Warum Tesla geshortet wird

Der Kurs der Tesla-Aktie ist seit Anfang April wieder deutlich gestiegen. Doch nun setzen viele Leerverkäufer auf fallende Kurse. Dominikus Wagner, Fondsmanager des Wagner & Florack Unternehmerfonds, erklärt, wie er die Situation einschätzt.

16.07.2024 | 07:00 Uhr

? Herr Wagner, obwohl die Tesla-Aktie jüngst zugelegt hat, gibt es viele, die den Titel shorten. Wie beurteilen Sie das?

Dominikus Wagner: Dass wohl etliche Marktteilnehmer die Tesla-Aktie shorten, kann ich inhaltlich nachvollziehen angesichts des Hypes bzw. des starken Kursanstieges seit dem Tief der Aktie im April. Denn an Teslas Geschäftsmodell – das wir schon immer als „schwierig“ erachtet haben und das tun wir auch weiterhin – hat sich seit April nichts verändert.

? Wie schätzen Sie die Gewinnentwicklung von Tesla ein?

Bringt man Licht in den Nebel von Teslas Bilanzakrobatik der Vergangenheit und bereinigt den Free Cash Flow um die Verkaufserlöse bei CO2-Zertifikaten und um Leasingrückzahlungen, sieht man, dass der Free Cash Flow und die Free-Cash Flow-Marge mal negativ, mal nur geringfügig positiv ist. Echte, dauerhafte Profitabilität sucht man vergebens. Das verwundert nicht, angesichts des enormen sowohl initialen als auch wiederkehrenden Kapitalbedarfs, der so genannte Capex, z.B. für Produktionsanlagen.

? Erwarten Sie, dass sich das in der Zukunft bessert?

Das Margenpotential ist deutlich begrenzt. Und Tesla besitzt eine weitgehend feste Marge pro Fahrzeug, die auch bei einer potentiell wachsenden Zahl verkaufter Autos kaum steigt. Die Größenvorteile sind begrenzt, Verbundvorteile sind kaum vorhanden. Tesla hat lediglich nachfrageseitige Netzwerkeffekte über ein dichteres Netz von Ladestationen bei größerer Nutzerzahl. Aber insgesamt sind die Skaleneffekte niedrig. Und dass Tesla angesichts der hohen Wettbewerbsintensität über eine schwache Preissetzungsmacht verfügt, hat man gesehen.

? Tesla produziert ja nicht nur Automobile, sondern auch Batterien und Solarstrom – hilft diese breitere Aufstellung nicht?

Auch wenn Tesla mehr als eine reine Automobilfirma sein mag, und auch wenn die Quartalszahlen am 23. Juli positiv überraschen sollten: Die Geschäftsrisiken sind hoch und die Bewertung des Unternehmens und damit auch der Aktie ebenfalls. Shorten würde ich die Aktie dennoch nicht. Erstens, weil wir es bevorzugen, uns langfristig an dauerhaft profitablen Weltklassefirmen zu angemessenen Bewertungen zu beteiligen und zweitens: Wer weiß, wie lange der Hype um die Tesla-Aktie noch dauert? (jk)

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