Menschen unterschiedlicher Altersgruppen haben unterschiedliche Ansprüche an Berater und Finanzprodukte. Eine aktuelle Studie zeigt, wie sich die Wünsche der Generation Z von denen der Millennials oder der Babyboomer unterscheiden. Und was sie von Finanzdienstlern erwarten.
25.06.2021 | 07:30 Uhr
Finanzberater wissen, dass die finanzielle Situation, die Pläne und Ziele der Menschen darüber entscheiden, wie sie anlegen. In der Anlageberatung sind die Fragen nach Erfahrungen und Vorkenntnissen und den allgemeinen Lebensumständen, die die finanzielle Situation beeinflussen, obligatorisch. Klar ist auch, dass Menschen je nach Lebensabschnitt anders investieren sollten. So macht der Anteil risikobehafteter Anlageklassen im Portfolio eines Mittdreißigers mehr Sinn als im Portfolio eines Seniors im fortgeschrittenen Alter.
De Erfahrung zeigt jedoch: Die Sicht der Berater unterscheidet sich manchmal von den Wünschen ihrer Klientel. Worauf Menschen in verschiedenen Lebensabschnitten Wert legen und nach welchen Kriterien sie ihre Finanzpartner auswählen, zeigt eine aktuelle Generationen-Studie des Meinungsforschungsinstitut YouGov im Auftrag der Geldanlage-Plattform WeltSparen.
So sind die Ansprüche der Babyboomer-Generation ab 55 Jahren andere als die der darauffolgenden Generation X von 41 bis 54 Jahren. Millennials zwischen 25 und 34 Jahren sind mit digitaler Technologie aufgewachsen und starten im Berufsleben durch, während die jüngsten Erwachsenen der Generation Z von 18 bis 25 Jahren wieder andere Schwerpunkte setzen.
Laut Studie scheuen viele Menschen in Deutschland langfristige Bindungen, wenn es um ihre Ersparnisse geht: 42 Prozent der Bundesbürger möchten jederzeit auf ihr angelegtes Geld zugreifen können. Junge Erwachsene der Generation Z ab Jahrgang 1996 sind eher bereit, ihr Erspartes für längere Zeit in fremde Hände zu legen. 31 Prozent von ihnen möchten stets darauf zugreifen können. Weitaus mehr sind es unter den Älteren: In der Babyboomer-Generation möchte mehr als die Hälfte (52 Prozent) jederzeit über ihr Kapital verfügen können.
Geht es darum, zu verstehen, wie welche Finanzprodukte funktionieren, sind die Deutschen erstaunlicherweise nicht besonders wissbegierig. Nur knapp jede und jeder dritte Befragte (32 Prozent) will vor einer Anlageentscheidung verstehen, was genau sich hinter Unternehmen und Angebot verbirgt. Gleichauf wünschen sich Millennials und Babyboomer (32 Prozent) verständliche Finanzprodukte, in der Generation X (Jahrgang 1966 - 1980) immerhin 36 Prozent. Anders sieht es in der jüngsten Altersgruppe aus: Gerade einmal 26 Prozent in der Generation Z sind darauf bedacht, Geldanlageprodukte zu durchschauen.
Das geringe Verständnis von Finanzprodukten korreliert mit dem hohen Vertrauen, dass Banken, Finanzdienstleister und deren Finanzprodukte genießen. 33 Prozent der Deutschen begründen ihre Entscheidung für einen Anbieter damit, dass sie ihm vertrauen. Mit 38 Prozent die höchste Zustimmung verzeichnet dabei die Generation Z. Im Gegensatz dazu ist für die Millennials (27 Prozent) Vertrauen ein untergeordnetes Entscheidungskriterium.
Beim Selektieren von Finanzprodukten spielt die Sympathie des Anbieters offenbar eine nachrangige Rolle. Lediglich vier Prozent der Deutschen treffen ihren eigenen Angaben zufolge ihre Anlage-Entscheidungen danach, ob ihnen das dahinterstehende Unternehmen sympathisch ist. Jüngere und mittlere Altersgruppen lassen sich eher durch Sympathie leiten: Jeweils sechs Prozent der Befragten in der Generation Z und bei den Millennials sowie sieben Prozent der Generation X entscheiden sich deshalb für Finanzdienstleister.
Dass Sympathie allein beim Thema Geld nicht überzeugt, zeigt auch ein weiteres Ergebnis der Studie: Persönliche Empfehlungen aus Familie und Freundeskreis sind nur für eine Minderheit von drei Prozent der Deutschen ausschlaggebend, wenn es um finanzielle Entscheidungen geht. Deutlich empfänglicher für Empfehlungen sind sieben Prozent der Millennials und fünf Prozent der Generation Z. Ihre alltägliche Erfahrung mit Influencer Marketing und Social Media könnte möglicherweise dazu beitragen, dass sie stärker auf die Empfehlung Dritter vertrauen. Konträr dazu verläuft der Trend bei den ältesten Befragten. Die Babyboomer geben wenig auf persönliche Ratschläge: nur ein Prozent verlässt sich bei der Wahl von Finanzpartnern auf Erfahrungen aus dem Bekanntenkreis.
Mehr als ein Drittel (34 Prozent) der Befragten wünscht sich von Finanzanbietern, dass sie die Kosten transparent und verständlich kommunizieren. In den verschiedenen Altersgruppen führt für Millennials das Thema Transparenz: 41 Prozent setzen bei der Anbieterwahl darauf, dass die Kosten schlüssig und nachvollziehbar erläutert werden. Die jüngsten wie auch die ältesten Studienteilnehmer teilen eine Gemeinsamkeit: In der Generation Z und bei den Babyboomern achten jeweils 31 Prozent auf Kostentransparenz, wenn sie Finanzdienstleister aussuchen.
Auf eine kosteneffiziente Struktur von Geldanlagen achtet immerhin gut jede und jeder fünfte Deutsche (21 Prozent). In höherem Maße berechnen 28 Prozent der Millennials und 26 Prozent der Generation X, dass sich ihre Anlageprodukte auch auszahlen. Den Babyboomern ist Kosteneffizienz weitaus weniger wichtig, denn bloß 16 Prozent wählen Banken und Finanzdienstleister nach diesem Kriterium aus.
Kapitalmarktanlagen werden in Zeiten langanhaltender Negativzinsen immer beliebter. Verknüpft sind diese mit Rendite und Risiko, die es bei Anlageentscheidungen abzuwägen gilt. 29 Prozent aller Deutschen erwarten von Finanzdienstleistern, dass sie beide Komponenten – Rendite und Risiko – transparent erklären. Auffallend gering fällt das Interesse an einer transparenten Erläuterung von Rendite und Risiken bei der Generation Z aus: Nur für ein Fünftel (21 Prozent) ist dieses Kriterium entscheidend bei der Anbieterauswahl. Unter den etwas Älteren herrscht ein höherer Erklärungsbedarf: Klare Erläuterungen wünschen sich 34 Prozent der Millennials und sogar 36 Prozent der Generation X.
Fazit: So sehr sich die finanziellen Bedürfnisse und Wünsche der verschiedenen Generationen voneinander unterscheiden, so eint die Menschen immerhin das überwiegend große Vertrauen in ihre Finanzberater. Umso wichtiger sollte es sein, in der Beratung diese Erwartungshaltung nicht zu enttäuschen.
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