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Fonds versus Fonds für KI-Aktien: BIT Global Technology Leaders versus Xtrackers AI and Big Data ETF

KI im Fokus
Fondsauswahl

In der Reihe „Fonds versus Fonds“ stellt der Maklerpool Fonds Finanz für TiAM FundResearch zwei unterschiedliche Fonds der gleichen Kategorie gegenüber und analysiert deren Zukunftsaussichten. Diese Woche: : BIT Global Technology Leaders versus Xtrackers AI and Big Data ETF

02.04.2025 | 14:30 Uhr von «Daniel Arndt»

Die Künstliche Intelligenz (KI) wandelt sich vom abstrakten Schlagwort zu einer Technologie, die unzählige Aspekte unseres Lebens revolutionieren wird. Gerade einmal ein Jahr ist es her, da wurde noch über die möglichen Einsatzbereiche philosophiert, sogar gewitzelt. Dagegen werden heute zunehmend konkrete und nützliche Anwendungsfälle ersichtlich oder stehen bereits zur Verfügung. KI-Chatbots und Co. gehören bei vielen Menschen schon zum Alltag. Erst jüngst fasste mir die KI ein Online-Meeting so erstaunlich strukturiert und präzise zusammen, dass keinerlei Nacharbeit mehr nötig war. Früher hätte diese Aufgabe mehrere Stunden erfordert. Entsprechend häufen sich die Berichte über konkrete Fälle im Kundensupport, beim Programmieren oder bei Unternehmensdatenanalysen, in denen die KI schon heute Stunden bis sogar Monate einspart. Die Entwicklung nimmt Fahrt auf und die wirklich relevanten Anwendungsfälle in den Bereichen Mobilität, Gesundheitswesen, Industrie oder Unterhaltung stehen quasi vor der Tür. 

Der Kapitalmarkt hat diese Entwicklungen mit dem Launch von OpenAIs ChatGPT im November 2022 vorweggenommen und in eine KI-befeuerte Aktienhausse verwandelt. Nahezu im Alleingang holte der KI-Hype diverse Aktienmärkte – von Amerika bis Taiwan – aus ihren Tiefs und verhalf ihnen trotz wackeliger Weltwirtschaft, angespannter geopolitischer Lage und historisch hohem Zinsniveau zu neuen Allzeithochs und Rekordbewertungen. Nun, da sich die Künstliche Intelligenz wohl weniger als Blase und eher als ambitionierte, aber auch produktivitätssteigernde Revolution entpuppt, kommen Anleger überhaupt noch um ein dezidiertes KI-Investment herum? Der KI-Markt soll sich gemäß aktuellen Schätzungen bis 2030 auf 1,8 Billionen US-Dollar vervierfachen und die wenigsten Anleger dürften die damit einhergehenden Kurschancen verpassen wollen. 

Eine Analyse der Titelüberschneidung zwischen KI- und globalen Standardaktienfonds bzw. MSCI-World-ETFs zeigt jedoch, dass diese Sorge aktuell unbegründet ist. Zwischen 20 und 50 Prozent der Aktien gängiger KI-Produkte sind auch in breiten Investmentvehikeln enthalten, was u. a. am hohen Gewicht der „Glorreichen Sieben“ in diesen Produkten liegt. Unternehmen wie NVIDIA, Meta Platforms oder Microsoft mischen bekanntlich bereits massiv im KI-Spiel mit. Doch gerade, weil sich die Profiteure der KI-Entwicklung rasant ändern, könnte ein explizites KI-Investment dennoch Sinn für Anleger ergeben. Denn während es zu Beginn der Hausse die „Schaufelhersteller“, also beispielsweise Halbleiter-Produzenten, waren, denen die großen Geschäftspotenziale zugeschrieben wurden, zogen anschließend die Cloudanbieter und Hyperscaler nach. Nun kristallisieren sich KI-Anwender wie Software-Firmen und -Dienstleister als Gewinner heraus und es könnten die klassischen Unternehmen folgen, sobald sich abzeichnet, dass sie die diversen Vorteile der KI erfolgreich in ihrem Geschäftsmodell integrieren können. Inwieweit Anleger bei der KI auf einen eher holistischen oder doch fokussierten Investmentansatz setzen sollten, habe ich in dieser Ausgabe von Fonds versus Fonds analysiert.

