Varta Aktionären droht Totalverlust

Die VARTA AG hat beim Amtsgericht Stuttgart die Durchführung eines Restrukturierungsplans auf Basis des StaRUG-Verfahrens angezeigt. Nach Gerry Weber und Leoni ist dies bereits das dritte Unternehmen, das diesen Weg geht. Wählt ein Unternehmen den Weg über das StaRug erleiden Minderheitsaktionäre einen Totalverlust.

24.07.2024 | 10:00 Uhr

Die SdK Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger e.V. („SdK“) ruft die Aktionäre dazu auf, bereits im Vorfeld ihre Interessen zu bündeln und gegen den vorgelegten Restrukturierungsplan zu stimmen. Aktionäre müssen persönlich bei dem Termin teilnehmen oder aber sich durch einen Rechtsanwalt vertreten lassen. Die SdK wird hierzu eine kostenlose Vertretung aller Aktionäre anbieten.

Großaktionär profitiert

Aus Sicht der SdK zeigt das Vorhaben der VARTA AG deutlich die bereits zuvor von der SdK kritisierten Ungerechtigkeiten des StaRUG auf. So soll zunächst im Wege einer vereinfachten Herabsetzung des Grundkapitals das Grundkapital der VARTA AG auf null Euro herabgesetzt werden. Die Altaktionäre scheiden somit ersatzlos aus dem Unternehmen aus. Der Großaktionär (50,3%) der VARTA AG, der österreichische Investor Michael Tojner, soll nach derzeitigem Kenntnisstand der SdK jedoch als einziger Altaktionär an einer anschließenden Barkapitalerhöhung teilnehmen dürfen, um so die Möglichkeit einer Wertaufholung zu haben, für den Fall dass sich die VARTA AG zukünftig wirtschaftlich positiv entwickeln sollte. Die bisherigen Streubesitzaktionäre sollen vom Bezug neuer Aktien ausgeschlossen sein und hätten damit keine Möglichkeit, an dem etwaigen Restrukturierungserfolg der VARTA AG zu partizipieren. Dies lehnte die SdK als ungerechtfertigte Benachteiligung der Streubesitzaktionäre ab. Aktionäre der VARTA AG sollten daher nach Einschätzung der SdK gegen den Restrukturierungsplan stimmen.

Kaum noch Fondsgesellschaften investiert

Es ist gut, dass die Aktionärsschützer Sturm gegen die Enteignung der Aktionäre laufen, aber wahrscheinlich sind die Chancen auf einen Erfolg nicht sehr hoch. In den beiden anderen Fällen hat dies auch nicht geklappt. Größere Positionen in der Aktie hatte zuletzt kein Fonds mehr. Nach Recherchen von TiAM FundResearch hielt Vanguard zum 31.5.24 noch 618222 Aktien (1,4498 %) von Varta. Goldman Sachs hielt am 04.06.24 480984 Aktien (1,128 %). Von dieser Seite dürfte also auch kein großes Engagement gegen das StaRug zu erwarten sein. Das Gesetz bedarf dringend der Überarbeitung, da damit die Aktienkultur mit Füßen getreten wird. Anleger, die trotz einem Fortbestand des Unternehmens enteignet werden, dürften kaum Vertrauen in den Kapitalmarkt entwickeln. Vor dem Hintergrund, dass die möglicherweise ein steuerlich gefördertes Altersvorsorgedepot eingeführt, ist hier dringender Handlungsbedarf. Berlin sollte das Gesetz dringend modifizieren, damit Kleinanleger nicht weiterhin in die Röhre gucken. (jk)

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