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Aktienfonds mit kleinen und mittelgroßen deutschen Unternehmen könnten jetzt durchstarten.
Mid Caps

Mit Top-MidCap-Fonds das Feld von hinten aufrollen

Die Aktienkurse von US-MidCaps entwickeln sich derzeit deutlich besser als der Gesamtmarkt. Das könnte nun auch in Deutschland passieren. Denn viele kleinere und mittelgroße Unternehmen hierzulande sind an der Börse unterbewertet.

17.07.2024 | 14:30 Uhr

Der MDAX, so scheint es, hat seine besten Zeiten hinter sich. Beginnend mit der Indexreform vor drei Jahren, als der MDAX von 60 auf 50 Werte zusammengestrichen wurde, schwächelt der einstige Überperformer. Seit dem 21. September 2021 – dem Tag, als die zehn größten MDAX-Werte in den DAX aufgestiegen sind – hat der MDAX bis heute fast 26 Prozent an Wert verloren, während der DAX rund 22 Prozent an Wert gewonnen hat. Beim TecDAX sieht es kaum besser aus. Minus elf Prozent stehen für denselben Zeitraum zu Buche.

Dass Aktien mittelgroßer und kleinerer Unternehmen sich im Vergleich zu den Large Caps in den vergangenen drei Jahren so schlecht entwickelt haben, liegt nicht nur an der Indexreform der Deutschen Börse. Das Phänomen ist international. Auch in den USA schnitt der Russell 2000 Index seit dem September 2021 (+13%) deutlich schlechter ab als etwa der S&P 500 (+28%) oder der NASDAQ 100 Index (+35%). Einer der Hauptgründe dafür war bisher, dass vor allem die Aktien ganz großer Tech-Unternehmen wie Apple, Nvidia oder Microsoft in den vergangenen Jahren massiv Anlegerkapital angezogen haben. Schon die Werte in der zweiten Reihe der Standardindizes taten sich im Vergleich dazu schwer. Die kleinen und mittelgroßen Unternehmen in den Midcap-Indizes wurden von vielen Anlegern geradezu ignoriert. Zu Unrecht, wie sich bei näherer Betrachtung nun herausstellt. 

Während sich immer mehr Investoren darüber Gedanken machen, ob sie den Anteil der mittlerweile sehr sportlich bewerteten Aktien der sogenannten „Magnificent 7“ in ihrem Portfolio vielleicht reduzieren sollten, rücken zunehmend günstig bewertete Nebenwerte mit Aufholpotenzial in den Fokus. In den USA zeigt sich dies deutlich an der sehr starken Performance des Russell 2000 in den zurückliegenden vier Wochen, die in deutlichem Kontrast zu den Jahren davor steht. Während der S&P 500 im vergangenen Monat 2,8 Prozent gestiegen ist und der NASDAQ 100 Index nur 2,4 Prozent zulegen konnte, zog der US-Nebenwerte-Index mit einem Plus von 6,6 Prozent weit davon.

Das mögliche Comeback der deutschen Nebenwerte

Eine ähnliche Entwicklung wie in den USA erwarten nun auch immer mehr Analysten für den deutschen Markt. „Wir sind davon überzeugt, dass Small und Mid Caps ein höheres langfristiges Gewinnwachstum zusammen mit einem Bewertungsabschlag bieten und sich in der zweiten Jahreshälfte 2024 besser entwickeln dürften, insbesondere in Europa“, sagt Laurent Denize, Global Co-CIO von ODDO BHF. „Mit der nun einsetzenden geldpolitischen Lockerung seitens der EZB werden die Auswirkungen der letzten zwei Jahre zurückgedreht. Das dürfte kleinen und mittelgroßen Unternehmen zugutekommen“, so Denize. Thomas Seppi, Vorstand der Frankfurt Performance Management AG, ist davon überzeugt, dass gerade hierzulande die börsennotierten Mittelständler Chancen bieten. „Es gibt viele deutsche Unternehmen mit hervorragenden Geschäftsmodellen und soliden Erträgen, die historisch sehr niedrig bewertet sind“, so Seppi. Weltweit, aber insbesondere in Deutschland, böten Aktien aus der zweiten Reihe ein überdurchschnittlich hohes Potenzial.

