Anleger, die sich für britische Aktien interessieren, sollten heute nicht nur die Abstimmung im Unterhaus verfolgen, sondern auch die infrage kommenden Fonds gut miteinander vergleichen.
15.01.2019 | 10:30 Uhr
Die Abgeordneten im britischen Unterhaus entscheiden heute über den Vertrag, den Premierministerin Theresa May mit der EU ausgehandelt hat. May nennt dies „die größte und wichtigste Entscheidung“, die jemals von den britischen Abgeordneten habe getroffen werden müssen. Der Ausgang ist ungewiss. Vor allem ein Streitpunkt spaltet das Parlament: Wie sollen Kontrollen zwischen Nordirland und dem EU-Mitglied Irland vermieden werden? Kommt es heute im Unterhaus nicht zu einer Einigung, droht ein ungeordneter Brexit. Experten warnen schon lange davor, dass damit zu rechnen sei, dass die britische Wirtschaft darunter sehr zu leiden hätte.
Angesichts des drohenden Chaos und der anhaltenden Unsicherheit wäre zu erwarten gewesen, dass die Kurse britischer Aktien seit der Brexit-Votum im Juni 2016 in totaler Ausverkaufs-Stimmung in den freien Fall hätten übergehen müssen. Doch allen Horrorszenarien zum Trotz hat sich der britische Aktienmarkt seit der Brexit-Entscheidung bis heute vergleichsweise gut behauptet. Sowohl in der weltweiten Aktienhausse bis 2018 als auch bei der Kurskorrektur im vergangenen Jahr schlug sich der britische Leitindex FTSE 100 überraschend stark. Mit seiner Performance in der Rally 2016-2018 ließ der FTSE 100 den deutlich schwächeren Euro STOXX 50 weit hinter sich. Im Mai des vergangenen Jahres schwang sich der britische „Footsie“ im Gegensatz zu allen anderen europäischen Leitindizes Indizes sogar zu einem neuen Jahreshoch auf. Und der Rückfall von diesem Jahreshoch fiel mit -15,6 % vergleichsweise moderat aus. Der FTSE 100 schnitt deutlich besser ab, als die meisten anderen europäischen Indizes. Nur der Schweizer SMI verlor noch weniger.
In den vergangenen Wochen, kurz vor der entscheidenden Abstimmung im britischen Unterhaus, ist das Brexit-Fieber allerdings wieder gestiegen, und britische Aktien sind stärker unter Druck geraten als im übrigen Europa.
Sollte es heute zu einer klaren Entscheidung im britischen Unterhaus kommen, herrscht wieder Planungssicherheit. Dann könnten britische Aktien interessant werden. Mit welchen Fonds mit britischen Aktien im Portfolio sich Anleger dann die meisten Chancen ausrechnen können, von womöglich steigenden Kursen auf der Insel zu profitieren, lässt sich zwar nur schwer prognostizieren. Doch ein Blick in der Vergangenheit kann hier vielleicht hilfreich sein. Denn so viel lässt sich feststellen: Die in Deutschland vertriebenen Brit-Fonds haben in den zurückliegenden Jahren sehr unterschiedlich performt.
So hat von den Fonds, die schon mindestens drei Jahre am Markt sind, ausschließlich der Schroder International Selection Fund eine positive Wertentwicklung über drei Jahre auszuweisen. Und auch im Jahresvergleich zeigt die FVBS-Analyse, dass der Schroder-Fonds vorne liegt – wenn auch mit einer für britische Aktien derzeit unvermeidlichen Verlustbilanz für die vergangenen zwölf Monate. Größte Positionen im Fonds sind die Energieunternehmen BP und Royal Dutch Shell, gefolgt von GlaxoSmithKline und Tesco. Stärkste Branche im Portfolio ist der Finanzsektor, der mit knapp 22,77 Prozent aber immer noch gegenüber der Gewichtung im FTSE leicht unterrepräsentiert ist. Dort machen Finanzunternehmen 25,3 Prozent aus.
Dass Fondsmanager sich nicht auf einmal erworbenen Lorbeeren ausruhen können, zeigt der BGF United Kingdom von BlackRock. Mit einem Plus von 2,48 Prozent per annum hängt er die Konkurrenz im Fünfjahres-Ranking um Längen ab. In den vergangenen zwölf Monaten sortierte sich der Fonds mit einem Minus von 11,37 Prozent jedoch nur im hinteren Mittelfeld ein. Das Fondsmanager-Team um Nicholas Little hat den Finanzsektor mit nur 18,5 Prozent Portfolioanteil noch stärker untergewichtet als der Schroder-Fonds. Stärkste Branche im Portfolio sind gewerbliche Dienstleistungen mit einem Anteil von 27,34 Prozent. Drittstärkste Branche sind Konsumgüter mit einem Anteil von 16,3 Prozent. Auch darin unterscheidet sich die Strategie des Fondsmanagements von der des Schroders-Fonds, der nur knapp vier Prozent des Portfolios in Konsumgüter-Unternehmen investiert, dafür aber mit 9,66 Prozent Anteil auf Konsumdienstleistungen setzt.
Wie sehr sich die verschiedenen Brit-Fonds in den vergangenen Jahren entwickelt haben, macht ein Chartvergleich der drei Fonds CLE GB Index II von Canada Life, Schroder International Selection Fund und Fidelity United Kingdom beispielhaft deutlich:
Anleger, die Anfang 2016 einen Betrag 10.000 Euro in den Schroder-Fonds investiert hätten, könnten sich heute über einen Wertzuwachs von knapp 1,700 Euro freuen, während Investoren mit dem Fidelity-Fonds im selben Zeitraum mehr als 1.000 Euro Verlust erzielt hätten. Es bleibt also nicht nur spannend auf der Insel, sondern auch in den Portfolios.
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