Mountain-View war bislang in erster Linie bekannt für seine umfangreiche Datenbank, die unzählige Fondsinformationen vorhält. Nun hat der österreichische Anbieter die Daten mit einem neuen Tool verknüpft, das tief gehende Portfolioanalysen ermöglicht. Ein Überblick
22.01.2024 | 12:02 Uhr von «Ronny Kohl»
Mountain-View Data (MVD), einer der führenden Datenanbieter zu Fonds und ETFs in der DACH-Region, hat seine Angebotspalette um das „MVD Portfolio Analyse Tool“ erweitert. „Dabei handelt es sich um eine inhaltlich umfassende und in der Handhabung einfache B2C-Online-
lösung für den vollständigen Portfolio-Look-Through und ermöglicht den Nutzern eine transparente Durchrechnung aller Ebenen ihres Portfolios“, erklärt Christoph Napetschnig, Head of Content Management bei Mountain-View. Beispielsweise liefert das Tool auf Basis von strukturierten Detailanalysen hinsichtlich Währungs- und Länderverteilung, Branchenallokationen und auch einer Einschätzung hinsichtlich etwaiger Klumpenrisiken eine eingehende Analyse von Anlegerportfolios.
„Auch das Thema Nachhaltigkeit nach dem Motto ‚Investieren mit Impact‘ kommt in dem Tool nicht zu kurz“, betont Napetschnig. Ebenso wie die übergeordnete Portfolioanalyse liefert das MVD-Programm auf Knopfdruck eine Überprüfung aller Investments auf ökologische, soziale und ethische Kriterien, beispielsweise Kohleenergie, Menschenrechte und Tierversuche.
Transparenz auf Wunsch der Kunden
Hintergrund des Produktlaunchs sei die nachdrückliche Forderung des Finanzmarkts nach Transparenz im Rahmen der immer strenger werdenden gesetzlichen Regelungen, räumt der MVD-Experte ein. „Es gab bisher kaum geeignete Werkzeuge oder Tools dafür, auf die Marktteilnehmende zugreifen konnten – schon gar nicht in dieser umfassenden Datentiefe, bei der zigtausende Datenparameter in einem einzigen Endprodukt gebündelt werden.“
Den finalen Anstoß zur Entwicklung dieses Tools gab es im Jahr 2021, als MVD gemeinsam mit einer der größten deutschen Banken ein White-Label-Analysetool für deren Kunden auf den Markt gebracht hat. Da die Entwicklung schnell vorangeschritten ist, gibt es das „MVD Portfolio Analyse Tool“ inzwischen in unterschiedlichsten Varianten – exakt auf die Anforderung der jeweiligen Kunden zugeschnitten, wobei die Bedienungsfreundlichkeit im Vordergrund steht.
„Wir haben unser Portfolio Analyse Tool als High-End-Onlinelösung entwickelt, die von den Nutzern mittels eigener Zugangsdaten bequem vom Büro oder auch von zu Hause aus bedienbar ist“, sagt Napetschnig. Damit eigne es sich „wegen seiner universellen Einsetzbarkeit und der Datentiefe“ sowohl für professionelle Anwendungen – beispielsweise für Banken, Pensionskassen oder Versicherungen sowie Anlageberater – als auch für den privaten Gebrauch. Zudem werde das Tool laufend „state of the art“ weiterentwickelt und online upgedatet, „um den hohen Ansprüchen des Marktes stets gerecht zu werden“.
Praktisches Beispiel
Zur Veranschaulichung des Portfolio Analyse Tools hat MVD ein fiktives Musterportfolio erstellt, das aus sechs Einzelaktien (vorwiegend US-Techgiganten), drei Aktienfonds, drei Mischfonds und einem Rentenfonds besteht. Die Analyse liefert dann im ersten Schritt die Aufteilung der Assetklassen im Portfolio (s. Grafik r. o.).
Daraus wird im Beispiel sofort das Übergewicht von Aktien ersichtlich, die sich auf satte 84,44 Prozent summieren, womit die Entwicklung des Gesamtportfolios maßgeblich von der Entwicklung dieser Assetklasse abhängt. „Der Anleger erkennt damit, dass er durch seine risikofreudige Investmentstrategie zwar besonders hohe Gewinne erzielen kann, im schlimmsten Fall aber auch massive Verluste hinnehmen muss“, analysiert Napetschnig.
Überdies liefert das Tool auch eine Branchenstruktur, was sich auf Sektoren und auch Subsektoren ausweiten lässt, um ein mögliches Klumpenrisiko im Portfolio sichtbar zu machen (s. Grafik r. m.). So macht der Sektor IT/Telekommunikation im Beispiel fast ein Viertel des Aktienvolumens aus. „Die tiefer gehende Analyse würde schließlich noch die Information liefern, dass der Anleger mit über sieben Prozent des Portfolios im Subsektor Software investiert ist“, ergänzt der MVD-Analyst.
Ähnlich das Vorgehen im Anleihesegment. Hier kann zunächst festgestellt werden, dass 12,57 Prozent des Portfolios in Zinspapieren stecken. Die tiefere Analyse schlüsselt sodann das Portfolio in einzelne Subkategorien wie Unternehmensanleihen und Staatsanleihen auf (s. Grafik r. u.). Darüber hinaus sind Analysen bezüglich Bonität, Laufzeitstruktur, Währungen und auch Einzelemittenten möglich.
Analyse der Nachhaltigkeit
Immer mehr Investoren achten bei der Geldanlage darauf, dass ihr Kapital nicht in Konzerne oder Länder fließt, die dem Klima und der Umwelt schaden, Menschenrechtsverletzungen begehen oder von Waffengeschäften profitieren. „Dies ist bei einem breit gestreuten Portfolio bestehend aus vielen Fonds mit oft undurchsichtigen Ebenen nicht einfach zu durchleuchten“, weiß Napetschnig – „doch auch hier schafft unser Portfolio Analyse Tool Transparenz“ .
Unabhängig davon, ob nachhaltige Investments für
die Nutzer des Tools die Hauptausrichtung ihres Portfolios sein sollen oder
lediglich eine untergeordnete Nebenrolle spielen – der Ergebnisreport
bietet im Rahmen der vollständigen Fondsdurchrechnung eine Übersicht über die
Investments in kontroverse Geschäftspraktiken wie Produktion von ABC-Waffen
oder umweltschädigender Kohleenergie. Zugleich wird auch der Anteil an grünen
Investments berechnet, also beispiels-
weise welcher Anteil des Portfoliovolumens in erneuerbare Energien fließt oder
in Unternehmen und Länder, die sich besonders für den Klima- und Umweltschutz
einsetzen.
„Die Idee einer solchen Durchrechnung basierend auf negativen und positiven Kriterien entstand bei uns bereits Anfang der 2000er-Jahre im Rahmen der Entwicklung unserer Nachhaltigkeits-Fondskennzahl „Ethisch Dynamischer Anteil“ (EDA), die wir 2010 patentiert haben“, führt Napetschnig weiter aus.
Die EDA-Kennzahl werde seither von vielen professionellen Kunden quasi als eigene Maßeinheit für die Berechnung der Nachhaltigkeit ihrer Fonds verwendet und basiert auf exakt ausgewählten Negativ- und Positivkriterien. „Nicht ohne Stolz können wir sagen, dass EDA als die erste Kennzahl im Finanzmarkt gilt, die die Nachhaltigkeit eines Fonds mittels einer Komplettdurchrechnung seiner Investments messbar gemacht hat“, sagt der MVD-Analyst.
Greenwashing? Keine Chance!
Die roten Balken im Ergebnisreport geben beispielsweise visuell wider, in welchem Ausmaß bestimmte Negativkriterien von einem Fonds oder einem Portfolio verletzt werden. „Die Befüllung der Balken in Rot erfolgt anhand spezieller Vorgaben, die von Mountain-View Data im Rahmen der EDA-Berechnung aufgrund der unterschiedlichen Schweregrade der jeweiligen Prüfungskriterien sorgfältig definiert wurden“, erläutert Napetschnig.
Somit erleichtert das „MVD Portfolio Analyse Tool“ auch die Umsetzung nachhaltiger Strategien. Nutzer können mithilfe der Darstellung einzelner Kriterien beziehungsweise ihrer Investitionshöhe leicht erkennen, in welchen Bereichen Negativkriterien verletzt werden und Handlungsbedarf besteht. Darüber hinaus bietet Mountain-View Data Kunden die Möglichkeit, für detailliertere Analysen auf Fonds- und Einzeltitelebene mit dem hausinternen Research-Team in Verbindung zu treten.
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