In der vergangenen Woche verhinderten negative Kommentare von US-Finanzministerin Janet Yellen den Goldpreis kurzfristig am Überwinden der Marke von 1.800 Dollar. Am Freitag gelang dann ein starker Ausbruch nach oben.
11.05.2021 | 12:30 Uhr von «Jörg Bernhard»
Für den Krisenschutz kontraproduktive Äußerungen kamen am vergangenen Dienstag von der ehemaligen Fed-Chefin und aktuellen US-Finanzministerin Janet Yellen, welche die Notwendigkeit etwas höherer Zinsen ins Spiel gebracht hat, um eine Überhitzung der US-Wirtschaft zu verhindern. Außerdem versuchte sie, aufkommende Inflationssorgen zu zerstreuen - ohne Erfolg. Obwohl sie für die Geldpolitik der USA nicht mehr verantwortlich ist, reagierten die Finanzmärkte zunächst einmal verschnupft auf ihre Äußerungen.
Das gelbe Edelmetall drehte daraufhin - kurz vor Erreichen der 1.800-Dollar-Marke - wieder nach unten. Statements diverser US-Notenbanker deuteten hingegen auf ein Beibehalten der ultraexpansiven Geldpolitik hin. Bei den Zinserwartungen ging die von Yellen ausgelösten Zinssorgen aber nicht spurlos vorüber. So zeigt zum Beispiel das FedWatch-Tool des Terminbörsenbetreibers CME Group derzeit eine Wahrscheinlichkeit von zehn Prozent an, dass im Juni eine Zinserhöhung erfolgen wird, nachdem vor einer Woche hier lediglich ein Wert von sieben Prozent angezeigt worden war.
Erfahrungsgemäß gelten steigende Zinsen als "Bremsklotz" für den Goldpreis, weil dadurch die Opportunitätskosten (Zinsverzicht) steigen und im Gegenzug die Attraktivität eines Goldinvestments sinkt. Doch diese Kausalität macht nur dann Sinn, wenn mit Staatsanleihen auch positive Realzinsen (inflationsbereinigte Renditen) möglich sind. In Deutschland sind wir von einem solchen Szenario "meilenweit" entfernt, schließlich wurde für den Monat April eine Inflationsrate von zwei Prozent p.a. gemeldet - und dies bei einer Rendite zehnjähriger Bundesanleihen von minus 0,22 Prozent p.a. Das heißt: Bedingt durch etwaige Strafzinsen und angesichts negativer Anleiherenditen sind bei Geldvermögen ein Kaufkraftverluste von über zwei Prozent pro Jahr vorprogrammiert. Bei höheren Inflationsraten würden sich diese entsprechend erhöhen.
Wichtig: Im Zuge der Corona-Krise kletterte Ende Dezember das Geldvermögen deutscher Privathaushalte mit 6.950 Milliarden Euro auf ein neues Allzeithoch. Mehr als 75 Prozent entfielen auf "Bargeld und Einlagen" sowie "Versicherungs-, Alterssicherungs- und Standardgarantie-Systeme". Vor dem Hintergrund explodierender Staatsschulden und wachsenden Inflationssorgen kann man durchaus von einem erheblichen "Klumpenrisiko" sprechen. Niemand sollte zu sehr auf die Wertbeständigkeit dieser Euros vertrauen und daher auch Investments in Anlageklassen mit Sachwertcharakter wie zum Beispiel Aktien, Immobilien sowie Edelmetalle tätigen.
Dieser Artikel erschien zuerst am 10.05.2021 auf boerse-online.de
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