Europafonds: Von Wahl zu Wahl

Am 25. Mai wählen die EU-Bürger das Europäische Parlament. Wie haben sich europäische Aktienfonds seit den letzten Wahlen vor fünf Jahren entwickelt? Wohin zeigen die aktuellen Trends? FundResearch hat sich die Peergroup genauer angeschaut.

21.05.2014 | 06:45 Uhr von «Patrick Daum»

Der Unterschied zwischen der Europawahl 2009 und der jetzt anstehenden ist, dass sich der Kontinent vor fünf Jahren mitten in der schwersten Finanzkrise seit Anfang des 20. Jahrhunderts befand und inzwischen auf einem stabilen Weg der Erholung ist. Zu Recht wird jedoch von zahlreichen Experten darauf hingewiesen, dass noch längst nicht alles gut ist. Die Krise in der Ukraine lässt die Aktienmärkte hohe Wellen schlagen und auch die Europawahl hat das Potenzial, die Krise zurückzubringen – je nach dem wie die europakritischen Parteien abschneiden.

Die Entwicklung des Euro Stoxx 50 veranschaulicht die Entwicklung Europas in den vergangenen fünf Jahren: 2009 stieg der Index nach dem Einbruch aus dem Vorjahr um rund 25 Prozent, entwickelte sich bis Sommer 2011 tendenziell seitwärts und brach dann auf das Ausgangsniveau von Mai 2009 ein.  Kurz konnte sich der EuroStoxx danach erholen, ehe er Mitte 2012 wieder abstürzte. Seit dem geht es jedoch steil aufwärts – um fast 60 Prozent. Etwas besser entwickelte sich die Peergroup „Aktienfonds Europa“ des FINANZEN FundAnalyzer (FVBS). Durchschnittlich knapp 90 Prozent ging es für die Fonds nach oben. Davon 20,3 Prozent allein im vergangenen Jahr. 

Nur zwei Fonds der Peergroup über fünf Jahre im Minus

Unter den 643 Aktienfonds der Peergroup (einschließlich aller Tranchen und ETFs) mit einem Trackrecord von mindestens fünf Jahren, gibt es in diesem Zeitraum fast ausschließlich Gewinner. Nur zwei Produkte, der Multi Axxion IM-Plus 1 (ISIN: LU0132033852) und der PEH Q-Europa (ISIN: LU0070356083) mussten Verluste in Höhe von 2,3 Prozent bzw. 4,5 Prozent hinnehmen. Beide Fonds tragen die €uro-FondsNote 5. Berater, die ihren Kunden einen oder mehrere der übrigen Fonds empfohlen hatten,  konnten die Entwicklung recht entspannt verfolgen. Allen voran die, die den Reyl (L) European Equities B € (ISIN: LU0160155981) von Reyl Asset Management auf dem Schirm hatten. Fondsmanager Emmanuel Hauptmann konnte den Wert seines Fonds um 189,4 Prozent steigern. Das ist mit Abstand die beste Entwicklung innerhalb der Peergroup. Zu Recht ist er daher mit der FondsNote 1 bewertet. Aktuell will Hauptmann vor allem mit Finanztiteln punkten. 23,7 Prozent des 297 Millionen Euro großen Fondsvolumens entfallen auf diesen Sektor. 17,6 Prozent investiert er in Industriewerte und 16 Prozent in zyklische Konsumgüter. Auf Länderebene ist Großbritannien mit 20,5 Prozent am stärksten gewichtet. Deutsche Aktien machen knapp 11 Prozent aus. Wie breit Hauptmann sein Portfolio diversifiziert, macht ein Blick in die Einzeltitel deutlich: Die Top-Holding, der IT-Konzern Logitech, ist lediglich zu 1,2 Prozent gewichtet. Die Swiss Life Holding AG kommt als größtes Finanzinstitut auf knapp 0,9 Prozent. Die Volatilität des Fonds über fünf Jahre ist mit 17,32 Prozent zwar etwas höher als die des Peergroup-Durchschnitts (11,76 Prozent). Dafür kann die Sharpe Ratio mit 1,19 im Vergleich zu 0,90 überzeugen.

Zweitstärkster Performer ist der MainFirst Top European Ideas A (ISIN: LU0308864023). Das Fondsmanagement-Team um Olgerd Eichler erreichte in den vergangenen fünf Jahren ein Plus von 168,1 Prozent, bei einer Volatilität von 14,3 Prozent und einer Sharpe Ratio von 1,31. Gesamtbewertung: FondsNote 2. Gut ein Drittel des 1,73 Milliarden Euro großen Fondsvolumens investiert Eichler in Finanztitel. 16,8 Prozent fließen in Industriewerte. Deutsche Aktien machen mit 37,3 Prozent den größten Teil des Portfolios aus. Italienische kommen auf 13,6 Prozent und österreichische auf zwölf Prozent. Unter „Top European Ideas“ verstehen Eichler und sein Team Unternehmen mit dominanter Markposition, die überdurchschnittliches Gewinnwachstum generieren. Europas größter Einzelhändler Carrefour ist zu knapp acht Prozent gewichtet, der Autohersteller Porsche zu 7,3 Prozent und der Industriegigant Thyssen Krupp zu 7,1 Prozent.