BIT Global Technology Leaders 

„Made in Germany“ steht für hochwertig gefertigte deutsche Produkte, insbesondere aus der Automobil- oder Maschinenbaubranche. Im Technologiebereich und erst recht bei der Künstlichen Intelligenz gilt Deutschland jedoch nicht gerade als das Maß aller Dinge. Der Investmentfirma „Berlin Investment Technology“, kurz BIT Capital, kann man dagegen durchaus höchste Qualität bescheinigen, schließlich werden ihre Tech-Aktienfonds mit nennenswertem KI-Engagement immer mehr zum Exportschlager. Als Gründer und Fondsmanager Jan Beckers 2020 mit seinem Tech-Fonds Global Internet Leaders und einer Performance von plus 170 Prozent alle anderen Fonds Europas in den Schatten stellte, war BIT Capital noch ein unbeschriebenes Blatt und Künstliche Intelligenz spielte noch keine Rolle in der Tech-Welt. 

Fünf Jahre später kennt fast jeder technologiebegeisterte Berater den BIT-Flaggschifffonds, der vergangenes Jahr in Global Technology Leaders umbenannt wurde. Zirka 230 Prozent Performance steht bei dem BIT-Fonds über fünf Jahre auf der Uhr. Damit liegt er 50 Prozentpunkte vor dem ersten „richtigen“ globalen Technologiefonds. Der Blick ins Portfolio verdeutlicht die Anlagephilosophie: Statt einem Klumpen an US-Technologie oder den Glorreichen Sieben findet man potenzielle Technologieführer der Zukunft. Dabei handelt es sich meist um mittelgroße Tech-Firmen aus aller Welt, auch aus Schwellenmärkten wie Südamerika und China, sowie aus diversen konsumnahen Branchen, z. B. Fintech, E-Commerce oder digitale Gesundheit. Statt der üblichen Verdächtigen bilden der Kochbox-Lieferant HelloFresh, die kasachische Digitalbank Kaspi oder der Online-Gebrauchtwagenhändler Auto1 mit insgesamt 25 Prozent Portfolioanteil die Top-3-Positionen. Der KI-Highflyer Nvidia wurde nach etwa 700 Prozent Performance und fast 40 Prozent Portfoliobeitrag in fünf Jahren jüngst vollständig veräußert. 

Wertentwicklung BIT Global Technology Leaders:

BIT Global Technology Leaders
BIT Global Technology Leaders

Quelle: FVBS

Mit nur zehn Prozent Überschneidungsgrad der Aktien zum MSCI World Index weist der BIT Technology Leaders den geringsten Wert unter allen KI-Fonds und -ETFs auf. Gegenüber einem Tech-Index beträgt die Überschneidung sogar nur 20 Prozent. Andere dezidierte KI-Fonds haben teils mehr als 50 Prozent mit diesem Index gemeinsam. Nicht trotz, sondern gerade wegen des Schockmomentes durch den chinesischen Chatbot-Entwickler DeepSeek sieht Fondsmanager und BIT-Firmengründer Jan Beckers die Künstliche Intelligenz noch schneller in Arbeit und Alltag Einzug erhalten. Denn die Konkurrenz für die etablierten US-Giganten bedeutet sinkende Kosten durch mehr Wettbewerb. Dass etwa 75 Prozent des BIT-Portfolios am 27. Januar 2025, dem „Schwarzen Montag“ der KI-Aktien, im Plus schlossen, zeigt, wie klug das BIT-Team den Fonds positionierte. Schon vor geraumer Zeit erkannte Beckers eine Kommodifizierung, u. a. der großen (OpenSource-)Sprachmodelle, wodurch die Burggräben (sog. Moats) schmaler werden und es zu noch mehr Dynamik im Sektor kommt. 

