Der indische Subkontinent hat China inzwischen als bevölkerungsreichstes Land abgelöst. Wirtschaftlich läuft es in Indien auch besser als im Reich der Mitte. Wie es an der Börse in Mumbai weitergeht und warum der Comgest Growth India einen Blick wert ist, sagen wir ihnen.
30.01.2025 | 09:30 Uhr von «Jörn Kränicke»
Fondsmanagement
Bhuvnesh Singh und Swati Madhabushi sind für denComgest Growth India verantwortlich. Das Duo managt den Fonds von Singapur aus. Bhuvnesh Singh kam 2016 zu Comgest als Analyst und Portfoliomanager, der sich auf asiatische Aktien, einschließlich indischer Aktien, spezialisiert hat. Er ist Co-Leiter der Strategien Asia ex Japan, Asia Pac ex Japan und Indien. 1999 begann Bhuvnesh Singh seine Karriere bei der Credit Suisse, wo er als Analyst für asiatische Aktien tätig war. Im Jahr 2011 wechselte er zu Barclays, wo er als Head of India Research das indische Aktiengeschäft mitleitete. Swati Madhabushi kam als Analystin und Portfoliomanagerin für indische Aktien 2019 zu Comgest. Bevor sie zu Comgest kam, war sie fünf Jahre lang bei East Capital in Hongkong tätig und konzentrierte sich auf Indien, ASEAN und die asiatischen Frontier-Märkte. Zuvor war sie auf der Sell-Side von UBS für indische Finanzwerte zuständig.
Investmentstory
Die Wahl von Donald Trump zum 47. Präsidenten der USA hat weltweit für Unsicherheit gesorgt, auch an den internationalen Börsen. Die geplante Kombination aus protektionistischen Maßnahmen wie Zöllen und Einwanderungsbeschränkungen auf der einen Seite sowie Steuersenkungen auf der anderen könnte für erhöhte Marktschwankungen sorgen. Gleichzeitig stehen Europa und China, zwei bedeutende Wirtschaftszentren, vor wirtschaftlichen Herausforderungen. In dieser angespannten Situation rückt Indien als wachstumsstarker Subkontinent verstärkt ins Blickfeld.
Indien gehört zu den attraktivsten Aktienmärkten weltweit
Für Bhuvnesh Singh, Portfoliomanager für indische Aktien bei Comgest, zählt daher Indien zu den attraktivsten Aktienmärkten außerhalb der westlichen Welt. Unter der Führung von Premierminister Narendra Modi erlebe das Land eine wirtschaftliche Aufwärtsentwicklung, die durch eine starke Binnenkonjunktur getragen wird. Neben Modis zahlreichen Reformen spielten vor allem demografische Faktoren eine Schlüsselrolle: Eine junge, technikaffine Bevölkerung und eine expandierende Mittelschicht sorge für weiteres Wachstum. Seit 2014 fördere die indische Regierung mit der „Make in India“-Initiative gezielt die heimische Produktion. „In einem solchen Markt ist es nicht schwer, wachstumsstarke Unternehmen aus verschiedenen Sektoren zu identifizieren – von Finanzdienstleistungen über Infrastruktur, Gesundheitswesen und Digitalwirtschaft bis hin zu Technologie und Industrie. Die Herausforderung besteht darin, gleichzeitig auch die entsprechende Qualität zu finden“, sagt Singh.
Nur vorübergehende Wachstumsdelle
Im November war laut Singh der indische Aktienmarkt zwar von Schwankungen geprägt, die auf die Unsicherheit rund um die US-Wahl zurückzuführen waren. Hinzu kamen auch noch schwächere Unternehmensgewinne in der ersten Hälfte des Geschäftsjahres 2025, die den Markt belasteten. Im zweiten Quartal des laufenden Geschäftsjahres wuchs das Bruttoinlandsprodukt um 5,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, nach 6,7 Prozent im vorherigen Quartal. Der Rückgang resultierte laut Singh aus unerwartet geringeren Staatsausgaben und einer verhaltenen Produktionsleistung. Für das kommende Quartal wird jedoch von den Managern eine Erholung erwartet, begünstigt durch steigende Staatsausgaben und einen stärkeren Konsum im ländlichen Raum.
