Der Wettbewerb unter Fonds ist hart. Anleger und unabhängige
Finanzvermittler beobachten ständig aktualisierte Fonds-Rankings auf der Suche
nach dem Fonds mit der besten Performance. Die Anbieter aktiv gemanagte Fonds
stellen Anlegern eine bessere Wertentwicklung als der „Markt“ in Aussicht. Die
zusätzliche Rendite wollen die Fondsmanager erreichen, indem sie unterbewertete
Aktien kaufen und diese verkaufen, wenn sie überbewertet sind. Diese Aktien oder
Anleihen versuchen sie durch aufwändige fundamentale und quantitative Analysen
der Daten der Unternehmen herauszufinden. Dieser Aufwand spiegelt sich auch in
den Verwaltungskosten wider. Stellvertretend für den Markt wird dabei in der
Regel der Index als Benchmark der jeweiligen Anlageklasse und Region
herangezogen, in der der aktiv gemanagte Fonds investiert. Mit
börsengehandelten Fonds (ETF) können Anleger allerdings auch in Fonds
investieren, die mit sehr geringen Kosten den jeweiligen Index abbilden. Gemanagte
Fonds stehen also nicht nur untereinander, sondern auch im Wettbewerb mit den
passiv investierenden ETFs. Laut dem US-Ökonom Eugene Fama haben die aktiv
gemanagten Fonds dabei schlechte Karten den Markt – sprich Index-ETFs –
dauerhaft zu schlagen. Nach seiner Theorie der effizienten Märkte (efficient
market hypothesis – kurz: EMH), für die er 2013 den Wirtschaftsnobelpreis
erhielt, sind in den Aktienkursen bereits alle öffentlich zugänglichen
(schwache EMH) oder auch alle private Insider- (strenge EMH) Informationen
enthalten.
Laut SPIVA konnten
2022 viele US-Small-Caps-Fondsmanager den Markt schlagen
Bereits seit längerer Zeit werten jedes Jahr zwei
Analysehäuser – Standard & Poor mit Schwerpunkt auf die USA und Morningstar
mit Schwerpunkt auf Europa – aus, wieviel der aktiv gemanagten Fonds mit ihrer
Performance die jeweiligen Indizes schlagen. Nach dem aktuellen SPIVA-Report
von Standard & Poor, der die Ergebnisse von 2022 für 18 unterschiedlichen
US-amerikanischen und vier internationalen Aktienfondskategorien ausgewertet
hat, konnte die große Mehrheit der Fonds ihren Index allerdings nicht schlagen.
Bei der größten und am umfassendsten analysierten Fondskategorie, die der
großen Aktiengesellschaften in den USA (US large caps), entwickelten sich im vergangenen
Jahr 51 Prozent der gemanagten Aktienfonds schlechter als der Markt – gemessen
am S&P 500. Dabei waren 2022 noch außerordentlich viele Fonds in dieser
Kategorie erfolgreich. Seit 2009 war es das Jahr mit dem höchsten Anteil
gemanagter Fonds, die den S&P 500 schlagen konnten. 2021 hatten sich noch
85 Prozent dieser Fonds schlechter als der S&P 500 entwickelt (siehe
Grafik1).
In anderen Fondskategorien war 2022 der Anteil der
„Underperformer“ sogar noch höher. So entwickelten sich 63 Prozent der Fonds,
die sich auf mittelgroße Aktiengesellschaften fokussierten, schlechter als der
S&P MidCap 400. Unter den gemanagten Immobilienaktienfonds lagen sogar 88
Prozent unter ihrer Benchmark. Besonders hoch war dagegen der Anteil
erfolgreicher Fonds die sich auf kleinere US-Aktiengesellschaften (Small Caps)
spezialisiert hatten. 59 Prozent der Small-Cap-Value-Fonds konnten ihre
Benchmark erreichen oder übertreffen und 60 Prozent der Small-Cap-Core-Fonds
gelang dies. Ein Grund für den hohen Anteil erfolgreicher Small-Caps-Fonds,
könnte die höhere Marktineffizienz in diesem Sektor sein. Für kleinere
Aktiengesellschaften werden oft nicht so viele und gute Informationen wie für
große Aktiengesellschaften publiziert. Fondsmanager, die sich auf Small Caps
spezialisiert haben, könnte sich ihr mühsam recherchierter
Informationsvorsprung durch eine Überrendite ausgezahlt haben. Gegen diese
These spricht allerdings, dass vor 2022 die große Mehrzahl der auf Small-Caps
fokussierten Fonds schlechtere Ergebnisse als ihr jeweiliger Index auswiesen.
