Anlegerstimmung: Die Rückkehr der German Angst

Die Deutschen blicken weniger optimistisch auf ihre finanziellen Perspektiven als im vergangenen Jahr. Besonders junge Befragte verlieren beim Blick auf das Jahr 2017 die Zuversicht. Und das, obwohl sich an der guten Wirtschaftslage kaum etwas geändert hat.

23.12.2016 | 09:57 Uhr von «Matthias von Arnim»

Wenn die Bundesbürger an ihre persönliche finanzielle Situation im kommenden Jahr denken – Einkommen, Ersparnisse, Geldanlage und Ausgaben –, dann sind rund 52 Prozent optimistisch gestimmt. 2015 waren es noch knapp 60 Prozent. Zu diesem Ergebnis kommt eine TNS-Emnid-Umfrage im Auftrag der Postbank.

Immerhin: Die fehlenden acht Prozent sind nicht in das Lager der Schwarzseher gewechselt. Die Zahl der Pessimisten blieb mit knapp 30 Prozent relativ konstant. Heute sind deutlich mehr Befragte ohne Meinung und bewerten ihre Finanzen im kommenden Jahr weder positiv noch negativ (2015: 10 Prozent; 2016: 18 Prozent).

Diese Zahlen seien durch die aktuelle Wirtschaftslage schwer zu erklären, da sie weiterhin ausgesprochen günstig sei, so Dr. Marco Bargel, Chefvolkswirt der Postbank. „Aber Ereignisse wie das Brexit-Votum, die Präsidentenwahl in den USA und die zahlreichen Terroranschläge in den vorangegangenen zwölf Monaten haben die Unsicherheit auch beim Blick auf die Entwicklung der eigenen Finanzen wachsen lassen.“

Und diese hat konkrete Auswirkungen. Die Angst vor terroristischen Anschlägen beeinflusst jeden sechsten Deutschen (16 Prozent) in seinen Finanzentscheidungen, so ein weiteres Ergebnis der Umfrage. Knapp 13 Prozent geben an, dass sie aufgrund dessen vorsichtiger sind, zum Beispiel mehr sparen und „sichere“ Anlageformen wie Tagesgeld nutzen. Rund drei Prozent verhalten sich dagegen risikofreudiger, geben beispielsweise eher mehr aus und nutzen „chancenreichere“ Anlageformen wie Wertpapiere.

Jugend verliert Optimismus

Besonders dramatisch hat die Zuversicht unter den Befragten zwischen 16 und 29 Jahren abgenommen. Während 2015 noch 79 Prozent ihre Finanzen mit Blick auf das kommende Jahr positiv bewerteten, sind es heute knapp 25 Prozentpunkte weniger (54 Prozent). In dieser Altersklasse zeigten sich 2015 nur knapp zehn Prozent pessimistisch, heute sind es knapp 20 Prozent.

„Gerade junge Menschen, die eine mehrheitlich weltoffene Haltung haben sowie die europäische Integration und die internationale Kooperation befürworten, dürften durch die Tendenzen zur Renationalisierung von Politikbereichen und durch die Strömungen in Richtung eines stärkeren Protektionismus verunsichert sein“, erklärt Dr. Marco Bargel.

(MvA)

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