• PartnerLounge
  • Bellevue Funds (Lux) SICAV
  • Metzler Asset Management
  • Comgest Deutschland GmbH
  • Capital Group
  • Robeco
  • Degroof Petercam SA
  • William Blair
  • Columbia Threadneedle Investments
  • Shareholder Value Management AG
  • DONNER & REUSCHEL AG
  • Bakersteel Capital Managers
  • ODDO BHF Asset Management
  • KanAm Grund Kapitalverwaltungsgesellschaft mbH
  • Aberdeen Standard Investments
  • Pro BoutiquenFonds GmbH
  • Edmond de Rothschild Asset Management
  • iQ-FOXX Indices
  • AB Europe GmbH
  • M&G Investments
  • Morgan Stanley Investment Management
  • Carmignac
  • RBC BlueBay Asset Management
  • Pictet
  • dje Kapital AG
  • DAX----
  • ES50----
  • US30----
  • EUR/USD----
  • BRENT----
  • GOLD----
Interview

Die Produktstrategien der Fondsanbieter für 2022

ESG steht über allem, da sind sich die Teilnehmer am Neuheiten-Round-Table einig. Und auch, dass die Zeitenwende von der analogen zur digitalen Welt sehr viel Disruption bringen und früher oder später sämtliche Branchen erfassen wird. Gefragt sind neue Konzepte, um den Herausforderungen zu begegnen.

09.12.2021 | 07:30 Uhr von «Ronny Kohl»

TiAM: Herzlich willkommen zum TiAM-Round-Table. Welche Produktinnovationen haben Sie in diesem Jahr besonders im Auge?

Daniel Blum: Wir beschäftigen uns mit der Frage, wie Geschäftsmodelle aussehen müssen, um im digitalen Zeitalter zu den Gewinnern zu gehören. Die These von NZS Capital, einer US-amerikanischen Investmentboutique, mit der wir 2019 eine strategische Partnerschaft eingegangen sind, lautet: Wir befinden uns in der frühen Phase eines grundlegenden wirtschaftlichen Umbruchs. In einer Zeitenwende von der analogen zur digitalen Welt, die über die nächsten Jahre alle Branchen erfassen wird. Das bedeutet beschleunigte Disruption und anhaltend hohe Unsicherheit, was zwingend neue Investmentansätze erfordert.

TiAM: Was heißt das konkret?

Blum: Dass wir Unternehmen suchen, die sich durch die zwei Eigenschaften Resilienz und Optionalität auszeichnen. Resiliente Unternehmen kommen besser mit Extrem­ereignissen klar – denn die treten häufiger ein, als wir denken. Und Optionalität bezieht sich auf einen großen potenziellen Performancebeitrag aus einer relativ kleinen Investition – also einer hohen Investmentasymmetrie.

TiAM: Wie finden Sie Titel mit Investment­asymmetrie?

Blum: Das sind Unternehmen, die mit einer möglichst großen Bandbreite an Zukunftspfaden klarkommen, deren Erfolg also nicht vom Eintreten eines bestimmten Szenarios abhängt. Denn die erwähnte Unsicherheit macht enge Vorhersagen für Unternehmen wie für Investoren schwierig. Bei den vielen kleinen Positionen werden natürlich einige Verlierer, aber hoffentlich auch einige große Gewinner dabei sein.

TiAM: Herr Liebe, welche Produktinnovationen stehen 2022 bei Pictet Asset Management im Fokus?

Walter Liebe: Was wir jetzt starten und im nächsten Jahr ergänzen werden, sind thematische Fonds, die wir als Laufzeiten­fonds mit sukzessive ansteigender Investitionsquote an den Markt bringen. Diese Konzepte sind zwar nicht neu, haben sich aber als sehr erfolgreich erwiesen, sowohl kommerziell als auch in Marktphasen, die sich am oberen Ende eines Bullenmarktes bewegen, wo die Unsicherheit sehr groß ist. Da ist ein systematisches Sich-in-den-Markt-bewegen eine recht clevere Strategie – und das Ganze mit einer Laufzeit versehen, um auch die volle Investitionsquote zu erreichen – also etwa nach fünf Jahren.

TiAM: Welche Themen kommen da?

