem Umfeld einer äußerst mäßigen Leitzinserhöhung und eines stetigen Konsumentenvertrauens können, unterstützt durch eine zunehmende Banken-Kreditvergabe, jedoch Fortschritte erzielt werden.“

Die letzte Zinserhöhung gab es im Jahr 2004. Seitdem wurden die Zinsen nach und nach gesenkt. Ein gutes Umfeld für Aktien. Aber es gab auch Krisen in diesem Zeitraum. Wie haben US-Aktienfonds die vergangenen zehn Jahre überstanden? Die Kategorie „Aktienfonds USA“ des FINANZEN FundAnalyzer (FVBS) schaffte in diesem Zeitraum per 31. August 2015 eine durchschnittliche Wertentwicklung von 82,2 Prozent. Das ist mehr als bei europäischen Aktienfonds (66,0 Prozent), aber weniger als bei deutschen (94,8 Prozent). Der Dow Jones erreicht ein Plus von 84,9 Prozent.

Stärkster US-Fonds der vergangenen zehn Jahre ist der UBS (L) Inst. Key Selection US Equity (ISIN: LU0154878796). Er erreicht ein Plus von 196,9 Prozent. Über die vergangenen fünf Jahre ging es um 13,1 Prozent nach oben – bei einer Sharpe Ratio von 1,53. Das Fondsmanagement-Team verwaltet ein Volumen von rund 30 Millionen US-Dollar und investiert es zu knapp 20 Prozent in Gesundheitstitel. Finanzaktien machen 18,3 Prozent aus, Technologiewerte 17,4 Prozent. Größte Einzeltitel sind Philipp Morris (3,3 Prozent),  Mondelez International (3,0 Prozent) und Walt Disney (2,8 Prozent).

Ebenfalls zu überzeugen weiß der Pictet USA Index P $ (ISIN: LU0130732877), der neben einer Zehn-Jahre-Performance von 104,6 Prozent auch eine Bewertung mit der €uro-FondsNote 2 vorweisen kann. Im von der FondsNote bewerteten Zeitraum von vier Jahren schaffte der Fonds ein Plus von 124,1 Prozent. Die Fondsmanager David Billaux und Stéphane Cornet verwalten rund 2,2 Milliarden Euro, die sie zu rund einem Fünftel in IT-Aktien investieren. Finanztitel machen 16,8 Prozent aus, das Gesundheitswesen 15,6 Prozent. Top-Holding mit einem Portfolioanteil von 3,7 Prozent ist Apple. Microsoft (2,0 Prozent) und Exxon Mobil (1,9 Prozent) folgen dahinter. 

Eine starke Performance in den vergangenen zehn Jahren zeigt mit 115,6 Prozent der Threadneedle American Select 1 (ISIN: GB00B0H6C938) von Columbia Threadneedle. Der Fonds trägt die FondNote 3, weil er sich über vier Jahre mit einem Plus von 105,2 Prozent nicht ganz so stark entwickelte. Die Fondsmanagerinnen Diane Sobin und Nadia Grant verwalten ein Volumen von 1,6 Milliarden Euro, das zu fast einem Viertel in IT-Aktien fließt. Wie beim Pictet-Fonds gewichtet auch dieser Fonds Finanztitel (20,4 Prozent) und Gesundheitswerte (13,4 Prozent) dahinter. Größter Einzeltitel ist Apple (5,7 Prozent) vor Google (3,3 Prozent) und Estee Lauder (2,7 Prozent).

Größter Fonds der Peergroup ist der Fidelity America (ISIN: LU0048573561) mit einem Volumen von etwas mehr als sieben Milliarden Euro. Ein Plus von 110,9 Prozent schaffte er in den vergangenen zehn Jahren. Trotz einer Wertentwicklung von 138,2 Prozent über vier Jahre, trägt er nur die FondsNote 3. Fondsmanager Angel Agudo investiert 23 Prozent des Fondvolumens in den IT-Sektor. Gesundheitsaktien machen 21,4 Prozent aus, Finanztitel 13,9 Prozent. Top-Holding ist Pfizer mit 4,5 Prozent. Dahinter folgen Berkshire Hathaway (3,5 Prozent9 und Oracle (2,9 Prozent).

Aktienfonds USA: Seit der Finanzkrise geht es wieder bergauf 

Quelle: FINANZEN FundAnalyzer (FVBS)

(PD)

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