Langfristig für Anleger hochattraktiv
Ein stabiles wirtschaftliches Umfeld, weniger geopolitische Belastungen, sieben Prozent BIP-Wachstum und ein zweistelliges Gewinnwachstum indischer Unternehmen bieten für Singh und Madhabushi langfristig gute Voraussetzungen für Anleger. Dennoch hielten sich laut dem Duo gerade ausländische Anleger in den vergangenen drei Jahren mit Käufen indischer Aktien zurück. Die jüngsten Konjunkturmaßnahmen in China und die anschließende Markterholung könnten jedoch das Interesse an diesem bislang wenig beachteten Marktsegment wiederbeleben. Für langfristige Investoren bieten die aktuellen Marktschwankungen laut Singh die Gelegenheit, ihre Positionen in qualitativ hochwertigen Unternehmen auszubauen. Auch ausländische Anleger, die die Rallye der letzten drei Jahre verpasst haben, könnten jetzt eine günstige Einstiegsmöglichkeit finden.
Anlagestrategie
Als klassische Stockpicker investieren Singh und Madhabushi wie alle anderen Comgest-Manager mit einem durchschnittlichen Anlagehorizont von fünf Jahren. Comgest konzentriert sich auf Qualität und konstruiert konzentrierte Portfolios aus 25 bis 50 Aktien, unabhängig von Benchmarks oder Sektorneutralität. Derzeit umfasst das Portfolio des Comgest Growth India 31 Titel. Für Comgest liegt die Qualität eines Unternehmens unter anderem in seiner Fähigkeit, seine Gewinne über mehrere Jahre hinweg kontinuierlich zu steigern und dies voraussichtlich auch in den nächsten fünf bis zehn Jahren zu tun. „Deshalb berücksichtigen wir bei der Bewertung von Unternehmen neben den harten Finanzkennzahlen auch nicht-finanzielle Kriterien. Sie bilden das Bindeglied zwischen Wachstum und Qualität und ermöglichen uns ein besseres Verständnis des langfristigen Potenzials eines Unternehmens“, so Singh.
Corporate Governance als Knackpunkt
Laut Singh geben zum Beispiel Governance-Aspekte darüber Aufschluss, vor welchen möglichen Herausforderungen das Management eines Unternehmens steht. Der Umgang mit sozialen Fragen liefert einen Hinweis auf die Qualität und die Motivation der Mitarbeiter. Ökologische Themen wiederum verraten etwas über den sinnvollen Einsatz von Ressourcen und die gesellschaftliche Akzeptanz, ohne die ein Unternehmen langfristig nicht erfolgreich operieren kann. „Indem wir auch nicht-finanzielle Komponenten in die Unternehmensanalyse einfließen lassen, können wir aus einem Universum an Wachstumstiteln wirkliche Champions herausfiltern. Solche Kriterien machen oftmals den langfristigen Qualitätsunterschied aus und reduzieren mögliche Risikofaktoren für die künftige Wertentwicklung“, erklärt Singh.
Portfolio
Eine der wichtigsten Positionen im Comgest Growth India ist etwa PowerGrid, der größte Energieversorger Indiens. Hier machen laut dem Duo erneuerbare Energieprojekte mittlerweile einen Anteil von über 80 Prozent im Auftragsbestand aus. Dabei versuche PowerGrid die negativen ökologischen Auswirkungen des Ausbaus seiner Stromnetze zu minimieren oder zu kompensieren. „Gezielte Investitionen in das Team haben dazu geführt, dass PowerGrid eine starke Unternehmenskultur aufweist und Mitarbeiter langfristig an sich binden kann – vier Mitglieder des siebenköpfigen Vorstands sind seit vielen Jahren im Unternehmen beschäftigt“, so Singh.
