Impact Investing: Mehr als Geld vermehren

Immer mehr Menschen glauben, dass ihr Geld mehr tun sollte als sich nur zu vermehren. Sie wollen mit ihren Investments eine soziale und ökologische Wirkung erzielen – durch Impact Investing.

02.04.2019 | 12:03 Uhr von «Thomas Gräf»

Impact Investing wird gemeinhin definiert als „Investment in Unternehmen, Organisationen und fonds mit der Absicht, meßbare soziale oder ökologische Wirkung zusammen mit einem finanziellen Ertrag zu erzielen.“ Oder kürzer: Gutes tun und dabei Geld verdienen. Der Begriff tauchte 2007 zum ersten Mal auf; damals  war der Markt für sozial und ökologische Investments nur wenige Milliarden US$ schwer. Bis Ende 2017 wuchsen die Vermögenswerte auf rund 228 Mrd. US$, das ergaben zumindest die Schätzungen des Global Impact Investing Network GIIN.

Nun hat die Organisation einen Bericht für das vergangene Jahr herausgegeben, der das gesamte Kapital, das in Impact-Investing-Vehikeln angelegt ist, auf über eine halbe Billion, genauer 502 Milliarden US$ beziffert, die von 1.340 Organisationen weltweit verwaltet werden. Und allem Anschein nach hat sich das Volumen dieser Assets bislang jedes Jahr verdoppelt.

Nach Ansicht von Sapna Shah, Leiter Strategie bei GIIN, sind genaue und verlässliche Zahlen über den Markt die Voraussetzung, damit Investoren und Asset Manager Impact Investing mit ähnlichen Asset-Klassen vergleichen können und ein Gefühl dafür gewinnen, wieviel Kapital zur Verfügung steht und wohin sich der Markt entwickeln kann: „Eine Zahl kann tatsächlich ein Investment auslösen.“

Der Gesamtmarkt für nachhaltige Investments nach den Grundsätzen von Ökologie, Sozialem und guter Unternehmensführung (ESG) wird für das vergangene Jahr auf rund 12,6 Billionen US$ geschätzt. Für das Impact Investing lagen hingegen noch keine belastbaren Zahlen vor. Der nun erschienene Bericht zeigt, dass mehr als die Hälfte der Assets in diesem Sektor von etwa 860 Managern in Form von Venture Capital, Private Equity, Fixed Income, Immobilien (Wälder, Ackerland etc.), und börsengehandelten Aktien verwaltet wird.

Weitere 27 % werden durch Förderbanken gehalten, die zumindest teilweise in den Händen von Staaten oder supranationalen Organisationen liegen. Stiftungen verwalten weitere zwei Prozent und Familie Offices knapp ein Prozent der Assets, die unter den Begriff fallen. Darin enthalten ist jedoch nicht das Engagement sogenannter High Networth Individuals, von Superreichen, die sich Institutionen wie Venture Capital oder Private Equity Fonds investieren.

Dass Impact Investing derzeit voll im Trend liegt, zeigt sich darin, dass auch die bekannten Namen der Branche bereits ihre Dienste in diesem Segment anbieten, darunter UBS Wealth Management und Goldman Sachs Asset Management, und auch große private Stiftungen wie die Ford Foundation oder die Michael & Susan Dell Foundation sich engagieren.

Die wachsende Popularität lässt bereits Befürchtungen aufkommen, dass einige Fondsmanager zwar als Impact Investoren auftreten, tatsächlich aber wenig soziale und ökologische Wirkung erzielen. Das hat die International Finance Corporation, eine Abteilung der Weltbank, dazu veranlasst, Impact Investing zu definieren und ein Regelwerk für verantwortungsvolle Kapitalanlagen zu erstellen.

Dass soziale und ökologische Faktoren bei der Vermögensanlage immer stärkere Bedeutung finden, ist ein Zeichen für einen tiefgreifenden Wandel der Finanzmärkte, meint die GIIN: Eine wachsende Zahl von Menschen glaubt, dass ihr Geld mehr tun sollte als sich lediglich zu vermehren.

Dazu gehört bereits eine wachsende Liste von Namen bekannter Persönlichkeiten, darunter auch der Musiker Paul David Hewson von der Band U2, der zusammen mit der Investment-Firma TPG Growth im Januar das Research-Unternehmen Y Analytics aus der Taufe gehoben hat, das Investoren helfen will, die Effektivität ihrer Nachhaltigkeits-Ziele besser abschätzen zu können.

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