Drei große ETF-Depots zum Selberbauen Teil 1
TiAM Fund Research stellt 18 Top-ETFs vor und zeigen, wie Berater daraus ein Depot basteln können. Teil 1: Die besten ETFs für die Welt, Schwellenländer und Europa05.09.2024 | 07:00 Uhr von «P. Gewalt und T. Aigner»
Die ganze Welt in einem Portfolio. So geht Aktienanlage mit ETFs. Diversifizieren und liegen lassen – die meisten Berater wissen das. TiAM Fundresearch stellt daher die passenden Indizes zum Investieren vor und die Top-ETFs dazu. Zudem zeigen wir, wie man die Papiere clever zusammenstellt. Ein Leitfaden für all diejenigen, die ihrem ETF-Depot noch einen Feinschliff verpassen wollen.
Fallstricke decken wir dabei ebenfalls auf. Einer davon: bei der ETF-Auswahl nur auf die Kostenquote (Total Expense Ratio, TER) zu schielen. Denn es gibt weitere wichtige Merkmale. „Man sollte auch auf den Spread achten“, rät etwa Chris Hofmann, ETF-Spezialistin bei der US-Fondsgesellschaft Vanguard. Der Spread ist die Differenz zwischen Kauf- und Verkaufskurs des ETF. Je höher er ausfällt, desto schlechter für die Anleger.
TiAM FundResearch hat bei der ETF-Auswahl eine ganze Liste von Kriterien berücksichtigt, vor allem Kosten, Spreads, Volumen, Performance und die Abweichung von der Indexentwicklung (Tracking Difference). Zudem haben wir ausschließlich physische ETFs zugelassen, bei denen wirklich nur die Aktien aus dem Index im Portfolio liegen. Bei synthetischen Papieren ist das in der Regel nicht der Fall. Letztere müssen nicht schlechter sein – oft performen sie wegen geringerer Kosten sogar einen Tick besser. Für viele Anlager sind die Konstruktionen aber schwer zu durchschauen, und eine Grundregel beim Investieren lautet: Kaufe nur, was du verstehst!
Eins sollte man den Kunden übrigens mitgeben. Den größten Fehler machen Anlegerinnen sicher nicht bei der ETF-Auswahl. Viel schlimmer ist es, wenn sie aus Unsicherheit gar nichts macht und dadurch viel Zeit verliert. Und jeder weiß: Zeit ist Geld.
MSCI World: Investieren rund um den Globus
ETFs auf den
MSCI-World-Index zählen zu den Verkaufsschlagern der Investmentbranche.
Holt man sich damit doch auf einen Schlag fast 1500 Aktien aus
23 Ländern ins Portfolio. Die Auswahl an MSCI-World-ETFs ist daher groß,
die Unterschiede sind oft marginal. Empfehlenswert ist der HSBC MSCI World ETF,
der auch dank niedriger Gebühren zu den renditestärksten seiner Klasse in den
vergangenen Jahren zählt. Aber Achtung: „In einem MSCI-World-ETF steckt nicht
die ganze Welt, sondern nur die Industrieländer“, sagt Chris Hofmann von
Vanguard. Die Emerging Markets bleiben in dem Index nämlich außen vor.
Anlegerinnen, die wirklich global investieren wollen, können sich zusätzlich
einen Schwellenländer-ETF ins Depot holen oder auf einen ETF wie den Vanguard FTSE
All-World ETF setzen. Dieser enthält Aktien der rund 3700 größten
börsengehandelten Unternehmen aus 49 Ländern weltweit. Auch beim MSCI-All-Countries-World-Index
(ACWI) werden anders als beim MSCI World die wichtigsten Aktien aus
24 Schwellenländern wie China, Südkorea oder Mexiko aufgenommen. Ihr
Indexanteil beträgt aufgrund ihrer geringeren Marktkapitalisierung aber nur
rund elf Prozent.
Für nachhaltig orientierte Anlegerinnen gibt es auch breit gestreute Weltaktien-ETFs wie den iShares MSCI World SRI ETF. Dieser berücksichtigt in seinem Anlageprozess nur Unternehmen, die im Vergleich zur Konkurrenz aus ihrem Sektor über ein hohes Rating in den Bereichen Umweltschutz, soziale Verantwortung und Unternehmensführung (ESG) verfügen und bestimmte Kriterien hinsichtlich des Klimaschutzes erfüllen.
MSCI World
Region: Industrieländer
Marktkapitalisierung:
57,9 Billionen Euro
Anzahl Unternehmen: 1465
Größte Positionen:
Microsoft, Apple, Nvidia
Wertentwicklung¹ 10J.: 203 %
3 Top-Welt-ETFs:
HSBC MSCIWorld
ISIN: IE 00B 4X9 L53 3
Vanguard FTSE All-World
ISIN: IE 00B 3RB WM2 5
iShares MSCIWorld SRI
ISIN: IE 00B YX2 JD6 9
MSCI Emerging Markets: Wachstum im Fokus
Die Volkswirtschaften sowie die Unternehmen der Schwellenländer sind wachstumsstark, auch wenn deren Börsenperformance seit 2014 nicht gerade berauschend war. Wer auf diese Dynamik setzen will, kann sich den iShares-Core-ETF auf den MSCI Emerging Markets IMI ins Depot holen. Der Index ist noch breiter aufgestellt als der gewöhnliche MSCI Emerging Markets, auf den es viele ETFs gibt. Mehr als 3000 der größten börsennotierten Titel aus 24 Emerging Markets bildet das iShares-Papier ab. Aktien aus China, Indien und Taiwan dominieren aktuell das Portfolio. Der ETF lässt sich mit einem MSCI-World-ETF bestens zu einem „echten“ Weltportfolio kombinieren. Wie groß die Gewichtung jeweils sein soll, hängt von der persönlichen Risikoneigung ab.
