Drei große ETF-Depots zum Selberbauen Teil 2

Wir stellen 18 Top-ETFs vor und zeigen, wie Berater daraus ein Depot basteln können. Teil 2: Die besten ETFs für den S&P 500, Nasdaq und Japan plus Anleitung zum Aufbau der ETF-Depots.

05.09.2024 | 13:30 Uhr von «P.Gewalt und T. Aigner»

S&P 500: Gewinnen mit der Wall Street

Der US-Aktienmarkt ist aufgrund seiner Größe, Qualität und Renditeaussichten ein Muss für jedes Depot. Wer daher keinen MSCI-World-ETF sein Eigen nennt, in dem die US-Werte knapp 70 Prozent des Index ausmachen, sollte sich ETFs auf die US-Börse genauer ansehen. Mit am stärksten entwickelt hat sich in den vergangenen fünf Jahren, auch wegen seiner günstigen Konditionen, der HSBC S & P 500 ETF, der den breiten und sehr bekannten S&P-500-Index eins zu eins nachbildet. 

Dementsprechend ist der ETF zu knapp einem Drittel in Technologiewerte investiert. Dies sollte man berücksichtigen, bevor man sein Depot zusätzlich etwa mit einem ETF auf die Technologie­börse Nasdaq ergänzt. Dadurch könnte das Portfolio ein gefähr­liches Klumpenrisiko in Sachen Technologie aufweisen. Interessanterweise zählen nachhaltige US-ETFs wie der Xtrackers MSCI USA ESG zu den Spitzenprodukten in Sachen Performance in den vergangenen fünf Jahren. Positiv schlägt sich dabei unter anderem das Ausnahmejahr 2021 nieder, in dem sich grüne Aktien besonders gut entwickelt haben. Der ETF ist jedoch noch technologielastiger als der S &P 500. Aufgenommen werden in den Xtrackers-ETF nur US-Unternehmen, die eine geringe Kohlenstoffemission und ein hohes ESG-Rating aufweisen. 

Ausgangs­index ist der MSCI USA. In dem ESG-ETF befinden sich 275 Titel. Wer neben US-Aktien auch noch ein paar kanadische Werte im Depot haben will, setzt auf den Vanguard FTSE North America ETF. Kanadische Aktien machen allerdings nur knapp vier Prozent des Portfolios aus. Wichtig: Die Dividendenerträge im ETF werden hier quartalsweise an Anleger ausgeschüttet.

S&P 500

Region: USA

Marktkapitalisierung:
40,6 Billionen Euro

Anzahl Unternehmen: 500

Größte Positionen:

Microsoft, Apple, Nvidia

Wertentwicklung¹ 10 J.: 298 %

3 Top-US-ETFs:

HSBC S & P 500
ISIN: IE 00B 5KQ NG9 7

Xtrackers MSCI USA ESG
ISIN: IE 00B FMN PS4 2

Vanguard FTSE North Am.
ISIN: IE 00B KX5 5R3 5

Nasdaq 100: Auf den Technologieboom setzen

Es sind beeindruckende Zahlen, mit denen der Technologieindex Nasdaq 100 aufwartet. In den vergangenen fünf Jahren kletterte der Index, der die 100 wichtigsten US-Aktien des Technologie-, Internet-, IT- und Biotechnologiesektors zusammenfasst, um 160 Prozent nach oben. In diesem Jahr stand Mitte Mai schon ein Plus von rund elf Prozent zu Buche. Ob die Technologierallye weitergeht, weiß niemand. Aber die Chancen sind allein schon wegen des Wachstumsschubs durch den KI-Boom nicht schlecht. Zu den Top-Produkten unter den vielen Nasdaq-ETFs zählt der Invesco EQQQ Nasdaq-100, der den Index exakt abbildet und die Gewinne wieder anlegt. Das Angebot an nachhaltigen Nasdaq-ETFs ist indes noch sehr klein. Hervorzuheben ist der ETF Invesco Nasdaq-100 ESG, der die Titel nach ESG-Kriterien filtert und gewichtet. Das Papier ist allerdings erst seit einem Jahr auf dem Markt. 

