„Below the Line“: Fonds mit Autopilot

Teil fünf der Serie: Unbekannte Fonds, die auch Profis überzeugen. FundResearch spricht mit Fondsmanager Frank Seidel, amandea Vermögensverwaltung.

24.05.2013 | 07:45 Uhr von «Patrick Daum»

Den April 2013 wird das Fondsmanagement des amandea HYBRID (ISIN: LU0466452199) so schnell nicht vergessen. Der Mischfonds der amandea Vermögensverwaltung AG erhielt ein Fünf-Sterne-Rating von Morningstar und wurde auch von Lipper in Bezug auf Gesamtertrag und konsistenten Ertrag mit der Bestnote bewertet. Dabei wurde der Fonds erst im Dezember 2009 aufgelegt und bisher noch nicht aktiv vertrieben. Das will Frank Seidel, bei amandea zusammen mit Thomas Goldvinger verantwortlich für den HYBRID, jetzt ändern.

Das Jahr 2013 läuft bisher gut für den Fonds. Für die ersten vier Monate steht ein Plus von 7,66 Prozent. Seit Auflegung schaffte es Seidel, jedes Jahr eine Wertsteigerung zu erreichen. 2012 war sie mit 2,16 Prozent jedoch vergleichsweise gering. Aber Anleger, die von Beginn an investiert sind, erwartete Ende April eine kumulierte Wertentwicklung von fast 20 Prozent. Mit einer Volatilität von 8,4 Prozent über drei Jahre weist der Fonds ein durchschnittliches Risiko auf. Die Sharpe Ratio von 0,54 in diesem Zeitraum ist vergleichsweise stark. Das Fondsvolumen ist mit knapp 15 Millionen Euro relativ gering. Globale Indizes machen 47 Prozent des Portfolios aus. 26 Prozent entfallen auf Anleihen, 17 Prozent auf Währungen und glatt zehn Prozent auf Zinsen.

Amandea HYBRID: Deutlich stärker als die Peergroup

Quelle: FINANZEN FundAnalyzer (FVBS)

Im Gespräch mit FundResearch erläutert Frank Seidel die Gründe für die Auszeichnungen, die Investmentstrategie und die Zukunft des Fonds.

FundResearch: Herr Seidel, Ihr Fonds amandea – Hybrid ist vor kurzem von Morningstar und von Lipper ausgezeichnet worden. Der Fonds wurde vor gut drei Jahren aufgelegt, so richtig aufwärts geht es aber erst seit Ende 2012. Worauf führen Sie das zurück?

Frank Seidel: Mit dem Ergebnis 2010 direkt nach Auflage und einer Jahresperformance von über acht Prozent waren wir ebenfalls schon sehr zufrieden. Man muss allerdings immer das Marktumfeld sehen, in dem sich auch unser systematischer Handelsansatz bewegt. Und dieses war in den letzten zwei, drei Jahren schlicht schwierig. Viele große und kleine Mitbewerber mussten um ein positives Ergebnis kämpfen oder sind mittlerweile einfach von der Bildfläche verschwunden. Auch unseren Fonds traf ein Drawdown im Jahr 2012 mit einem Kursrückgang in der Spitze von rund zehn Prozent  – trotzdem konnten wir dieses Jahr noch mit einem kleinen Plus beenden. In den Monaten November 2012 bis Januar 2013 konnten die Handelssysteme mit ihrem breit diversifizierten Portfolio im Bereich Bonds, Indizes und Währungen durch die Bank punkten.

FundResearch: Welche Strategie verfolgen Sie beim Management Ihres Fonds?

Frank Seidel: Die korrekte Klassifizierung unseres Handelsansatzes ist sicherlich Managed Futures, wobei wir einen rein systematischen Ansatz ausschließlich mit Financial Futures umsetzen. Über ein quantitatives Modell bauen wir ein Portfolio aus über 70 Märkten auf, das wir täglich nach wichtigen Kennzahlen wie Korrelation und Volatilität adjustieren. Dabei dürfen wir nicht nur Long-Positionen auf steigende Märkte eingehen sondern ebenso an fallenden Trends auf der Shortseite partizipieren. All das passiert mit rund 20 Prozent des Fondsvermögens – 80 Prozent sind in sehr kurz laufenden Deutschen Staatsanleihen oder Sichteinlagen bonitätsstarker Banken investiert.