Liebe: Beginnen wollen wir mit einer Multi­themen- sowie einer Umweltstrategie. Für unsere Vertriebspartner haben wir im thematischen Bereich ein eigenes Team aufgestellt, wodurch wir in der Lage sind, individuelle thematische Lösungen zu kreieren – ganz nach den unterschiedlichen Bedürfnissen oder Liquiditätsprofilen. Ein weiteres großes Thema ist natürlich das ESG-Investing. Daher wird es eine globale Aktienstrategie mit Impact nach Sustainable Development Goals geben. Und wir werden das auch auf der Staatsanleihenseite nachvollziehen. Daneben wird die Überarbeitung der Produktpalette gemäß Offenlegungsverordnung eines der großen Themen des kommenden Jahres sein – um ESG-Ansätze zu inkludieren, sodass wir vormalige Artikel-6- zu Artikel-8-Fonds umgestalten können.

TiAM: Was erwartet uns von LGIM?

Philipp von Königsmarck: Auch wir sehen auf der Themenseite eine hohe Nachfrage und haben daher den ersten Wasserstoff-ETF rausgebracht, der inzwischen gut 400 Millionen Euro groß ist. Und dann haben wir Ende Mai einen Digital-Payment-ETF aufgelegt, bei dem es ums digitale Bezahlen geht, was in Deutschland noch nicht so stark im Bewusstsein der Menschen ist, denn hier wird immer noch zu 44 Prozent mit Bargeld bezahlt. Andere Länder sind da extrem viel weiter, gerade asiatische Länder.

TiAM: Ein investierbarer Trend?

von Königsmarck: Mit dem ETF wollen wir die gesamte Wertschöpfungskette abdecken und zugleich einen Baustein bieten, mit dem sich ein bestehendes Portfolio gut ergänzen lässt, ohne ein Klumpen­risiko aufzubauen. Besondere Treiber sind das kontaktlose und das Konto-zu-Konto-Bezahlen in Echtzeit, also dass man untereinander überweisen kann. Insgesamt haben wir in dem ETF jetzt 43 Titel, wobei diese in den wichtigen Indizes nur zu jeweils etwa drei Prozent vertreten sind. Wir gewichten alle Titel gleich, halbjährlich erfolgt eine Anpassung. Somit haben wir auch eine antizyklische Komponente, indem wir Gewinne realisieren und die Gewichtung der Titel, die nicht gut gelaufen sind, aufstocken.

TiAM: Herr Blum, würden Sie den Jupiter Global Equity Growth Unconstrained auch als Portfoliobaustein verstehen?

Blum: Wir sehen den Fonds eher als zukunftsorientiertes Basisinvestment. Das ist ein globaler Aktienfonds mit derzeit etwa 90 Prozent USA-Gewicht, weil dort die großen Tech-Player sitzen, die bereits in der digitalen Welt angekommen sind und unseren Wunsch nach Resilienz erfüllen. Zudem halten wir einen Anteil an kleineren Unternehmen, die die Optionalität erfüllen. Geschäftsmodelle, die weder Resilienz noch Optionalität aufweisen, lassen wir raus. Das waren in der Vergangenheit für uns nie gute Investments.

TiAM: In welcher Verbindung stehen disruptive Tendenzen und das Thema Nachhaltigkeit?

von Königsmarck: Das eine beeinflusst das andere. Disruptive Entwicklungen sind eher eine strukturelle Veränderung, die wir global bei technologiegetriebenen Firmen feststellen. Eine Entwicklung, die sich aus meiner Sicht sehr gut über Themenansätze aufgreifen lässt. Mit ihnen schaut man in die Zukunft, wohingegen Branchenansätze eher ein Blick nach hinten sind, weil die Titel stark gewichtet werden, die in der Vergangenheit erfolgreich waren. Wir aber wollen die Titel aufgreifen, die in der Zukunft erfolgreich sein werden. Und über allem schwebt das Thema ESG.

TiAM: Was aber natürlich ebenfalls für Umwälzungen sorgt.

von Königsmarck: Vollkommen richtig. Und dann stellt sich die Frage, wie man damit umgeht. Wir sind der Auffassung, dass es wenig sinnvoll ist, per se alle Titel einer Branche auszuschließen, sondern sinnvoller, in einigen investiert zu bleiben, die Veränderungsprozesse mitzutragen und die Unternehmen dabei zu begleiten.

