Noch eine Woche läuft die Zeichnungsfrist für die erste deutsche „Fußball-Anleihe“. Was auf den ersten Blick risikoreich klingt, verbirgt tatsächlich ein staubtrockenes Geschäftsmodell.
03.12.2024 | 13:30 Uhr von «Peter Schweizer»
Die Emittentin der Anleihe, die Score Capital AG, erwirbt von Fußballvereinen aus den großen internationalen Profi-Ligen Forderungen aus Spieler-Transfers, Sponsoringeinnahmen oder dem Verkauf von Fernsehrechten und verkauft diese wieder. Die neue dreijährige Unternehmensanleihe (ISIN: DE000A383V65) mit einem Gesamtvolumen von bis zu 20 Millionen Euro wird jährlich mit 8,00 Prozent verzinst und kann sowohl über die Emittentin als auch über die Zeichnungsfunktionalität DirectPlace der Börse Frankfurt gezeichnet werden. Die neuen Mittel erweitern die Refinanzierungsmöglichkeiten und sollen die Geschäftstätigkeit beschleunigen. Die Score Capital AG versteht sich dabei als Forderungshändler und ist nicht am Aufbau einer großen Bilanzsumme interessiert. Nach eigenen Angaben hat sie mehr als 800 Transaktionen mit einem Volumen von 2,5 Milliarden Euro erfolgreich umgesetzt. Derzeit übersteige die Nachfrage das Angebot, sodass das Anleihevolumen drei- bis vielmal im Jahr umgeschlagen werden könne.
Tatsächlich scheint es im Fußball keine Konjunkturabhängigkeiten zu geben. Die Umsätze der Vereine, Transferausgaben und Stadionbesucherzahlen befinden sich auf Rekordniveau. Zudem gibt es ein hohes Interesse an der Assetklasse durch institutionelle Investoren, was die Rekordanzahl von Vereinsübernahmen im Jahr 2022 zeigt. Nennenswerte Private Equity Investments gibt es in den spanischen und französischen Ligen. Der Aufschwung der Saudi Pro-League hat neue Liquidität in den Markt gebracht.
Vorstand und Mitgründer Stephan Schnippe erklärt im Interview weitere Details zur Fußballanleihe:
TiAM Fundresearch: Herr Schnippe, warum Fußball?
Stephan Schnippe: Fußball ist ein absoluter Wachstumsmarkt und das weltweit. Wir können die Nachfrage nach unseren Leistungen nicht decken und müssen viele Transaktionen absagen.
Aber im Fußball, meint man, seien viele Halodries unterwegs. Also nochmal: Warum Fußball?
Die Regulatorik auf Ebene der FIFA, der UEFA und der jeweiligen Nationalverbände wirkt wie ein Schutzschirm für unsere Forderungen. Die Regeln zwingen die Vereine dazu, ihre Transferverbindlichkeiten zu bezahlen. Eine Nichtzahlung bedeutet empfindliche Sanktionen bis hin zur Versagung der Lizenz. Das wäre der Tod eines Vereins. Außerdem haben wir ein globales level playing field; überall auf der Welt gelten die gleichen Regeln. Nicht zuletzt: Wir haben selbst ein Ratingsystem entwickelt, das auf einer Datenbank von über 2.400 Einzelabschlüssen von Fußballvereinen aufbaut. Ich hatte in meiner gesamten zwanzigjährigen Karriere in diesem Geschäft noch keinen Ausfall.
Jetzt haben sie den Markt beschrieben, in dem sie tätig sind. Wie verlässlich ist der Emittent Score Capital selbst?
Seit unserer Gründung 2016 haben wir jedes Jahr mit einem Jahresüberschuss abgeschlossen. Mit der Verbreiterung unserer Refinanzierungsmöglichkeiten hoffen wir, das Geschäft signifikant zu erweitern und Skaleneffekte zu heben. Damit sollten wir den Gewinn künftig überproportional steigern können.
Im Transfermarkt werden zum Teil dreistellige Millionenbeträge für Spielerablösen aufgerufen – da werden sie mit dem Anleihevolumen von 20 Millionen Euro aber nicht weit kommen.
Da schauen Sie jetzt nur auf die Leuchtturmtransaktionen. Die interessieren uns gar nicht. Wir streben ein möglichst breit diversifiziertes Neugeschäft an. Am wohlsten fühlen wir uns bei Transfersummen von bis zu zehn Millionen Euro. Derzeit machen wir im Jahr 40 bis 50 Einzeltransaktionen – mit dem Erlös der Anleihe in Zukunft hoffentlich mehr.
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