Schon länger bewährt hat sich indes der ETF iShares S&P500 Information Technology Sector. Dieser setzt auf die größten 65 Technologiewerte aus dem S & P 500. Neben den geringeren Kosten dürfte auch die Konzentration auf reine Technologietitel geholfen haben, dass der ETF besser als die Nasdaq-ETFs abschneidet. Doch diese Strategie ist nicht ohne Risiko. So hat allein Microsoft am Portfolio einen Anteil von über 23 Prozent. Sollte der US-Softwaregigant in Schwierigkeiten geraten, dürfte der ETF stark verlieren. Bei allen Technologie-ETFs mit klarem US-Fokus besteht zudem für all diejenigen ein Risiko, die schon kräftig in den US-Aktienmarkt investiert haben. Denn in US-Indizes wie dem S & P 500 sind Technologieaktien ohnehin stark vertreten.

Nasdaq 100

Region: USA

Marktkapitalisierung:
32,4 Billionen Euro

Anzahl Unternehmen: 100

Größte Positionen:

Microsoft, Apple, Nvidia

Wertentwicklung¹ 10 J.: 432 %

3 Top-Technologie-ETFs:

Invesco EQQQ Nasdaq-100
ISIN: IE 00B FZX GZ5 4

Invesco NASDAQ-100 ESG
ISIN: IE 000 COQ KPO 9

iShares S & P 500 IT Sector ETF
ISIN: IE 00B 3WJ KG1 4

Japan: Starke Kurse, schwache Währung

Es hat über drei Jahrzehnte gedauert, bis die japanische Börse nach einem beispiellosen Absturz ihr Allzeithoch von 1989 wieder erreichen konnte. Spätestens seit diesem Zeitpunkt gilt der zweitgrößte Aktienmarkt der Welt wieder als aussichtsreiches Investment und gehört in jedes Welt-Portfolio. Auch wenn der Nikkei 225 bekannter ist, bildet der MSCI Japan die japanische Unternehmensstruktur exakter ab und weist langfristig eine bessere Wertentwicklung auf. Ein Grund: Im Nikkei-Index werden anders als beim MSCI Japan die Aktien nach Kurshöhe statt nach Marktkapitalisierung gewichtet, was zu Verzerrungen führt, da optisch teure Aktien stärker berücksichtigt werden. 

Sehr gut hat sich der Amundi MSCI Japan ETF entwickelt, der die 217 größten und umsatzstärksten japanischen Börsenunternehmen abbildet und mit einer Kostenquote von 0,12 Prozent im Jahr sehr günstig ist. Aufgrund der sehr lockeren Geldpolitik der japanischen Notenbank hat der japanische Yen gegenüber anderen Devisen allerdings immer weiter an Wert verloren. Dies schlägt sich für Anlegerinnen aus der Eurozone negativ in der Performance nieder. Daher haben währungsgesicherte Japan-ETFs wie der iShares MSCI Japan EUR Hedged ETF in den vergangenen Jahren deutlich besser abgeschnitten und sind als Alternative gut geeignet. 

Als nachhaltige Variante für die Börse in Tokio hat sich der BNP Easy MSCI Japan ESG Filtered Min TE ETF etabliert – auch dank sehr starker Renditen. Der ETF wählt 172 Unternehmen auf der Grundlage von ESG-Kriterien aus. Dabei berücksichtigt er auch deren Bemühungen, ihr Engagement in Kohle und anderen fossilen Brennstoffen zu reduzieren.