Aktuell enthält das Portfolio um die 50 Prozent KI-bezogene Investments, davon je hälftig direkt und indirekt. Da Beckers und sein Team, das aus 20 Investment- und IT-Spezialisten besteht, ihrer Berufsbezeichnung als „aktive Manager“ nachkommen wie nur wenige ihresgleichen, ist das Portfolio genauso im Wandel wie der KI-Markt selbst. Es ist nicht unüblich, dass Aktienpositionen je nach Bewertung sowie Finanz- und Nutzungsanalyse komplett aus dem Portfolio verschwinden und später wieder in die Top-10 Einzug finden. Dies führt zu vergleichsweise hohen Transaktionskosten im Fonds (drei Prozent im Jahr 2024), doch stellt genau dieses aktive und auch rigorose Management ein Hauptunterscheidungsmerkmal zu anderen Produkten dar. Nicht erst heute, sondern schon 2020 war Beckers Fonds in Positionen abseits der Benchmark investiert. 

Im Gegensatz zu den wilden Pandemie-Jahren achtet BIT Capital heute jedoch stärker als je zuvor auf Risikomanagement und Aktienbewertungen. Damit zog das Unternehmen Lehren aus dem zinsinduzierten Bewertungskollaps von 2022. Das kontinuierliche Überwachen alternativer Daten und regelmäßige „Devil‘s Advocat-Sessions“ in denen Investmentideen in ihre Einzelteile zerlegt werden, machen den Fonds widerstandsfähiger und haben dem Portfolio geholfen, sich von nichtprofitablen Tech-Werten abzukoppeln. Während Tech-ETFs und -Fonds jüngst stärker zweistellig einbüßten, zeigt sich der eigentlich dynamischere BIT-Fonds mit einem Kursrückgang von nur minus 12 Prozent robust. Dass ein solch holistischer Ansatz, der sowohl die künftigen KI-Gewinner selektieren, aber auch rechtzeitig wieder verkaufen soll, nicht zum Indextracker-Preis zu haben ist, darf man ihm verzeihen. Die Kostenbelastung von 1,9 Prozent in der ältesten Privatanlegeranteilsklasse R-I sind derweil marktüblich. Bei der Anteilsklasse R-II werden trotz höherer Vertriebsvergütung dagegen jährlich nur 1,6 Prozent fällig. Dafür fallen 10 Prozent Performancegebühr an, wenn der Fonds die plus 7-Prozentschwelle übersteigt. 

Bei den exorbitanten Kurszuwächsen von plus 77 Prozent 2023 oder plus 65 Prozent 2024 schlug die Gebühr somit ordentlich zu Buche. Dafür erhalten Anleger ein KI-Investment, das sich auch dank des noch überschaubaren Fondsvolumens von unter 570 Millionen Euro proaktiv an die dynamischen Veränderungen anpasst und dessen Management jedes einzelne Unternehmen bis in den Kern verstanden hat. Keine schlechte Aussicht, um in das wahrscheinlich dominierende Investmentthema der nächsten Dekade zu investieren, deren langfristiges Kurspotenzial sich durch den jüngsten Kursrutsch und damit günstigere Bewertungen sogar nochmal erhöht hat.

