Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) ordnet zum 1. April 2022 einen sektoralen Systemrisikopuffer in Höhe von zwei Prozent für Risikopositionen von mit Wohnimmobilien besicherten Krediten an. Das dürfte Kredite noch teurer machen.
05.04.2022 | 12:30 Uhr von «Jörn Kränicke»
Angesichts unaufhörlich steigender Immobilienpreise hat jüngst die Bundesbank vor einer massiven Überbewertung von Wohnimmobilien gewarnt. Für den, der jetzt noch auf den Zug aufspringen will, wird es langsam ein teures Vergnügen. Seit Jahresbeginn haben sich laut Interhyp die 10-jährigen Bauzinsen von rund ein Prozent auf aktuell 2,04 Prozent mehr als verdoppelt. Das Ende des Zinsanstieges dürfte damit aber noch lange nicht erreicht sein.
Die Widerstandsfähigkeit der Banken soll gestärkt werden
Denn nun macht auch noch die BaFin den Banken die ungezügelte Kreditvergabe schwerer. Die Aufsichtsbehörde hat eine Allgemeinverfügung erlassen. Ziel ist es, die Widerstandsfähigkeit des deutschen Bankensystems gegen spezifische Risiken aus dem Wohnimmobilienmarkt präventiv zu stärken. Damit soll einer Gefährdung der Finanzstabilität entgegengewirkt werden. Den deutlich zunehmenden Risiken begegnet die BaFin durch den gezielten Einsatz des sektoralen Systemrisikopuffers. Die BaFin hatte bereits am 12. Januar 2022 angekündigt, neben der Anhebung des antizyklischen Kapitalpuffers einen sektoralen Systemrisikopuffer für mit Wohnimmobilien besicherte Kredite einzuführen. Der antizyklische Kapitalpuffer beträgt 0,75 Prozent der risikogewichteten Aktiva auf inländische Risikopositionen. Hinzu kommt ein sektoraler Systemrisikopuffer von zwei Prozent der risikogewichteten Aktiva auf mit Wohnimmobilien besicherte Kredite. Bislang lagen die Quoten jeweils bei null Prozent.
Banken müssen Vorgaben bis 1. Februar 2023 umsetzen
Um den Banken genügend Zeit zu geben, sich auf die neuen aufsichtlichen Vorgaben einzustellen, ist die erhöhte Pufferanforderung erst ab dem 1. Februar 2023 einzuhalten. Ab diesem Zeitpunkt müssen die Institute die Pufferanforderung dann jedoch vollständig einhalten – ein schrittweiser Aufbau nach diesem Datum ist nicht möglich.
Auch andere Länder verschärfen Kreditanforderungen
Auch in anderen europäischen Ländern wie etwa Österreich werden die Regeln für die Kreditvergabe deutlich verschärft. Ab Mitte des Jahres sollen die österreichischen Banken nur noch eine maximale Beleihungsquote von 90 Prozent zulassen. Zudem darf der Schuldendienst nur maximal 40 Prozent des Nettoeinkommens ausmachen und Eigenkapital in Höhe von mindestens 20 Prozent muss beigesteuert werden. Auch müssen die Kredite innerhalb von 35 Jahren getilgt sein. Potenziellen Immobilienkäufern wird es also von allen Seiten schwerer gemacht. Man kann die Maßnahmen jedoch auch positiv sehen. So wird mancher potenzielle Immobilienbesitzer davor geschützt, zu schwindelerregenden Preisen zu kaufen.
Diesen Beitrag teilen: