FR Weekly: Politisches Risiko dominiert die Märkte

Die Kapitalmärkte stehen unter dem Eindruck globaler politischer Querelen und blenden gute Wirtschaftsdaten aus

28.05.2018 | 10:35 Uhr von «Dominik Weiss»

Mit 12.938 Punkten schloss der DAX am Freitag mit einem Minus von knapp 150 Punkten (-1,1%) gegenüber dem Wochenauftakt. Anleger zeigten sich angesichts der rund um den Globus verstreuten, schwelenden Handelskonflikte der USA verunsichert. Zwar gab es keine Neuigkeiten im Streit mit dem Iran und Venezuela, aber US-Präsident Trump stellte das anberaumte Treffen mit dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un zunächst wieder infrage. Zudem relativierte er den Fortschritt einer Einigung im Handelsstreit mit China. Darüber hinaus wurde bekannt, dass Trump Strafzölle auf Auto-Importe aus der EU erheben möchte. Für Claudia Windt von der Helaba wird die Gemengelage die Märkte noch eine Weile beschäftigen. Derzeit habe es nicht den Anschein, dass die Sorgen um einen Handelskonflikt schnell nachlassen werden. 

Positive Wirtschaft

Dennoch fing sich der deutsche Blue-Chips Index zum Wochenausklang und schloss am Freitag mit einem kleinen Plus (0,6%) gegenüber dem Vortag. Grund dafür sind nach wie vor gute wirtschaftliche Daten. So konnte der ifo-Geschäftsklimaindex seine Talfahrt beenden. Das Stimmungsbarometer war in den Vormonaten konstant gefallen. Es bleibt im Mai mit 102,2 Punkten auf dem Niveau des Vormonats. Für ifo-Präsident Clemens Fuest ein positives Signal: „Die deutsche Wirtschaft behauptet sich gut in einer schwierigen Weltlage“, so der Chefökonom. 

EU-Krise aufgeschoben

Auch der gegenwärtige Euro-Kurs sollte die Aktienmärkte eigentlich beflügeln. Ein schwacher Euro hilft der Exportwirtschaft. Am Freitag war der Euro auf 1,1646 USD - ein Sechsmonatstief - gerutscht. Experten machen dafür unter anderem die Lage in der drittgrößten EU-Volkswirtschaft Italien verantwortlich. Zum Wochenausklang stand die Regierungsbildung der EU-kritischer Parteien  5 Sterne und Lega kurz vor dem Abschluss. Gestern verweigerte Präsident Materella der Koalition seine Zustimmung. Das bedeutet Neuwahlen und auf der einen Seite, dass eine zweite EU-Schuldenkrise erst einmal vom Tisch ist. Dennoch blieben die Unsicherheiten in Italien, so Klaus Dieter Foertsch, Experte der Nord/LB, denn die Lösung der italienischen Probleme sei damit nur aufgeschoben. 

Ölförderung stabil

Positive konjunkturelle Signale kommen auch vom Ölmarkt. Mit Saudi-Arabien und Russland äußerten gleich zwei Big-Player im internationalen Ölgeschäft, die Fördermenge künftig erhöhen zu wollen. Die Preise für Brent und WTI gaben darauf deutlich nach. Sie waren nach Bekanntwerden der US-Iransanktionen, die dem Ölmarkt bis zu 1 Mio. Barrel pro Tag entziehen könnten, steil angezogen. 

Steigende Ölproduktion der USA

Quelle: guidance

Unberechtigt, meint Clemens Schmale, Finanzmarktexperte des Analysehauses Guidance. Auf dem Ölmarkt gebe es angesichts der steil ansteigenden Fördermengen der USA sowie dem bis dato weiter fließenden Öl aus dem Iran keine Ölknappheit – denn noch seien die US-Sanktionen nicht in Kraft. 


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