Wirrwarr um Allianz Global Investors

TiAM FundResearch blickt auf die Woche zurück und gibt einen Ausblick auf die kommenden Tage. Diesmal im Fokus: Allianz Global Investors (AGI) steht zum Verkauf. Oder auch nicht. Vielleicht kommt es auch ganz anders.

28.10.2024 | 07:15 Uhr

Rückblick auf die vergangene Woche

Am Freitag macht ein Gerücht die Runde: Die Allianz wolle ihre Fondstochter, die Allianz Global Investors (AGI), verkaufen. Die Nachrichtenagenturen Reuters und Bloomberg berichten zuerst davon. Angeblich hat ein Insider geplaudert. Genaueres weiß man nicht. Nur so viel: Die Allianz plane weder einen vollständigen noch einen Mehrheitsverkauf. Man prüfe aber alle Optionen. Allianz-Chef Oliver Bäte wäre grundsätzlich auch bereit, die Mehrheit an der AGI abzugeben. Oder einen Partner für die Allianz-Tochter zu suchen. Oder ein anderes Unternehmen dazuzukaufen, um die Wachstumschancen für AGI zu verbessern. Oder auch einfach abzuwarten. Außerdem hätten die Pläne ein konkretes Stadium erreicht. Mit einem schnellen Deal innerhalb weniger Wochen sei aber nicht zu rechnen.

Um es noch klarer zu formulieren: Es könnte sein, dass… oder auch nicht… oder doch ganz anders. Vielleicht schon morgen oder auch erst später und womöglich gar nicht. Noch Fragen? Vielleicht die nach dem Insider, der die News-Multiplikations-Maschinerie angeworfen hat? Natürlich bleibt der Insider anonym. Aber irgendwer muss die Botschaft in die Briefkästen der weltweit größten Nachrichtenagenturen eingeworfen haben. 

Und in der Tat gibt es Indizien, die dafürsprechen, dass die Allianz unter Handlungsdruck ist: Insgesamt sind in Deutschland rund 700 Fondsgesellschaften aktiv, die ein Gesamtvermögen von etwas über vier Billionen Euro verwalten. Drei große Anbieter dominieren hierzulande den Markt. Die Spitzenreiten sind DWS, Deka und Union, die zusammen etwa 62 Prozent des deutschen Marktes kontrollieren. Auf Platz vier rangiert die AGI mit einem verwalteten Vermögen von rund 555 Milliarden Euro, davon 389 Milliarden Euro für Dritte. Der Rest stammt von den Lebens- und Sachversicherungs-Töchtern der Allianz. Das war der Stand im Juni 2024.

Die Conclusio der Nachrichtenredakteure bei Reuters geht so: Platz vier geht für die AGI gar nicht. Dafür gibt es keinen Platz auf dem Treppchen. Also muss wohl gehandelt werden. Verkaufen oder Zukaufen. Hauptsache, es passiert etwas. Und weil man schon einmal an dem Thema dran ist, fragt man mal bei Investmentbankern nach, was die AGI denn überhaupt wert sei. Deren Antwort: Der Verkauf der Fondstochter könnte der Allianz wohl vier Milliarden Euro einbringen. Damit wäre die AGI, gemessen am verwalteten Vermögen, rund 25 Prozent teurer als AXA Investment Managers, die rund 866 Milliarden Euro verwaltet und aktuell wohl für 5,1 Milliarden Euro an die BNP verkauft wird.

Und so kommt es, dass nun die Fondsgesellschaft AGI mit einem hohen Preis im Schaufenster steht, ohne dass die Muttergesellschaft aktiv etwas dafür getan hat. 

Interessante Termine der kommenden Woche

Am Dienstag stellen die DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben und der Konjunkturexperte Jupp Zenzen in Berlin die Ergebnisse der aktuellen DIHK-Konjunkturumfrage Herbst 2024 vor. Fast zeitgleich geben die Konsumforschungsinstitute GfK und NIM aktuelle Daten zu ihrer monatlichen Studie zum Konsumklima in Deutschland bekannt. Man darf hoffen. Wenn die jüngste ifo-Geschäftsklima-Umfrage nicht komplett daneben liegt, könnte sich hierzulande eine Andeutung von konjunktureller Wiederbelebung andeuten.

Am Mittwoch folgt dann das Konjunkturbarometer des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). Der Indikator zeigt die Wachstumsrate des realen Bruttoinlandsprodukts und spiegelt damit die gesamtwirtschaftliche Entwicklung Deutschlands wider.

Am Donnerstag veröffentlicht Chinas Statistikamt den Einkaufsmanager Index (PMI) für das herstellende Gewerbe im Monat Oktober. Für die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt ist der Einkaufsmanager Index ein wichtiger Frühindikator über die Stimmung in den Chefetagen der Industriebetriebe. In Teilen Deutschlands und Österreichs feiern die Protestanten den Reformationstag, während…

…am Freitag, Allerheiligen, die Katholiken allen Menschen gedenken, die heilig gelebt haben, vom Papst heiliggesprochen wurden oder wenigstens besonders eifrig nach christlichem Glauben gelebt haben. Oder sie gedenken verstorbenen Verwandten oder Freunden. Obwohl das eigentlich erst einen Tag später, an Allerseelen, der Brauch sein sollte. Wie auch immer: Gesungen und getanzt wird in Bayern, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und im Saarland am Freitag nicht. Allerheiligen ist ein stiller Feiertag. An der Frankfurter Börse wird deshalb eventuell ganz leise getradet.

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