Das italienische Unternehmen Moneyfarm nimmt in Deutschland
in Kooperation mit Europas größtem Versicherer Allianz den Betrieb auf, wie
beide Unternehmen am Donnerstag in München mitteilten. Der Markenname der
Allianz und deren Expertise im Risikomanagement sollen helfen, die zögerliche
deutsche Kundschaft zu überzeugen. Konkurrenz bedeutet das nicht nur für
Start-ups, die sich auf diesem Gebiet tummeln, sondern auch für etablierte Größen
der Finanzwelt wie Deutsche Bank , Commerzbank oder die Sparkassen.
Bei der automatisierten Geldanlage per Computer treffen
nicht Anlageberater und Händler die Entscheidungen, sondern Software-Programme.
Da die Robo-Vermögensverwaltung weniger hoch bezahlte Finanzmarktspezialisten
benötigt als herkömmliche Kapitalanlagefirmen, sind die Gebühren für die
Kundschaft geringer. In Deutschland ist der Markt jedoch noch klein, deutsche
Kunden gelten in Finanzdingen als konservativ. Ende 2018 waren nach einer
Studie der Unternehmensberatung Oliver Wyman bundesweit erst 2,8 Milliarden
Euro bei Roboter-Anlegern investiert. Als Marktführer in der Bundesrepublik gilt
das Münchner Startup Scalable Capital.
Moneyfarm war bislang in Italien und in Großbritannien präsent
und hat nach Firmenangaben 40 000 Kunden, die 830 Millionen Euro angelegt
haben. "Viele Menschen kennen sich auf dem Finanzmarkt nicht gut aus,
andere bringen zwar gewisse Kenntnisse im Investieren mit, haben aber keine
Zeit, sich damit intensiv zu beschäftigen", sagte Vorstandschef Giovanni
Daprà der Deutschen Presse-Agentur. Moneyfarm verfolgt ein "hybrides"
Geschäftsmodell - entweder voll digital oder mit Hilfe menschlicher Berater.
"Unser Robo-Advisor ist hybrid, denn wir glauben, dass der menschliche
Faktor wichtig ist", sagte Daprà.
Der Moneyfarm-Chef hofft, dass die Nullzinspolitik der EZB
bei der Kundenwerbung hilft: "Wegen der niedrigen Zinsen haben viele
Menschen Probleme, ihr Vermögen zu managen", sagte Daprà. "Wenn die
Leute sich nicht besser um ihre Finanzen kümmern, wird es für viele schwierig,
in zwanzig oder dreißig Jahren einen höheren Lebensstandard zu haben als heute.
Wir wollen Menschen überzeugen, zu investieren."
Und helfen soll auch die Verbindung mit der Allianz, die mit
ihren beiden Tochtergesellschaften Allianz Global Investors (AGI) und Pimco zu
den größten Vermögensverwaltern der Welt zählt. Moneyfarm-Kunden sollen vom
aktiven Risikomanagement der AGI profitieren, wie Jürgen Weber sagt, der bei
Allianz Asset Management für neue Geschäftsmodelle zuständige Manager. Die
Allianz wiederum will auch etwas lernen: "Moneyfarm hat große Erfahrung in
der digitalen Kundenakquise", sagte Weber.
Quelle: dpa-AFX
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