Analyse: Drei DAX-Aktien, die Wachstum gepaart mit nachhaltigen Dividenden bieten - Teil 1

Gewinnwachstum und eine attraktive Dividendenrendite sind jeweils gute Gründe für den Kauf einer Aktien. Aus der Sicht der US-Investmentbank Jefferies macht es Sinn, diese beiden Faktoren zu verbinden.

16.08.2021 | 07:15 Uhr von «Jürgen Büttner»

Anknüpfend an diese Überzeugung hat Jefferies eine Liste mit GARY-Aktien (growth at a reasonable yield) erstellt. Zu den Titeln zählen auch die drei DAX-Vertreter Siemens, Münchener Rück und Deutsche Post.

Gewinnwachstum ist im Normalfall das beste Schmiermittel für steigende Kurse bei einer Aktie. Zumindest sind langfristig gesehen steigende Ergebnisse eine unabdingbare Voraussetzung für dauerhaft anziehende Notierungen.

Dividenden wiederum haben sich historisch betrachtet als wichtiger Faktor bei der mit einer Geldanlage zu erzielenden Gesamtperformance erwiesen. Zwischenzeitlich waren Dividenden zwar etwas in den Hintergrund gerückt, doch anders als in den Jahren 2019 und 2020 legen die Anleger neuerdings wieder mehr Wert auf Ausschüttungen.

Da es sich historisch betrachtet gelohnt hat, sich bei Aktieninvestments auch mit auf Wachstum sowie auf Dividendenzahlungen zu fokussieren, macht es Sinn, diese beiden Faktoren miteinander zu kombinieren. Jedenfalls empfehlen das die Analysten von Jefferies in einer aktuellen Studie. Darin rät die US-Investmentbank dazu, dass sich langfristig orientierte Anleger auf Unternehmen konzentrieren, die in Bezug auf Dividendenrendite und Wachstum das Beste aus beiden Welten bieten.

Genau damit könnten laut den Studienautoren die so genannten GARY-Aktien aufwarten. Das Akronym steht für "growth at a reasonable yield" und es geht somit um eine Fokussierung bei Aktien auf Wachstum bei einer angemessenen Rendite.

Jefferies setzt darauf, dass die GARY-Aktien nach den oftmals vorgenommenen Kürzungen im Vorjahr aufgrund der negativen Einflüsse der Covid-19-Pandemie in diesem Jahr von der Welle an wieder aufgenommenen oder erhöhten Dividendenzahlungen besonders profitieren dürften.

Außerdem wiesen die GARY-Aktien in jüngster Zeit auch die besten Aufwärtsrevisionen bei den Unternehmensgewinnen auf. Darüber hinaus handelten sie im Vergleich zur eigenen Vergangenheit zu niedrigen Bewertungen. Alles Punkte also, die theoretisch für GARY-Aktien sprechen.

Auf der Suche nach zu dieser Anlagestrategie passenden Aktien hat Jefferies folgende Auswahlkriterien festgezurrt: Das Anlageuniversum besteht aus globalen Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von mehr als zwei Milliarden Dollar. Als überdurchschnittlich dividendenstark gelten Aktien, bei denen die auf Sicht von zwölf Monaten geschätzten Dividendenrendite über dem regionalen Median liegt.

Wachstumsstark sind für Jefferies zudem Gesellschaften mit einer durchschnittlichen jährlichen Gewinnwachstumsraten in 2021 und 2022 von mehr als zehn Prozent. Wert legt man außerdem auf Nachhaltigkeit bei den Ausschüttungen. Fest macht man das unter anderem an einer Ausschüttungsquote von unter 80 Prozent und an einer Nettoverschuldung von unter 100 Prozent.

Wir haben die so ermittelten Favoritenliste nach deutschen Unternehmen durchforstet. Aus dem DAX haben unter anderem Siemens, Münchener Rück und Deutsche Post die Qualifikation geschafft.

Siemens-Aktie

Als GARY-Aktie hat Jefferies aus Deutschland unter anderem die Anteilsscheine von Siemens eingestuft. Geschäftlich gesehen handelt es sich bei diesem Konzern bekanntlich um ein weltweit tätiges Unternehmen mit Fokus auf Elektrifizierung, Automatisierung und Digitalisierung.

