Robo-Advisor – Wo trennt sich die Spreu vom Weizen? (II)
FondsConsult hat im Detail analysiert, bei welchen Robo-Advisor-Anbietern Rendite und Verlustbegrenzung stimmt. Die Corona-Krise brachte in dieser Hinsicht neue Herausforderungen12.06.2020 | 15:00 Uhr von «Christian Bayer»
Im Wettbewerb
Anbieter mit einem Track Record von mindestens zwei Jahren mussten in der
aktuellen FondsConsult-Studie in vier Risikokategorien ihr Können beweisen. Die
Anlagestrategien werden durch die jeweils mögliche maximale Aktiengewichtung
unterschieden. Sie reichen von defensiv (maximal 40 Prozent Aktienquote) über
ausgewogen (maximal 60 Prozent) und dynamisch (maximal 80 Prozent) bis hin zu
offensiv (maximal 100 Prozent). Die Renditen wurden über ein und zwei Jahre verglichen,
Sharpe Ratio, Volatilität und maximaler Verlust wurden jeweils über zwei Jahre unter
die Lupe genommen. Der gewählte Zweijahreszeitraum umfasst Perioden, in denen
die Robo-Advisor zeigen konnten, ob in Krisenphasen auch die Verlustbegrenzung
gelingt. „Dieser beinhaltet mit der Marktkorrektur im vierten Quartal 2018
sowie vor allem dem Bärenmarkt im ersten Quartal 2020 zwei Stressphasen mit
deutlich erhöhter Volatilität“, so FondsConsult.
Überzeugende Resultate
Bei den defensiven, ausgewogenen und dynamischen Strategien hat der Anbieter
Minveo im Scoring unangefochten das beste Ergebnis abgeliefert. „Herausragend
sind zuallererst die Risikokennzahlen. So konnte der maximale Verlust im ersten
Quartal 2020 signifikant beschränkt werden. Eine Sharpe Ratio von deutlich über
1 ist vor dem Hintergrund der volatilen Marktphasen in 2018 und 2020 ebenfalls
ein hervorragendes Resultat“, so die FondsConsult-Experten. Selbst in der
dynamischen Anlagestrategie konnte der Anbieter im ersten Quartal 2020 den
Verlust auf -3,61 Prozent begrenzen. Bei den offensiven Strategien war Minveo
nicht im Rennen.
Im Scoring schnitt auch der Anbieter Solidvest überdurchschnittlich
ab. Bei den defensiven und ausgewogenen Strategien sicherte sich der Anbieter
jeweils den zweiten Platz. Solidvest konnte beispielsweise bei den defensiven
Strategien mit einer guten Wertentwicklung von 6,08 Prozent und einer Sharpe
Ratio von 0,73, jeweils auf den Zeitraum von zwei Jahren betrachtet, punkten. Bei
den offensiven Strategien gelang sogar der Sprung auf den ersten Platz. Solidvest
war der einzige Anbieter, der mit einem Plus von fünf Prozent in zwei Jahren in
dieser Kategorie überhaupt ein positives Ergebnis aufgewiesen hat. „In
gewohnter Weise überzeugt das ausbalancierte Rendite-Risiko-Profil“, so
FondsConsult. Im ersten Quartal 2020 hat Solidvest unter allen Anbietern der
offensiven Strategien das Minus mit 14,98 Prozent am stärksten begrenzt.
Schwache Performance
In allen vier geprüften Strategien hat der Anbieter quirion am wenigsten
überzeugt. Bei der ausgewogenen Strategie verbuchte quirion auf Sicht von einem
Jahr ein zweistelliges prozentuales Minus. Im Zweijahreszeitraum lag der
maximale Verlust bei überdurchschnittlich hohen -16,23 Prozent. Auch in dem von
der Corona-Krise bestimmten ersten Quartal 2020 hat quirion in allen vier
Kategorien die höchsten Verluste eingefahren. Selbst in der defensiven
Strategie mussten Investoren im ersten Quartal 2020 ein Minus von 11,77 Prozent
verkraften. Der Robo-Advisor-Marktführer Scalable hat bei der offensiven
Strategie nicht überzeugt. Dazu beigetragen hat ein auffallend hoher Verlust
von -15,34 Prozent auf Jahressicht.
Spitzenreiter und Schlusslichter
Bei der Zusammenfassung der quantitativen Ergebnisse lag Minveo mit einer Note von 1,0 unangefochten an der Spitze. „Entscheidend war dafür das sehr reagible (selbstlernende) Risikomanagement, dass in Abgrenzung zu einer Systematik mit fest definierten Vorgaben (v. a. VaR), laufend große Datenmengen analysiert und daraus Entscheidungsregeln ableitet“, so FondsConsult. Den zweiten Platz mit einer Note von 1,7 im Scoring erzielte Solidvest. Mit 3,7 bildete dagegen der Anbieter quirion das Schlusslicht. Bei der Gesamtwertung wurden die Noten der quantitativen und qualitativen Analyse gleichgewichtet zusammengeführt. Mit einer Gesamtnote von 1,7 und einer Wertung von „Gut+“ teilen sich Minveo und Solidvest das Siegertreppchen. Die Schlusslichter bilden mit einer Gesamtnote von 3,0 und der Wertung „Befriedigend“ die Anbieter peningar und Warburg Navigator.
Robo-Advisor – Wo trennt sich die Spreu vom Weizen? Teil I finden Sie hier.