Infosys beschäftigt viele Frauen
Der global tätige IT-Dienstleister Infosys wiederum, der Unternehmen bei der digitalen Transformation unterstütze, verfüge mittlerweile in seiner Belegschaft über einen Frauenanteil von rund 40 Prozent. „Das ist in einem Land, in dem die Beschäftigungsquote von Frauen bei rund 23 Prozent liegt und tendenziell rückläufig ist, ein hoher Wert.“
Nachhaltigkeit im Fokus vom Lebensmittellieferdienst Zomato
Auch der Lebensmittellieferdienst Zomato zeichnet sich laut den Managern durch eine starke soziale Komponente aus und stellt seinen Vertragspartnern eine persönliche Unfall-, Lebens- und Krankenversicherung zur Verfügung. Daneben setze Zomato im Liefergeschäft voll auf kunststoffneutrale Lieferungen, um die negativen Folgen des Verpackungsmülls zu minimieren.
Auch Banken kommen ins Portfolio
Im Gegensatz zu den Comgest-Fonds, die in den Industrieländern investieren, verzichtet das Management beim Indien-Fonds nicht grundsätzlich auf Banken. Denn in Schwellenländern weisen viele Banken hohe Wachstumsraten und hohe Margen auf. Daher ist auch der Tracking Error mit gut 71 Prozent für einen Comgest-Fonds relativ gering. Denn Banken sind gerade in Schwellenländerindizes meist hoch gewichtet. Zu den größten Positionen zählen per 30. November 2024 etwa die HDFC Bank (8,0%), REC (5,3%), Shriram Finance (5,1%), KEC International (4,8%), Varun Beverages (4,8%). Bis auf die HDFC Bank sind dies Titel, die man bei anderen Indien Fonds nur selten in den Top 10 findet. Bei den Branchen ist die Finanzbranche wie auch im Index am höchsten gewichtet. Gefolgt von zyklischen Konsumgütern und Gesundheit sowie nichtzyklischen Konsumgütern. IT-Werte sind mit 9,7 Prozent gewichtet. Das sind gut zwei Prozentpunkte weniger als die Indexgewichtung.
Rendite-Risiko-Profil & ESG
Die Volatilität des Artikel 6 Fonds liegt leicht unter der des MSCI India. Die Performance langfristig über dem Index. Auch die ESG-Risiken sind deutlich minimiert. So beträgt der CO2 Ausstoß des Fonds nur etwa 40 Prozent des MSCI India und die Umweltkosten pro investierte Million US-Dollar liegen gar nur bei einem Drittel.
Fazit
Auch wenn der indische Aktienmarkt in den vergangenen Jahren gut performt hat und die Aktien nicht besonders günstig sind, bleiben indische Aktien aufgrund ihres hohen Gewinnwachstums sehr attraktiv. Allerdings sollte man sich über eine zwischenzeitlich erhöhte Volatilität nicht wundern. Solche Phasen sind gut für einen Einstieg oder eine Aufstockung der Position. Denn Indien ist für alle langfristig orientierte Anleger ein Muss. Wer den Comgest-Style mag, kann zum Growth India greifen.
Kategorie | Aktien Indien |
KVG | Comgest Asset Management International Limited |
ISIN (USD) | IE00B03DF997 |
WKN | A0D9E5 |
Auflegung | 04.01.2005 |
Fondsvermögen | 96,6 Mio. USD |
Ausgabeaufschlag | bis 4,0 % |
Laufende Kosten p. a. (TER) | 1,97 % |
Erfolgsgebühr | nein |
Börsenhandel | ja |
Wertentwicklung 1 Jahr (per 22.01.25) | 11,5% |
Wertentwicklung 5 Jahre (per 22.01.25) | 73,3 % |
Volatilität 1 Jahr (per 22.01.25) | 13,4 % |
Internet | www.comgest.com/de |
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