Mit einem Fünfjahresplus von 160,1 Prozent belegt der JPM Europe Equity Plus A (ISIN: LU0289089384) von JP Morgan den dritten Rang. Der rund zwei Milliarden Euro große Fonds trägt die FondsNote 2. Die Volatilität liegt mit 13,2 Prozent nur leicht über dem Peergroup-Durchschnitt, die Sharpe Ratio ist mit 1,37 klar besser. Die Fondsmanager Michael Barakos und Nicholas Horne setzen ebenfalls stark auf Finanztitel. Sie machen fast ein Viertel des Portfolios aus. Industrietitel sind als zweitstärkster Sektor mit 9,9 Prozent deutlich schwächer gewichtet. Auf zyklische Konsumgüter entfallen 9,8 Prozent. 27,6 Prozent des Fondsvolumens investieren die Fondsmanager in britische Aktien, 13,6 Prozent in deutsche und 13,1 Prozent in französische. Top-Holdings sind Royal Dutch Shell (2,9 Prozent), Novartis (2,6 Prozent) und BP (2,4 Prozent).

Fidelity mit dem größten Fonds

Der größte Fonds der Peergroup kommt von Fidelity Worldwide Investment: Der Fidelity European Growth (ISIN: LU0048578792) hat ein Volumen von rund sieben Milliarden Euro. Mit einem Plus von 77,6 Prozent über fünf Jahre kommt Fondsmanager Matthew Siddle aber nicht an die Top-Performer der Peergroup heran. Die Volatilität des Fonds ist mit 13,6 Prozent leicht höher als die der Peergroup und die Sharpe Ratio mit 0,68 geringer. Daher nur FondsNote 4. Die sieben Milliarden Euro steckt Siddle nicht wie die Manager der drei anderen Fonds hauptsächlich in Finanztitel, sondern in Konsumgüter. Sie machen 18,1 Prozent des Portfolios aus, während Finanzwerte auf 17,7 Prozent kommen. Dahinter folgt der Gesundheitssektor mit 16,1 Prozent. Siddle mag britische Aktien. Auf das Vereinigte Königreich entfallen 40,8 Prozent des Fondsvolumens. Die Top-Holdings sind Royal Dutch Shell (4,7 Prozent), Sanofi (4,2 Prozent) und Nestlé (3,7 Prozent).

Glückspiel-Fonds 2014 am stärksten

Ein Fonds sticht aus der Peergroup heraus. Aber nicht wegen seiner Performance über fünf Jahre. Da bringt er 99,9 Prozent aufs Papier. Der WSS-Europa (ISIN: AT0000497227) von WSS Vermögensmanagement weiß jedoch seit Jahresbeginn zu überzeugen. Bis zum 30. April schaffte das Fondsmanagement-Team eine Wertentwicklung von beeindruckenden 15,6 Prozent. Zum Vergleich: Die Peergroup schaffte im Durchschnitt 2,9 Prozent und der zweitbeste Performer in 2014 – der Deka STOXX Europe Strong Value 20 ETF (ISIN: DE000ETFL045) – kommt auf ein Plus von knapp zehn Prozent. Der nur 10,8 Millionen Euro große Fonds ist allerdings sehr schwankungsanfällig. Die Volatilität über fünf Jahre liegt bei 27,7 Prozent – die höchste der Peergroup. Die Sharpe Ratio beträgt 0,43. Der Fonds investiert ausschließlich in Deutschland, Österreich, der Schweiz und der Niederlande. Angaben zu Länder- oder Sektorgewichtungen macht die Gesellschaft nicht. Die Top-Holdings sind aber interessant: Mit Bwin und Bet at Home sind ein österreichischer und ein deutsche Wettanbieter aus dem Glücksspielsektor mit 7,8 Prozent bzw. 7,1 Prozent am stärksten gewichtet. Es bleibt abzuwarten, ob das Fondsmanagement-Team  nur Glück mit dem bisherigen starken Jahresergebnis hatte, oder ob es so weitergeht.

Aktienfonds Europa: Gute Entwicklung in den vergangenen fünf Jahren

Quelle: FINANZEN FundAnalyzer (FVBS)

(PD)

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