Keine andere Fondsgesellschaft hat die Commerzbank-Aktie so stark in ihren Fonds gewichtet wie die FPM AG. Martin Wirth, Gründer und Vorstand von FPM, über die Attraktivität und die Aussichten des Investments.
08.10.2024 | 14:30 Uhr von «Peter Gewalt»
TiAM FundResearch: Die Commerzbank-Aktie macht imFPM Stockpicker Germany Small/MidCap derzeit 7,2 Prozent, im FPM Stockpicker Germany All Cap 5,4 Prozent aus. Im DAX ist der Wert gerade einmal mit 1,2 Prozent gewichtet. Setzen Sie wegen des Übernahmeversuchs der UniCredit so stark auf die Frankfurter?
Martin Wirth: Nein, die Commerzbank gehört wie die Deutsche Bank schon seit Jahren zu den wichtigen Positionen in unseren Fonds. Da die Commerzbank-Aktie seither aber so stark zugelegt hat, ist ihr Anteil in unseren Fonds ebenfalls kräftig gestiegen.
Warum haben Sie schon frühzeitig auf die Commerzbank gesetzt?
Der gesamte Bankensektor war lange aus verschiedenen Gründen extrem niedrig bewertet. Da gab es einerseits die Nullzinspolitik der EZB, die die Zinseinnahmen und Gewinnmargen der Banken stark in Mitleidenschaft gezogen hat. Gleichzeitig gab es von der Regulierungsseite viel Druck, der hohe Kosten verursacht und lukrative Geschäftsbereiche unattraktiv gemacht hat. Da wir darauf gesetzt haben, dass diese Belastungsfaktoren verschwinden, fanden wir die Papiere der Deutschen und Commerzbank als Investment wieder sehr interessant.
Sie finden das Commerzbank-Papier auch weiterhin attraktiv, trotz der deutlichen Kurssteigerungen zuletzt?
Ja, die Commerzbank ist immer noch ein interessanter Investment-Case. So wird von der Führung bis 2027 eine zweistellige Eigenkapitalrendite angestrebt. Dazu kommen geplante Aktienrückkäufe, die solide zweistellige Returns garantieren. Plus: Die polnische Commerzbank-Tochter, die an sich hochprofitabel ist, schreibt wegen juristischer Folgekosten zwar seit Jahren ein Minus. Aber auch das dürfte sich bald ändern. All diese positiven Faktoren hat auch die UniCredit erkannt und will sich diese durch eine Übernahme wohl sichern.
Wie stehen Sie denn zu einer Übernahme durch die UniCredit?
Als Investor kann ich sowohl mit einer Übernahme als auch mit einem Scheitern der Akquisition gut leben. In beiden Fällen rechnen wir mit Gewinnen. Bei einem Erfolg wird die UniCredit eine Prämie auf den aktuellen Kurs zahlen. Bei einem Scheitern wird die Aktie zwar erst einmal etwas unter Druck geraten, sich dann aber auch wieder erholen. Denn die Commerzbank ist im jetzigen Umfeld sehr gut aufgestellt. Die Nachfolge an der Spitze des Konzerns ist mit Bettina Orlopp gelöst, und die Konkurrenz auf dem deutschen Markt ist in den letzten Jahren durch das Ausscheiden mehrerer Finanzinstitute wie einiger Landesbanken deutlich ausgedünnt.
Sie halten daher an der Commerzbank auch weiter fest?
Wie gesagt, die Commerzbank ist immer noch ein sehr interessantes Investment. Aber in Deutschland tun sich gerade immer mehr Anlagechancen auf. Denn die Stimmung gegenüber deutschen Unternehmen ist sehr schlecht, deshalb fließt viel Investorengeld ab. Für Stockpicker wie uns ist das ein ideales Umfeld, um unterbewertete Titel günstig einzukaufen. Und sollten diese Gelegenheiten noch mehr Erfolg versprechen, würden wir die Commerzbank-Position abbauen.
Verstehen Sie den Widerstand der Politik gegen die Übernahme?
Aus Wettbewerbssicht nicht, denn auch deutsche Finanzinstitute wie die Allianz konnten im europäischen Ausland in den vergangenen Jahren zukaufen. Aber sicherlich wird Unicredit die Kosten reduzieren wollen, was zu einem großen Teil die Commerzbank-Angestellten zu tragen haben. Und die sind Wähler hierzulande.
Herr Wirth, vielen Dank für das Gespräch.
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