Auch bei anderen Fondskategorien ist der Anteil erfolgreicher gemanagter Fonds
über die Jahre hinweg keinesfalls konstant. Ob und wie viel Fonds erfolgreicher
als ihr Index waren, scheint eher vom Zufall als von einer scheinbaren Marktineffizienz
abzuhängen. Es überwiegen allerdings für alle Kategorien deutlich die Jahre, in
der die Mehrheit der gemanagten Fonds ihre Indizes nicht schlagen konnten.
Morningstar: Aktive
Fondsmanager haben ihre Vorteile nicht genutzt
Für europäische Fonds stellt der „Morningstar European
Active/Passiv Barometer 2023“ den gemanagten Fonds ebenfalls ein schlechtes
Zeugnis aus. Ausgewertet wurden fast
26.000 aktive und passive Fonds im Jahr 2022. Die untersuchten Fonds verwalten
ein Vermögen von rund 5,1 Billionen Euro. Geprägt waren wie in den USA
auch in Europa die Märkte von gleichzeitig hohen Kursverlusten von Anleihen und
Aktien. „In einem solchen Umfeld würde
man erwarten, dass aktive Manager in der Lage sind, ihre passiven Konkurrenten
zu übertreffen. Am Jahresende zeigte sich jedoch, dass nur 29 Prozent der aktiven Aktienmanager in der Lage waren,
zu überleben und ihre passiven Konkurrenten im Kalenderjahr 2022 zu
übertreffen“, so das Fazit
von Monika Dutt, Direktorin für passive
Strategien bei Morningstar bei der Präsentation der Studie Anfang März. Im Durchschnitt übertrafen nur 30,5 Prozent
der aktiven Fonds in den 43 von Morningstar analysierten Aktienkategorien mit
einer besseren Performance ihre passiven Konkurrenten. Nur drei Aktienkategorien
wiesen 2022 eine Erfolgsquote von 50 Prozent oder mehr für aktive Manager auf,
so der Bericht. Dies waren europäische gemanagte Fonds, die in Kanada
(Erfolgsquote: 50 Prozent), in große Unternehmen in den USA nach dem
Value-Ansatz (Erfolgsquote: 66,2 Prozent) und Fonds, die in türkische Aktien (Erfolgsquote: 80 Prozent) investierten.
Gemanagte Rentenfonds
mit höherer Erfolgsquote als gemanagte Aktienfonds
Fondsmanager
festverzinslicher Wertpapiere schnitten dagegen laut Morningstar 2022 besser ab.
In einem Umfeld steigender Zinsen konnten aktive Anleihemanager Wertpapiere mit
kürzerer Duration kaufen und so das Zinsrisiko verringern. Die Duration misst
die Empfindlichkeit des Kurses einer Anleihe gegenüber Zinsänderungen. So lag
die durchschnittliche Erfolgsquote gemanagter Anleihefonds in 23 Kategorien bei
46 Prozent. In neun Kategorien der verzinslichen Wertpapiere lag die
Erfolgsquote sogar bei oder über 50 Prozent. Besonders erfolgreich waren die
gemanagte Fonds der Kategorien Euro-Geldmarkt (Erfolgsquote: 82,4 Prozent) und
gemischter Euro-Anleihen ( 85,9 Prozent).
Der Anteil gemanagte
Fonds, die ihren Index schlagen konnte, sinkt jedoch deutlich mit der
Anlagedauer (siehe Grafik2-Morningstar). Zudem steigt mit der Anlagedauer auch
der Anteil der Fonds, die in dieser Zeit geschlossen wurde (grauer Balkenteil).