Als Beispiel nennt Seppi TRATON SE. Das Unternehmen fertigt an 29 Standorten in 17 Ländern Lastkraftwagen der Marken MAN, Scania und Navistar. Die Volkswagen-Tochter erwirtschaftet seit Jahren hohe Gewinne. An der Börse ist der SDAX-Titel rund 15,5 Milliarden Euro wert. Wie wenig dies sei, werde im Vergleich zum US-Konkurrenten Paccar deutlich, der sehr ähnliche Unternehmens-Kennzahlen aufweise. An der Börse werde Paccar jedoch mit über 50 Milliarden Euro fast viermal so hoch bewertet wie TRATON. „Und der Clou: Paccar ist nicht teuer. Solche Bewertungsunterschiede werden an der Börse in der Regel irgendwann ausgeglichen“, so Seppi. TRATON hat in den zurückliegenden zwölf Monaten bereits angesetzt, den Beweis für die These anzutreten. Der Aktienkurs ist um rund 58 Prozent gestiegen, während das Kursplus bei Paccar im selben Zeitraum nur 23,5 Prozent betrug. Und TRATON sei nur ein Beispiel unter vielen. Historisch gesehen flösse in Krisenphasen und bei steigenden Zinsen Kapital in die großen Werte. „Am Ende dieser Phasen waren die Nebenwerte aber immer die erfolgreichsten Aktien“, erklärt Seppi. Für geduldige Investoren, die nach unterbewerteten Unternehmen suchten, sei der Tisch nun reich gedeckt.

Gemanagte Fonds besser als MidCap-Indexprodukte

Die Frage, mit welcher Art von Fonds Anleger von der bereits einsetzenden Kurserholung am besten profitieren können, ist schnell beantwortet: Stock Picking ist sehr offensichtlich im Segment der deutschen Nebenwerte für Anleger wichtig und ein entscheidender Faktor. Das zeigen die Performance-Statistiken. Die meisten Aktienfonds, die in deutsche Mid- und Small-Caps investieren, haben zuletzt deutlich besser abgeschnitten als die in Deutschland handelbaren ETFs auf den MDAX.

An erster Stelle zu nennen ist hier der Value-Holdings Deutschland von VP Fund Solution in Liechtenstein. Der Aktienfonds investiert aktuell rund 97 Prozent des Fondskapitals in börsennotierte deutsche Mittelstandsunternehmen und mischt einige europäische Nebenwerte ins Portfolio bei. Die Branchengewichtung ist klassisch: Aktien von Automobilzulieferern, Landwirtschafts-, Bau-, Industrie- und Chemieunternehmen machen rund 60 Prozent des Fondsvermögens aus. Hightech-Werte spielen im Portfolio keine Rolle. Die beiden größten Titel im Portfolio sind SAF Holland SE und TRATON SE, die sich auch im Nebenwerteindex SDAX wiederfinden, dort aber ganz anders gewichtet sind. Es gibt auch Überschneidungen des Portfolios mit dem MDAX. Doch der Index dient, das ist deutlich zu sehen, nicht als Vorbild für die Anlagepolitik des Fonds. 

Auf Platz zwei rangiert der DWS Concept Platow, der seit Jahren von Christoph Frank und Roger Peeters gemanagt wird. Deren Investmentstrategie basiert auf einem klaren Analyseprozess von fundamentalen Kennzahlen und bilanziellen Parametern. Benchmark- oder Tradingaspekte spielen nahezu keine Rolle. Die beiden Stock Picker wählen aus einem Universum von rund 800 Titeln in der Regel 35 bis 60 Werte fürs Portfolio heraus. Dabei wird zwar der gesamte deutsche Aktienmarkt ins Visier genommen, es stehen allerdings meist Titel aus dem deutschen Mittelstand im Fokus. Dies zeigt sich auch im Portfolio, wo vor allem Unternehmen wie Krones, Vossloh und TRATON SE zu finden sind. 

Die Mehrheit der Fonds, die in Aktien mittelgroßer und kleinerer deutscher Unternehmen investieren, konnten sich dem Abwärtstrend in diesem Segment über die vergangenen drei Jahre kaum entziehen. Die meisten schnitten aber immerhin deutlich besser ab als der MDAX (siehe Tabelle). Es gibt keinen Grund dafür, dass dieser Trend sich ändern könnte.

Fazit: Anleger, die in mittelgroße und kleinere deutsche Aktienwerte investieren, sind bisher mit gemanagten Fonds besser gefahren als mit passiven Indexprodukten. Vor dem Hintergrund, dass etliche deutsche Small- und Midcaps in den vergangenen zwölf Monaten bereits einen Turnaround vollzogen haben, könnte es sich jetzt lohnen, Positionen in diesem Bereich auszubauen.

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