BRIC-Staaten galten als sichere Ertragsquelle. Sind diese Zeiten vorbei? FundResearch analysiert die 12-Monats-Performance der Aktienfonds, die in den BRIC-Ländern anlegen. Die schnelle Rendite kommt dabei vorwiegend aus dem Osten.
12.07.2017 | 12:51 Uhr
Die Zeiten, in denen die BRIC-Staaten Brasilien, Russland, Indien und China boomten, sind vorbei. In Brasilien sank das BIP von 2014 bis 2016 um knapp 25%. Vor knapp einem Jahr begann das Amtsenthebungsverfahren von Dilma Rousseff. Auch China kämpft seit geraumer Zeit mit einem Rückgang des Wirtschaftswachstums. 2016 verzeichnete die asiatische Wirtschaftsmacht mit 6,7% das schwächste Wachstum seit 1990. Im Juni vergangenen Jahres wurden die Sanktionen gegen Russland von der Europäischen Union verlängert. Allerdings nimmt die Wirtschaft dort seit Jahresbeginn wieder zaghaft Schwung auf - allein die indische Wirtschaft strebt weiterhin ungebrochen vorwärts.
Frei nach Warren Buffet sollten Investoren “in fallenden Märkten kaufen”. EAS macht die Probe aufs Exempel und untersucht, welche Aktienfonds aus den BRIC-Staaten dazu geeignet sind. Die entscheidende Frage: Welche Performance bieten Aktienfonds der BRIC-Staaten im 12-Monatszeitraum? Der Betrachtungszeitraum ist bewusst kurzfristig gewählt, um zu analysieren, welche Fonds sich als krisenfestes Investment bewiesen haben - die Langfrist-Perspektiven der BRIC-Staaten scheinen - hiervon abstrahiert - ungebrochen gut zu sein. Unterschiede wie Fondsvolumen, Auflagedatum oder FondsNote spielen bei diesem Vergleich keine Rolle – allein die Leistung zählt.
12-Monats-Performance: Indien unaufhaltsam, Russland am hinteren Ende
Quelle: Finanzen FundAnalyzer
Ganz oben steht ein Aktienfonds aus: Indien. Der SLI Indian Equity Midcap Opprt. A (ISIN: LU0306632174) von Standard Life Investments. Mit einem Volumen von knappen 64 Mio. USD hat der Fonds, gemessen an Warren-Buffet-Dimensionen, eher Taschengeldgröße. Davon unbeirrt liefert er auf Jahressicht die stärkste Performance. Nach zwölf Monaten steht ein Plus von 32%. Im laufenden Jahr tut sich der Fonds etwas schwerer. Er legt um moderate 18% zu. Fondsmanager ist seit 2015 Marc Vincent. Seit 2000 ist Vincent bei Standard Life. Nice to know: Der Investmentexperte hat einen PHD in Theologie. Die Größte Position im Portfolio bilden Titel aus dem Industrie-Sektor (26%). Carborundum Universal, ein Material- und Werkzeughersteller der Murugappa Gruppe ist mit 5,5% der stärkste Einzeltitel.
Hinter Indien folgt ein Fonds aus dem Land der Lotusblüten. Der von Michael Lai verwaltete GAM Star China Equity C EUR Acc (ISIN: IE00B1W3X261) erzielt gute 28% im Vergleichszeitraum. Lai hat neben einem M.S. in Econometrics auch eine Ausbildung zum CFA absolviert. Nach seinen Angaben hat der Fonds zuletzt von den guten Unternehmenszahlen aus dem chinesischen Finanz- und IT-Sektor profitiert. Lai konzentriert das Investment des gut 200 Mio. Euro schweren Fonds vor allem auf Titel der Technologie-Branche. Die größte Position war Ende Mai 2017 Tencent Holdings mit knapp unter 10%.
Auf dem dritten Rang der Peergroup steht ein weiterer Fonds der in Indien investiert: Der 1,8 Mrd. USD schwere HSBC GIF Indian Equity AC (ISIN: LU0164881194), aus der Fonds-Schmiede HSBC Global Investment, rentiert im zwölf Monatszeitraum mit guten 26%. Sanjiv Duggal und Nilang Mehta betreuen den Fonds. Sie legen zu großen Teilen in Finanzwerte an (32,5%). Die nächsten Positionen bilden Verbraucherwerte (17%) und Titel aus der Informationstechnologie (11%). Trotzdem ist mit Maruti Suzuki India der stärkste Einzeltitel ein Autohersteller.
