Schule versagt beim Thema Wirtschaft und Finanzen

Eine repräsentative Umfrage unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alter von 14 bis 24 Jahren zeigt, wie dringend Nachholbedarf im Bereich der Finanzbildung in Deutschland besteht. Die vom Bundesverband deutscher Banken in Auftrag gegebene Studie beleuchtet Wissenslücken, steigendes Interesse an Finanzthemen und klare Forderungen an das Bildungssystem.

27.11.2024 | 13:15 Uhr

Die Ergebnisse einer aktuellen Studie zur Finanzbildung unter jungen Menschen in Deutschland sind ernüchternd. Laut der Befragung geben 80 Prozent der 14- bis 24-Jährigen an, in der Schule wenig bis gar nichts über Wirtschaft und Finanzen gelernt zu haben. Diese Wissensdefizite zeigen sich in zentralen Fragen des Finanzwissens deutlich.

Defizite bei Grundwissen zu Finanzen

Nur 18 Prozent der Jugendlichen können die ungefähre Höhe der aktuellen Inflationsrate nennen. Ebenso wissen nur 35 Prozent, dass die Europäische Zentralbank (EZB) für die Sicherung der Preisstabilität in der Eurozone verantwortlich ist. Auch beim Thema Aktien herrscht Unsicherheit: 27 Prozent der Befragten haben keine Vorstellung davon, was eine Aktie ist. Beim Begriff „betriebliche Altersvorsorge“ zeigen sich ebenfalls Lücken, denn 37 Prozent der Befragten wissen nicht, was dahintersteckt.

Fondswissen nimmt zu

Ein kleiner Lichtblick zeigt sich bei der Bekanntheit von Investmentfonds. Hier gaben 40 Prozent an, zu wissen, worum es sich handelt – ein deutlicher Fortschritt im Vergleich zu 28 Prozent im Jahr 2021.

Frauen besonders betroffen

Die Studie zeigt, dass insbesondere junge Frauen von Wissenslücken betroffen sind. So wissen 40 Prozent der befragten Frauen nicht, was eine Aktie ist. Der Begriff „Investmentfonds“ ist ihnen weniger als halb so oft bekannt wie ihren männlichen Altersgenossen. Zudem können nur 24 Prozent der Frauen die Rolle der EZB korrekt benennen.

Klare Forderungen nach besserer Finanzbildung

Die große Mehrheit der Jugendlichen sieht dringenden Handlungsbedarf. So sprechen sich 92 Prozent der Befragten für eine stärkere Vermittlung von Finanz- und Wirtschaftsthemen in der Schule aus. Zudem wünschen sich 86 Prozent ein eigenes Schulfach, das sich explizit mit diesen Themen befasst. Besonders wichtig erscheinen den Jugendlichen dabei die Themen „Umgang mit Geld“ (78 Prozent), „Altersvorsorge“ (74 Prozent) und „Rolle der Banken“ (71 Prozent).

Die Schule bleibt der zentrale Lernort

Obwohl auch außerschulische Angebote zur Finanzbildung befürwortet werden, sehen 50 Prozent der Befragten die Schulen als wichtigsten Ort für die Vermittlung von Finanzwissen. Banken und Finanzberater (13 Prozent) sowie Verbraucherorganisationen (11 Prozent) folgen erst mit großem Abstand.

Fazit: Handlungsbedarf für die Bildungspolitik

Die Jugendstudie 2024 des Bankenverband offenbart erhebliche Defizite in der Finanzbildung und zeigt zugleich ein starkes Bedürfnis der jungen Generation, sich besser über Wirtschaft und Finanzen informieren zu können. Die Forderung nach einem eigenen Schulfach könnte ein wichtiger Schritt sein, um diese Wissenslücken zu schließen und Jugendliche besser auf die finanzielle Realität vorzubereiten. Das Bildungssystem und andere Akteure sind jetzt gefragt, die Weichen für eine bessere Finanzbildung zu stellen. (jk)

Hier finden Sie die komplette Studie

Diesen Beitrag teilen: