In Europa dürften die geldpolitischen Zügel erheblich später gestrafft werden als in den USA, schließlich fällt das Wirtschaftswachstum jenseits des Atlantiks um einiges kräftiger aus als in Europa.
28.07.2021 | 07:30 Uhr von «Jörg Bernhard»
Nur zum Vergleich: Der Internationale Währungsfonds prognostiziert der US-Wirtschaft für das laufende Jahr ein Wachstum in Höhe von 6,4 Prozent p.a., während der Eurozone lediglich ein Plus von 4,4 Prozent p.a. in Aussicht gestellt wird. Bei der EZB-Sitzung in der vergangenen Woche ließ die EZB keine Zweifel aufkommen, dass sie der Förderung der europäischen Wirtschaft auch in den nächsten Jahren höchste Priorität einräumen wird. Einen deutlich geringeren Stellenwert wird hingegen der Aspekt Preisstabilität haben, schließlich lautet das erklärte Inflationsziel der Notenbanker nicht mehr "unter aber nahe zwei Prozent". Mittlerweile begnügt man sich mit einem Zielwert von zwei Prozent p.a.
In den USA, wo die Geldentwertung im Juni auf 5,4 Prozent p.a. geklettert war, hat man sich bereits Wochen zuvor von einer zweiprozentigen Wunschinflation verabschiedet. Dort zielt man vor allem auf eine starke Wirtschaft und einen robusten Arbeitsmarkt ab. Dessen Erholungstendenz geriet zuletzt aber ins Stocken. Am vergangenen Donnerstag wurde mit 419.000 Erstanträgen auf US-Arbeitslosenhilfe ein neues Zweimonatshoch verkündet. Eine regelrechte Flut an US-Arbeitsmarktdaten steht in der kommenden Woche zur Bekanntgabe an. Besonders spannend dürfte es diesbezüglich am Freitag werden, wenn das US-Arbeitsministerium seinen Juli-Monatsbericht veröffentlichen wird. Laut einer von Trading Economics veröffentlichten Umfrage unter Analysten soll sich die Arbeitslosenrate von 5,9 auf 5,7 Prozent p.a. reduziert haben. Außerdem wird bei der Zahl neu geschaffener Stellen mit einem Anstieg von 850.000 (Juni) auf 926.000 (Juli) gerechnet.
Im Falle einer negativen Überraschung dürfte dies zu einem Abflauen der Zinsängste führen und dadurch dem Goldpreis zumindest zu einer Stabilisierung verhelfen. Aufgrund der negativen Realzinsen werden aber weiterhin die Sparer die großen Verlierer der ultraexpansiven Geldpolitik diesseits und jenseits des Atlantiks bleiben, während sich Kreditnehmer über "paradiesische Finanzierungskosten" freuen dürfen. Die damit verbundene Schuldenspirale dürfte höchstwahrscheinlich nicht ewig unter Kontrolle bleiben. Dann dürfte die Stunde von Gold schlagen, welches sich seit ewigen Zeiten als Krisenwährung bewährt hat.
Dieser Artikel erschien zuerst am 27.07.2021 auf boerse-online.de
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