3-Jahres-Zeitraum: Russland vorn, Indien holt auf
Quelle: Finanzen FundAnalyzer
Wie stark die Indische Börse im Vergleich zu den übrigen BRIC-Staaten ist, belegt, dass auch der vierte Fonds im Feld aus dem Land südlich des Himalayas stammt. Nur etwa 45 Mio. USD hält der AMUNDI FUNDS Equity India Infrastructure - AU (C) (ISIN: LU0334875175) aktuell. Er kommt im 12-Monats-Test auf einen Zuwachs von 25%. Sidharth Mahapatra managt den Fonds. Er profitierte im Mai 2017 “vor allem von der positiven Ausgang der Frankreichwahl” und der damit verbundenen, neuen Risikobereitschaft an den Märkten, so Mahapatra. Zudem beginne der indische Markt sich auf die kommende Steuerreform einzulassen. Die leicht gesunkenen Konjunkturdaten Indiens würden aufgefangen. Gelitten habe die Performance dagegen unter der Schwäche des Gesundheitssektors. Die größten Einzeltitel bilden allerdings Unternehmen aus der Industrie: Reliance Indutries LTD kommt aus der Petrochemie, Larsen & Toubra ist Maschinenbauer, Maruta Suzuki India ein Automobilhersteller.
Platz fünf geht erneut an China. Invesco PRC Equity Fund C (EUR Hedged) (ISIN: IE00B29WLT69) heißt der in Irland aufgelegte Fonds. Verwaltet wird er von William Yuen und Mike Shiao. Shiao ist ein alter Hase in der Branche. Seit fast einem Vierteljahrhundert kennt der studierte Finanzwissenschaftler das Investmentgeschäft. Sein Kollege Yuen ist ebenfalls schon lange dabei. Auf knappe 20 Jahre Berufserfahrung kommt er, die letzten 13 davon war er bei Invesco tätig. Etwa 720 Mio. USD beträgt das Fondsvolumen ihres Fonds, das vorwiegend in der Basiskonsumgüterindustrie (27%), in Informationswerten (26%) und dem Finanzsektor (16%) investiert ist. Der Fonds legt in den vergangenen zwölf Monaten um 25% zu. Allein seit Jahresbeginn kletterte der Invesco PRC Equity Fund um 23%.
Hinter ihm folgt ein weiterer Aktienfonds, der in Indien investiert. Dem The Jupiter Global Fund - India Select Class L EUR Acc (ISIN: LU0329070915) sind aktuell rund 400 Mio. USD anvertraut. Rund 24% Plus stehen im 12-Monatsvergleich auf der Habenseite. Fondsmanager Avinash Vazirani verwaltet den Fonds seit 2008. Der ehemalige CIO der BNP Paribas South Asia and Africa legt stark in indische Finanztitel und Konsumgüter an (jeweils gut 23%), hält aber auch große Anteile an Unternehmen der Pertrochemie, wie Hindustan Petroleum (7,5%) oder Indian Oil (2,8%).
Die letzten beiden Plätze des Tests gehören beide zur Kategorie Aktienfonds Russland. Ihnen voran geht der East Capital (Lux) Russian Fund A EUR (ISIN: LU0272828905). Fondsmanager ist seit 2007 Peter Elam Håkansson, der auf gut 30 Jahre Erfahrung in der Branche zurückblicken kann. Er ist eines der Gründungsmitglieder der Fondsgesellschaft. Morningstar kürte den Schweden bereits fünf Mal zum besten Fondsmanager des Jahres. Unter seiner Leitung verbesserte sich der Fonds in den vergangenen 12 Monaten um knapp 21%. Aktuell hat Håkansson zu kämpfen. Das laufende Jahr schlägt hart in die Performance ein. Seit Jahreswechsel verbucht der Fonds ein Minus von 13%. Der Fonds wird darum vorübergehend mit der €uro FondsNote 5 bewertet.
Es folgt der Aberdeen Global Russian Equity Fund A2 EUR Acc (ISIN: LU0505665959), der 19 Mio. Euro Fondsvolumen auf die Waage bringt. Gemanagt wird der Fonds bei der Hamburger Privatbank Marcard, Stein & Co. Die Manager bringen es auf einen Zuwachs von 20% im 12-Monats-Test. Sie halten 9,4% am russischen Einzelhandelskonzerns PSJC Magnit und fast ebensoviel vom russischen Finanzgiganten Sberbank. Die dritt und viertgrößte Position nehmen Titel aus dem Energiesektor ein, Nowatek mit 7%, sowie LukOil mit knapp 8%.
(DW)
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