Dasselbe gilt für den nachhaltigen iShares-ETF auf den MSCI EM SRI. Dieser setzt allerdings nur auf rund 210 Unternehmen, die anhand von Ausschluss- und Rating-basierten Kriterien ausgesiebt werden. Nachteil: Bei diesem ETF ist wegen der geringeren Aktienzahl und der damit verbundenen geringeren Diversifikation das Risiko größer als bei den breiten Schwellenländer-ETFs. Ein Kompromiss zwischen Diversifikation und Nachhaltigkeit ist der Xtrackers MSCI Emerging Markets ESG Screened ETF. Dieser setzt auf Aktien von rund 1100 Schwellenländerunternehmen. Seine Nachhaltigkeitskriterien (nach ESG-Standard) sind weicher als die des iShares-ETFs. Ausgeschlossen sind etwa Konzerne, die Waffen oder Tabak produzieren und gegen den UN Global Compact verstoßen. Der Xtrackers-ETF ist einer der renditestärksten Schwellenländer-ETFs der vergangenen fünf Jahre.
MSCI Emerging Markets IMI
Region: Schwellenländer
Marktkapitalisierung:
7,9 Billionen Euro
Anzahl Unternehmen: 3427
Größte Positionen:
TSMC, Tencent, Samsung
Wertentwicklung¹ 10 J.: 79 %
3 Top-Schwellenländer-ETFs:
iShares CoreMSCI EM IMI
ISIN: IE 00B KM4 GZ6 6
iShares MSCIEM SRI
ISIN: IE 00B GDQ 0T5 0
Xtr. MSCI EMESG Screened
ISIN: IE 00B M67 HJ6 2
Stoxx Europe 600: Europa-Aktien fürs Depot
Es gibt gute Gründe, auf Europas Unternehmen zu setzen, auch wenn US-Titel in den vergangenen Jahren bei Investoren populärer waren. Der wichtigste: Diversifikation. Der zweite: Europäische Aktien sind im Schnitt heute günstiger, und die Branchengewichtung der Indizes ist konservativer als bei den technologielastigen US-Pendants. Mit dem Amundi-ETF auf den Stoxx Europe 600 partizipieren Anlegerinnen an der Kursentwicklung der 600 größten Börsenunternehmen Europas. Werte aus Großbritannien, Frankreich, der Schweiz und Deutschland machen den Großteil des ETF-Portfolios aus, das sich im Vergleich zur Konkurrenz überdurchschnittlich entwickelt hat, auch wegen der sehr günstigen Kostenquote von 0,07 Prozent. Dieser ETF lässt sich sehr gut mit dem MSCI World kombinieren, wenn Europa im Portfolio stärker berücksichtigt werden soll – etwa weil Werte wie Nestlé, SAP oder LVMH Anlegerinnen hierzulande vertrauter sind.
Nachhaltigkeitsorientierte können ihrem Weltaktien-ETF auch den iShares MSCI Europe SRI ETF beimischen. Dieser enthält zwar nur 123 europäische Titel, doch verfügen diese über ein hohes ESG-Rating und erfüllen bestimmte Kriterien zum Klimaschutz. Das maximale Gewicht eines Unternehmens ist auf fünf Prozent begrenzt. Wie bei den Schwellenländer-ETFs bietet sich mit dem Xtrackers MSCI Europe ESG Screened ETF ein sehr guter Kompromiss zwischen Nachhaltigkeits- und Diversifikationswünschen an. Denn hier ist die ESG-Auswahl im Vergleich zum iShares-ETF etwas weicher, das Risiko geringer und die Wertentwicklung besser. Der ETF enthält 383 Unternehmen aus 15 europäischen Ländern.
Stoxx Europe 600
Region: Europa
Marktkapitalisierung:
13,8 Billionen Euro
Anzahl Unternehmen: 600
Größte Positionen:
Novo Nordisk, ASML, Nestlé
Wertentwicklung¹ 10 J.: 101 %
3 Top-Europa-ETFs:
Amundi StoxxEurope 600
ISIN: LU 090 850 075 3
iShares MSCIEurope SRI
ISIN: IE 00B 52V J19 6
Xtr. MSCIEur. ESG Screened
ISIN: LU 032 225 373 2
In Teil 2 stellen wir Ihnen heute um 13:30 Uhr an dieser Stelle die besten ETF für die USA und Japan vor. Zudem zeigen wir, wie Sie drei verschiedene ETF-Portfolios aufbauen können.