MSCI Japan

Region: Japan

Marktkapitalisierung:
3,5 Billionen Euro

Anzahl Unternehmen: 217

Größte Positionen:

Toyota Motor, Mitsubishi UFJ Financial, Tokyo Electron

Wertentwicklung¹ 10 J.: 142 %

3 Top-Japan-ETFs:

Amundi MSCI Japan
ISIN: LU 178 154 125 2

iShares MSCIJapan EUR Hedged
ISIN: IE 00B 42Z 5J4 4

BNP EasyMSCI Japan ESG Filt. Min TE
ISIN: LU 129 110 244 7

Das Einfache

Länder: 47 I Aktien: 4892

Zuerst ein ETF-Depot für all jene, die es möglichst bequem haben wollen. Es besteht aus nur zwei Investments: je einem ETF auf die Börsen der Industrie- und der Schwellenländer. Das erste Papier von HSBC bildet den MSCI-World-Index ab, der – anders als es der Name vermuten lässt – nicht die gesamte Aktienwelt umfasst, sondern „nur“ rund 1500 Titel aus 23 Industriestaaten. Es macht 80 Prozent des Depots aus. Der zweite ETF von iShares investiert in Schwellenländerbörsen wie China, Indien und Brasilien und ist mit 20 Prozent gewichtet. Mit dieser Grundausstattung sind Sie für die Aktienanlage bereits gut aufgestellt. Und es reicht völlig, wenn Sie das Depot einmal im Jahr checken und die Ausgangsgewichte (80:20) wieder herstellen. Um mehr müssen Sie sich nicht kümmern – einfacher geht’s kaum. Natürlich lässt sich das ETF-Portfolio auch mit zwei Sparplänen aufbauen, bei denen die Monatsraten im Verhältnis vier zu eins stehen.


Das Ausgewogene

Länder: 44 I Aktien: 4871

Vor ETFs auf den MSCI World wird zuweilen gewarnt. Grund: Der Index ist USA-lastig. Rund 70 Prozent stecken in Wall-Street-Aktien, nicht mal 20 Prozent in Europa. Gerade für Anlegerinnen aus der Eurozone sei das ein unnötiges Klumpenrisiko, so das Argument. Um Missverständnissen vorzubeugen: Der hohe US-Anteil muss kein Nachteil sein, es gibt sogar Argumente dafür. „Und wenn die US-Börse dauerhaft schwächelt, würde das Gewicht im Index sowieso automatisch sinken“, gibt Chris Hofmann von Vanguard zu bedenken. Dennoch kann man sein Portfolio weiter ausbalancieren, indem man seine Aktieninvestments nach den eigenen Vorstellungen auf die vier wichtigsten Regionen verteilt: Nordamerika, Europa, Japan und die Schwellenländer. Das ist im zweiten ETF-Muster­depot umgesetzt. Hier sind Nordamerika und Europa mit je 35 Prozent gleich stark vertreten. Der Japan-ETF ist zudem währungsgesichert.


Das Nachhaltige

Länder: 42 I Aktien: 1666

Das dritte Musterdepot eignet sich für diejenigen, die nicht nur die Länderquote selbst festzurren, sondern auch grün anlegen wollen. In Europa setzen wir dabei per ­iShares-ETF auf die strengen Nachhaltigkeitsfilter eines SRI-Index, in den USA und Japan auf die weniger strikten ESG-Varianten der MSCI-Indizes, um für mehr Diversifikation zu sorgen. Gleiches gilt für die Emerging Markets. Wer hier auf SRI setzt, hätte nämlich nur noch 217 Schwellenländeraktien im Portfolio, im ESG-ETF sind es dagegen rund 1100 (im klassischen Emerging-Markets-­Index sogar 1375). Deshalb schlagen wir hier die ESG-Version vor, um das Risiko der Anlage breiter zu streuen. Wichtig zu wissen: Die Schwellenländerbörsen sind ohnehin schon recht risikoreich. Kursrückschläge fallen dort meist heftiger aus als in den Industrieländern. Daher sollte jede Anlegerin selbst entscheiden, ob sie für mehr Nachhaltigkeit noch mehr Risiko in Kauf nehmen will. Wenn ja, kann sie natürlich auf den SRI-Index setzen.

Teil 1 lesen Sie hier.

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