Dies trifft sowohl bei Aktien- (Grafik: Active Equity Managers´Year End
Outcomes) wie auch bei den Anleihenfonds (Grafik: Active Fixed-Income
Managers´Year End Outcomes) zu.
Scope: Nach
Anlagevolumen waren Fonds Aktien Deutschland besonders schlecht
Auch die deutsche Ratingagentur Scope Analysis hat die
Ergebnisse gemanagter Fonds im Verhältnis zu ihrem Vergleichsindex (Peergroup)
untersucht. Danach konnten im vergangenen Jahr 624 von knapp 1900 aktiv gemanagte
Aktienfonds aus den acht analysierten Peergroups nach Kosten die Performance
des Vergleichsindex übertreffen. Obwohl sich damit der Outperformance-Anteil
gegenüber 2021 um vier Prozentpunkte verbessert hatte, konnte 2022 nur jeder
dritte Fonds seinen Vergleichsindex schlagen. Am höchsten war 2022 der Anteil
der gemanagten Fonds, die ihren Vergleichsindex schlagen konnten, mit 49,2
Prozent in der Peergroup Aktien Asien Pazifik ex Japan. Scope untersuchte zudem
auch die Erfolgsquote in Abhängigkeit des Anlagevolumens der Fonds. Hierbei
wird also nicht auf die Anzahl der Fonds abgestellt, die den Vergleichsindex
schlagen konnten, sondern auf den Anteil der Assets under Management der
jeweiligen Peergroups. In der Peergroup mit dem höchsten Anlagevolumen (445
Milliarden Euro), die Kategorie Aktien Welt, konnte nur für 26,7 Prozent der
angelegten Fondsgelder ein besseres Ergebnis erreicht werden als der Index. Am
geringsten war das Outperformance-Ratio ausgerechnet in der Peergroup Aktien
Deutschland mit mageren 6,7 Prozent (siehe Tabelle Scope).
Indexfonds setzen
gemanagte Fonds und Vermittler vermehrt unter Druck
Der relativ geringe Anteil erfolgreicher gemanagter Fonds
spiegelt sich auch in dem seit Jahren wachsenden Marktanteil der Index-ETFs
wider. Aktuell ist der Anteil des in gemanagten Fonds angelegten Kapitals noch
weit größer als das passiv gemanagte Kapital. So waren laut dem 2021 Investment
Company Fact Book Ende 2020 in den USA 14,8 Billionen US-Dollar in aktiv
gemanagte Fonds und „nur“ 4,8 Billionen US-Dollar in passive gemanagte Fonds
investiert. In Deutschland wurden im Februar 2023 laut der Investmentstatistik
der Deutschen Bundesbank von den insgesamt 7719 offenen Investmentfonds mit
einem Fondsvermögen von 2,56 Billionen Euro nur 54,7 Milliarden Euro von 123
deutschen ETFs verwaltet. Doch vor allem der steigende Anteil der Kunden von
Direktbanken und Broker setzen auf die kostengünstige und oft langfristig
erfolgreichen Index-ETFs. Auch investieren die stark wachsenden Robo-Advisor,
darunter der zur Volks- und Raiffeisenbank-Gruppe gehörende Marktführer
Visualvest, vorwiegend in ETFs. Damit entgeht aber auch den Vermittlern ein
zunehmender Anteil des Fondsgeschäfts und damit auch Provisionseinnahmen. Da
das Angebot gemanagter Fonds weit größer als das der ETFs ist, bietet sich für
Vermittler an, auf andere Aspekte als auf die langfristige Performance der
Fonds hinzuweisen. So haben einige Anleger Präferenzen für bestimmte Anlagen,
die sich besser oder nur über bestimmte gemanagte Fonds (Themenfonds, Mischfonds, bestimmte nachhaltige
Investments, risikoarme Fonds,
Immobilienfonds) als mit ETFs umsetzen lassen.
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