Goldpreis: Terminmarktprofis per Saldo zuversichtlicher

Unmittelbar vor den US-Präsidentschaftswahlen hat sich laut Commitments of Traders-Report der US-Aufsichtsbehörde CFTC an den Terminmärkten relativ wenig getan.

03.11.2020 | 12:30 Uhr von «Jörg Bernhard»

Leicht nachgelassen hat in der Woche zum 27. Oktober das allgemeine Interesse an Gold-Futures. So hat sich zum Beispiel die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) von 563.000 auf 560.900 Futures (-0,4 Prozent) reduziert. Während unter den Großspekulanten (Non-Commercials) die Skepsis wuchs, nahm unter den Kleinspekulanten (Non-Reportables) der Optimismus deutlich zu. Dies führte bei der kumulierten Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten per Saldo zu einem Plus von 294.100 auf 296.500 Kontrakte (+0,8 Prozent). Noch ausgeprägter war der Optimismus letztmals am 21. Juli.

Kleine Terminspekulanten waren diesmal die treibenden Kräfte. Weil sie ihre Long-Seite (plus 4.800 Kontrakte) stärker ausgebaut haben als ihr Short-Exposure (plus 1.500 Futures), erhöhte sich deren Netto-Long-Position von 44.500 auf 47.800 Futures (+7,4 Prozent) recht deutlich. Großspekulanten fielen hingegen dadurch auf, dass sie sowohl ihr Long-Engagement (minus 14.100 Futures) als auch ihre Short-Seite (minus 13.200 Kontrakte) massiv zurückgefahren haben, was zu einem Rückgang ihrer Netto-Long-Position von 249.600 auf 248.600 Futures (-0,4 Prozent) geführt hat. Offensichtlich will diese Gruppe von Marktakteuren vor der morgigen Wahl vor allem eines - Risiko reduzieren.

Fast 24 Prozent Plus nach zehn Monaten

Der Krisenschutz Gold befindet sich auf gutem Weg, die im Vorjahr auf Dollarbasis erzielte Performance von fast 19 Prozent deutlich zu übertreffen. In den ersten zehn Monaten hat sich nämlich das gelbe Edelmetall bereits um 23,8 Prozent verteuert. Aktienindizes wie DAX (-12,8 Prozent) oder Dow (-7,1 Prozent) gerieten dabei eindeutig ins Hintertreffen. Angesichts der Tatsache, dass der IWF für dieses Jahr mit dem stärksten Einbruch der Weltwirtschaft seit fast 100 Jahren rechnet, hätte man sich über eine noch heftigere Kapitalflucht nicht beklagen dürfen. Ein Nachfrageboom kann man vor allem bei Investoren ausmachen, die sich bei physisch besicherten Gold-ETFs erfahrungsgemäß besonders stark engagieren. Laut World Gold Council beliefen sich die weltweiten Nettozuflüsse bei Gold-ETFs auf immerhin 1.027,1 Tonnen (Stand: 23. Oktober).

Die Wahrscheinlichkeit, dass deren Goldhunger höchstwahrscheinlich eher zu- als abnehmen dürfte, legt folgender Sachverhalt nahe. Mit einem Marktwert von fast 1,9 Billionen Dollar gilt in den USA das Technologieunternehmen Apple derzeit als klare Nummer Eins. Umgerechnet in Gold entspräche dies einem Gewicht von mehr als 31.000 Tonnen. Man muss kein Prophet sein, um massive Versorgungsengpässe zu prognostizieren, falls eine massive Flucht aus Aktien, Anleihen oder Immobilien in den sicheren Hafen Gold einsetzen sollte. Aus diesem Grund bietet sich an, regelmäßig in Gold zu investieren. Hierfür spricht vor allem der Cost-Average-Effekt, der auch bei Fondsparplänen in den vergangenen Jahrzehnten wertvolle Dienste geleistet hat.

Das Schutzbedürfnis der Anleger dürfte uns noch viele Jahre erhalten bleiben. Alternative Währungen wie Edelmetalle oder Kryptowährungen haben daher auf jeden Fall ihre Daseinsberechtigung und dürften mittel- bis langfristig stark gefragt bleiben.

Dieser Artikel erschien am 03.11.2020 auf boerse-online.de

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