Xtrackers Artificial Intelligence and Big Data UCITSETF 1C

Erstaunliche drei Jahre bevor ChatGPT das Licht der Welt erblickte, wurde der Xtrackers Artificial Intelligence and Big Data ETF aufgelegt. In seinen sechs Jahren Lebensdauer erreichte er mit über 4,0 Milliarden Euro Volumen die deutliche Marktführerschaft unter den KI-ETFs in Europa. Den Löwenanteil der Mittel zog der ETF stets nach besonders starken Performancephasen an. Die Erfahrung zeigt, dass mit diesem prozyklischen Verhalten häufig die (kapitalgewichtete) Anlegerrendite leidet. Überraschenderweise und wiederum positiv für die Bestandsanleger, führte eine Underperformance zum Weltaktienmarkt zu nahezu keinen Nettomittelabflüssen. Treue Anleger und wahrscheinlich viele Sparpläne führten – anders als bei Themenfonds üblich – zumindest bei diesem ETF offenbar zu einem disziplinierteren Anlageverhalten. 

Für ihren KI-ETF hat die DWS derweil keine Mühen gescheut und mit dem Indexanbieter NASDAQ einen eigenen KI-Index kreiert. Der gleichnamige AI & Big Data Index enthält bis zu 100 Aktien, die über einen mehrstufigen regelbasierten Selektionsprozess zuvor aus dem NASDAQ Disruptive Tech 1000 Index herausgefiltert wurden. Im Gegensatz zu anderen Investmenthemen wie Wasser oder Erneuerbare Energien ist die Künstliche Intelligenz noch recht jung. Das bedeutet auch, dass sich KI-Firmen nicht einfach anhand ihres direkten Umsatzanteils definieren lassen. Schließlich sind viele Unternehmen erst noch dabei, KI als Umsatz-, Produktivitäts- oder Kostensenkungstreiber für sich zu erkennen. Deshalb wählt der ETF-Index einen differenzierten Weg: In sieben Sub-Themen, darunter Deep Learning, Spracherkennung & Chatbots, Cloud-Computing und Cyber Security wird sowohl nach Unternehmen mit vielen hochwertigen KI-Patenten als auch KI-Umsatzanteilen gesucht. 

Das resultierende Portfolio stellt einen Kompromiss zwischen marktorientierten und puristischen KI-Ansätzen dar, schließlich landen sowohl Börsengiganten wie Meta, Nvidia und Amazon als auch weniger offensichtliche Unternehmen wie Bank of America und Anwendungsplattformen wie Adobe im ETF. Die resultierende Überschneidung zum MSCI World (etwa 25 Prozent) und MSCI World IT (über 70 Prozent) ist weder besonders niedrig noch hoch. Somit bietet der ETF ein KI-Investment für Einsteiger. Die Performance des ETFs kann sich mit einem Plus von 176 Prozent über fünf Jahre sowohl absolut als auch mit plus 63 Prozentpunkten relativ zum Weltaktienmarkt sehen lassen. 

Wertentwicklung Xtrackers Artificial Intelligence and Big Data UCITS ETF 1C:

Wertentwicklung Xtrackers Artificial Intelligence and Big Data UCITS ETF 1C
Wertentwicklung Xtrackers Artificial Intelligence and Big Data UCITS ETF 1C

Quelle: FVBS

Den stark auf wenige Top-Titel konzentrierten MSCI World Tech-Index konnte der ETF ebenso mit fast 20 Prozentpunkten übertreffen. Genau ließ er relevante aktive Fonds und vor allem alle vergleichbaren ETFs, z. B. den L&G Artificial Intelligence und den Amundi MSCI Robotics & AI, deutlich hinter sich. Sollte der ETF künftig seinen exzellenten Track Record nicht wiederholen können, wird dies nicht an der vergleichsweise niedrigen Kostenbelastung von nur 0,35 Prozent pro Jahr liegen, sondern möglicherweise daran, dass die Orientierung am Börsenwert der Aktien doch zu viel Mainstream und zu wenig echte Innovation im Portfolio erlaubt. Die maximale Einzeltitelgewichtung von 4,5 Prozent sowie das halbjährliche Rebalancing sorgen immerhin dafür, dass kein einzelnes Unternehmen künftig einen überbordenden negativen Einfluss auf den ETF haben dürfte.


Zur Info: Alle Performancedaten zum 31.3.2025

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