FundResearch: Sie lassen das Portfolio also von einem Rechner verwalten. Managen Sie überhaupt nicht aktiv?

Frank Seidel: Ich vergleiche das gerne mit einem Autopiloten in einem Flugzeug. Der hat ebenso viele Vorteile und macht das Fliegen heute sicherer. Selbst wenn diese Systeme  mehrfach redundant vorhanden sind, fühlen wir uns alle trotzdem als Passagiere viel wohler, wenn vorne in der aller ersten Reihe permanent zwei Experten sitzen und kontrollieren, was da passiert. So ist das auch bei uns. Es ist jederzeit ein Eingriff möglich und manchmal auch notwendig.

FundResearch: Das Fondsvolumen ist mit etwa 15 Millionen Euro noch vergleichsweise klein. Wird der Fonds bereits aktiv vertrieben oder nur in der eigenen Vermögensverwaltung eingesetzt?

Frank Seidel: Bisher haben wir den Fonds primär als Baustein in unserer Vermögensverwaltung eingesetzt. Neben diesem Alpha ist die Wertentwicklung auch sehr gering mit den klassischen Assetklassen und den Produkten, die wir sonst in den Portfolios der Kunden einsetzen, korreliert. Jetzt, nach rund dreieinhalb Jahren, guten Kennzahlen und einigen Auszeichnungen beschäftigen wir uns auch erstmals mit dem Thema Vertrieb.

FundResearch: Wer ist bei Ihnen für den Fonds verantwortlich? Wer greift ein, wenn ein aktives Management nötig wird?

Frank Seidel: Im Jahr 2009 hatte ich die Gelegenheit, die Firma Altruid Systems und ihren CEO Thomas Goldvinger kennenzulernen. Deren Expertise und vor allem die langjährige Erfahrung auf dem Fachgebiet der Managed Futures hat mich überzeugt Altruid Systems als Co-Manager für den CTA-Teil des Fonds einzusetzen. Unter unserer Gesamtverantwortung haben Thomas Goldvinger und ich dann ein Umfeld geschaffen, wo es seinem Team und den Handelsmodellen möglich ist, trotz der hohen regulatorischen Auflagen und Besonderheiten eines UCITS-Fonds die Stärken des systemischen Ansatzes auszuspielen. Ein manueller Eingriff ist bei der Entwicklung und vor allem der fortlaufenden Optimierung der Handelsmodelle notwendig und bei besonderen Marktsituationen ebenso erwünscht wie erforderlich. Erinnern wir uns z.B. an die Atomkatastrophe in Fukushima und die Frage was passiert, würden großflächig Terminbörsen über Tage oder Wochen geschlossen werden. In solchen Fällen darf und sollte eingegriffen werden, was wir auch getan haben.

FundResearch: Woher beziehen Sie Ihr Research? Machen Sie das Inhouse oder haben Sie externe Partner?

Frank Seidel: Für die Allokation innerhalb unserer Vermögensverwaltungsmandate setzen wir auf  Research von drei strategischen Partnerbanken, womit wir die Sicht auf die Welt aus Deutschland, der Schweiz und den USA sehr gut abgedeckt bekommen. Für den komplett prognosefreien Handelsansatz eines Managed Futures Fonds spielt klassisches Primär- oder Sekundär-Research keine nennenswerte Rolle. Hier entscheiden fast ausschließlich statistische Kennzahlen  über das anfangs dargestellte diversifizierte Portfolio und die Positionierung auf steigende oder fallende Märkte.

FundResearch: Fast die Hälfte des Portfolios besteht aus globalen Indizes. Was erwarten Sie in diesem Jahr von der Weltwirtschaft?

Frank Seidel: Ich persönlich vermag kaum abschätzen zu können, was etwa nach der Bundestagswahl im September hier in Deutschland auf uns zukommen wird. Da ich vermute, dass wir dann auch weiterhin eine Art „politisches Overlay“ über das Marktgeschehen behalten werden, fühle ich mich mit einem prognosefreien Ansatz sehr gut aufgehoben.

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„Do Absolute Return: Klein aber oho"

(PD)

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