Die US-Investmentbank traut diesem DAX-Vertreter im laufenden Geschäftsjahr eine Verbesserung beim Ergebnis je Aktie von 4,2 Prozent zu und für das kommende Geschäftsjahr von 22,9 Prozent. Die geschätzte Ausschüttungsquote beziffert man auf 52 Prozent und zum Punkt Dividendenkontinuität heißt es, die Zahlungen habe Siemens in den vergangenen 26 Jahren nur ein einziges Mal gekürzt.

Aufstellung/Strategie: Siemens ist ein Industriekonzern mit Schwerpunkten in der Infrastruktur (Bahn- und intelligente Gebäudetechnik) sowie der Industrieautomatisierung (Fabrik- und Prozessautomatisierung). Die Medizintechnik (Diagnostics, Computertomographie) wird laut Landesbank Baden-Württemberg weiterhin als zentrales Element der Konzernstrategie betrachtet, ist aber in rechtlich eigenständiger Form an der Börse gelistet.

Die Energietechnik (Gas- und Windkraftwerke, Stromübertragung) soll als Minderheitsbeteiligung fortgeführt werden. Die größten Anteile am Unternehmensertrag haben die Produktsegmente Digital Factory (Fabrikautomatisierung) und Healthineers (Computertomographen). Die solide Positionierung dürfte auch längerfristig eine unverändert hohe Ertragsqualität ermöglichen, so die Landesbank Baden-Württemberg.

Das Unternehmen hat zuletzt mehrfach die Geschäftsprognosen angehoben. Die Citigroup erhöhte vor diesem Hintergrund jüngst das Kursziel von 168,00 Euro auf 184,00 Euro. Zur Begründung dafür verwies man unter anderem auf die anhaltende Stärke der Endmärkte bei Digital Industries und der bessere Margenausblick bei Smart Infrastructure, was ermutigend sei. Die Bewertung sei weiter anspruchslos. Der rund 75-prozentige Anteil an Siemens Healthineers stehe nun für 40 Prozent der Marktkapitalisierung von Siemens, das sei der höchste Anteil seit über zwölf Monaten.

Die Stärken von Siemens bestehen laut Raiffeisen Research in der Stellung als weltweiter Technologie- und Marktführer in vielen Bereichen, einer großen installierten globalen Basis als solide Wachstumsplattform, in einer starken Marktstellung im Wachstumsbereich Digital Industries und Industriesoftware. Positiv Erwähnung finden zudem die verschlankte Unternehmensstruktur und die erhöhte Transparenz sowie die Schärfung des Unternehmensprofils im Nachhaltigkeitsbereich.

Als Schwächen bezeichnen die Analysten dagegen eine durchwachsene Erfolgsbilanz bei der Ausführung von Großprojekten sowie eine ebenfalls nur durchwachsene Erfolgsbilanz bei Akquisitionen in der Vergangenheit.

Bewertung: Die Redaktion traut Siemens im aktuellen Geschäftsjahr 2020/21 (30.09.) eine Verbesserung beim Gewinn je Aktie von 5,00 Euro auf 7,16 Euro zu. Im Jahr 2021/22 sollen basierend auf unseren Schätzungen dann 7,58 Euro herausspringen. Der Analystenkonsens sagt für das Jahr 2023/24 ein Ergebnis je Aktie von 9,82 Euro voraus. Gemessen daran ergibt sich ein geschätztes KGV von 14,4, was angesichts der zukunftsträchtigen Ausrichtung und der erwarteten Ergebnisverbesserungen vertretbar erscheint.

Bei der Dividende kalkulieren wir für das laufende Geschäftsjahr mit einer Anhebung von 3,50 Euro auf 3,70 Euro je Aktie und im Jahr danach könnten die Aktionäre aus unserer Sicht dann 3,90 Euro je Anteilsschein erhalten. Der Analystenkonsens geht für die beiden Geschäftsjahre danach von erneut höheren Zahlungen von 4,16 Euro bzw. von 4,41 Euro je Aktie aus. Wie auch von Jefferies unterstellt, geht man somit am Markt bis auf weiteres sowohl von steigenden Ausschüttungen als auch von steigenden Gewinnen aus.

Teil 2 dieses Artikel widmet sich der Münchener Rück-Aktie.

Dieser Artikel erschien zuerst am 13.08.2021 auf boerse-online.de

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