Auf Zinsjagd zu den Schotten: Wo es die besten Angebote für Tages- und Festgeld gibt
Wer Sicherheit und Rendite sucht, hat es in dieser Niedrigzinsphase schwer. Wir zeigen, bei welchen Geldhäusern konservative Sparer noch Zinsen für ihr Erspartes bekommen und wie sie von der negativen Inflationsrate profitieren.21.12.2020 | 07:15 Uhr von «Simone Gröneweg»
Die Deutschen sparen eifrig und parken ihr Geld momentan besonders gern auf Giro- und Tagesgeldkonten. Der Vorteil: Dort können sie jederzeit über ihr Vermögen verfügen. Zinsen bringt das jedoch nicht. Im Gegenteil. Etwa 240 Banken und Sparkassen würden Privatkunden mit höheren Guthaben auf dem Giro- oder Tagesgeldkonto sogenannte Verwahrentgelte berechnen, schreibt das Finanzportal Biallo. Meist verlangen die Geldhäuser 0,5 Prozent. Zuletzt kündigte die Direktbank DKB für neu eröffnete Konten solche Strafzinsen an. Der Freibetrag liegt bei 100.000 Euro.
Zahlen Banken noch Zinsen, liegen die oft nur knapp über null Prozent. In den vergangenen Jahren knabberte die Inflation zusätzlich am Ersparten, das Verbraucher auf Tagesgeld-, Festgeld- und Girokonten sowie als Spareinlagen parkten. Das hat sich im Lauf dieses Jahres geändert. Wegen der Mehrwertsteuersenkung sei die Inflationsrate im dritten Quartal ins Negative gerutscht, erklärt Matthias Hach, Vorstand bei der Comdirect. Sie lag bei minus 0,09 Prozent. In Kombination mit den Zinsen auf die Ersparnisse der Deutschen führte das immerhin zu einem positiven Realzins von plus 0,21 Prozent - dem höchsten Wert seit fünf Jahren. Der Realzins, den die Experten der Direktbank regelmäßig ermitteln, ist der tatsächliche Zins nach Abzug der Inflation.
Im Ausland gibt es oft mehr
Wer bei der Geldanlage besser abschneiden will als der Durchschnitt, muss die Offerten der Geldhäuser regelmäßig checken. Gelegentlich locken Institute nämlich mit Zinsaktionen gezielt neue Kunden. In der Regel muss man zügig reagieren, denn die Konditionen ändern sich mitunter schnell. "Guten Tag, machen Sie mehr aus Ihrem Geld", warb die Bank of Scotland im November dieses Jahres zum Beispiel per Mail. Neben dem Basiszins in Höhe von 0,1 Prozent versprach sie Neukunden aufs Tagesgeldkonto einen Bonus von 0,4 Prozent - die Offerte gilt allerdings nur noch bis Mitte Dezember.
Ausländische Institute fallen häufiger mit attraktiveren Zinsen auf. Das zeigt der Rückblick auf das Jahr 2020. In diesem Jahr fielen in der Kategorie Tagesgeld besonders die französische Renault Bank Direkt und die niederländische LeasePlan Bank auf. Beide schafften es mit ihren Konditionen oft unter die besten drei Anbieter. Bei den deutschen Instituten tat sich die Autobank Bank 11 hervor, die es immerhin 46 Mal auf einen der Spitzenplätze schaffte. Die Akbank - deutsche Tochter der türkischen Akbank TAS - rangiert dahinter. Beide Institute unterliegen der deutschen Einlagensicherung.
In der Kategorie Festgeld dominierte die italienische FCA Bank, ein Gemeinschaftsunternehmen des italienisch- amerikanischen Autoherstellers Fiat Chrysler und der französischen Bank Crédit Agricole. Sie steht auch jetzt noch an der Spitze der Festgeldanbieter. Wer mindestens 1.000 Euro mitbringt und dort ein Jahr fest anlegt, bekommt einen Satz in Höhe von einem Prozent. Der schwedische Zahlungsdienstleister Klarna zahlt für einjähriges Festgeld 0,90 Prozent.
Wenn ein Kunde lieber bei der deutschen Einlagensicherung bleiben will, sollte er sich das Angebot der Bank 11 ansehen. Die bietet 0,55 Prozent für ein Jahr. Grundsätzlich raten Verbraucherschützer und Banker angesichts der extrem niedrigen Zinsen eher zu kürzeren Laufzeiten beim Festgeld.
Eigentlich müsste man als Sparer von einem Anbieter zum nächsten ziehen, um immer die beste Offerte zu erhalten. Internetplattformen wie Zinspilot, Savedo und Weltsparen agieren als Vermittler, wenn jemand sein Vermögen bei verschiedenen Banken im In- und Ausland anlegen möchte. "Das Interesse ist groß", sagt Matthias Klaubert, verantwortlich für den Bereich Partnerbank Management & Operations beim Portal Weltsparen. Das wichtigste Kriterium für die Kunden bleibt die Höhe des offerierten Zinses. "Schon leichte Zinsbewegungen führen dazu, dass Anleger die Bank wechseln", sagt er.
Das werden sie vermutlich auch in Zukunft tun. Es ist nicht absehbar, dass die Zinsen anziehen. "Zinserhöhungen durch die Notenbanken sind nicht zu erwarten, die Leitzinsen bleiben niedrig", sagt Ulrich Stephan, Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden der Deutschen Bank. Er geht davon aus, dass der Leitzins der Europäischen Zentralbank Ende 2021 weiterhin bei null Prozent stehen wird. Konservative Sparer müssen die Angebote also auch künftig aufmerksam verfolgen.
Die besten Konditionen im Überblick
Quelle: Eurams