Liebe: Die gegenwärtige Konzentration der Branche darauf, das Produktangebot hin zu Artikel 8 und Artikel 9 zu bewegen, führt zu einer Kapitallenkungsfunktion, die dafür sorgt, dass gewisse Branchen oder gewisse Investitionen von den Kapitalmärkten vernachlässigt oder abgestraft werden. Wenn man aber sehr dogmatisch mit Ausschlüssen ist, hat man nicht die Chance, die graduelle Verbesserung hin zu einem nachhaltigeren Unternehmen zu begleiten und dadurch die perfor­mancemäßig interessanteste Entwicklung abzugreifen. Beispielsweise ist unser Clean Energy Fonds nicht für das FNG-Siegel qualifiziert, weil er auch in Versorgungsunternehmen investiert, die massiv von Kohle in Erneuerbare umschwenken, aber noch nicht völlig raus sind.

Blum: Der Ansatz unseres strategischen Partners NZS Capital geht über ESG hinaus, indem er die treuhänderische Pflicht breiter definiert: als Verantwortung für Non Zero Sums, also Nichtnullsummen, oder Win-Win-Ergebnisse nicht nur für die Aktionäre, sondern auch für Kunden, Mitarbeiter, die Gesellschaft und den Planeten.

TiAM: Der derzeitige ESG-Hype – ist das ein Trend mit Zukunft oder könnte das bald schon wieder vorbei sein?

Blum: Ich denke, ESG wird zum Standard über die nächsten Jahre, ein Hygienefaktor, über den wir gar nicht mehr besonders nachdenken werden. ESG-Produkte werden sich dann auch nicht mehr wirklich als solche vom Markt abheben, weil irgendwann alle Strategien mehr oder weniger hohe ESG-Standards erfüllen.

Liebe: Wir sagen schon seit einiger Zeit, dass ESG-Investieren zur Norm wird, und dass man, wenn man sich dem nicht fügt, irgendwann vom Markt verschwinden wird. Dieser Startschuss ist voriges Jahr gefallen, was wir auch schon an den Reaktionen von Vertriebspartnern sehen. Zudem werden die Kriterien, um die Stufe zu Artikel 8 oder zu Artikel 9 zu erreichen, schrittweise verschärft, was dann auch die neue Normalität im Investieren ist. Die Übung, die noch aussteht, ist, die Belegbarkeit und Nachvollziehbarkeit der Prozesse und der Auswirkungen zu formulieren. Aber da ist man sehr fleißig dabei, von regulatorischer Seite und auf Seiten der Asset-Manager, die Daten zu generieren und die Kriterien zu definieren.

TiAM: Wie intensiv wird denn an diesen Regeln gearbeitet?

von Königsmarck: Mit Hochdruck. Der BVI hat mit dem Bankenverband eine finale Version der EU-MiFID-ESG-Zielmarktkriterien abgestimmt, die ab August nächsten Jahres von den Vertriebspartnern umgesetzt werden müssen. Wir stellen aber fest, dass viele Partner schon jetzt umstellen. Auch wir sind damit beschäftigt. Hinsichtlich der generellen ESG-Entwicklung sehe ich uns wiederum ganz am Anfang eines lang andauernden Transformationsprozesses, sodass ESG irgendwann Normalität sein wird.

Blum: Jetzt haben wir vor allem über die Regulierung gesprochen, die von oben vorgegeben wird. Was ich aber zunehmend sehe, ist, dass Kunden sich sehr aktiv und im Detail mit der Umsetzung von ESG beschäftigen. Dass sie sich also nicht nur auf externe Labels oder Ratings verlassen, sondern überprüfen, wie der ESG-Prozess gestaltet ist, welche Titel im Portfolio sind – was die Entwicklung zusätzlich antreibt.

TiAM: Lassen Sie über den Börsenboom des vergangenen Jahres sprechen. Welchen Einfluss hat der auf Produkt­innovationen?

Liebe: Wir sehen, dass die Spätphase des superlangen Börsenbooms mit gleichzeitig negativen Verzinsungen dazu führt, dass die Nachfrage nach Aktieninvest­ments weiter ansteigt und die Hausse weiter befeuert. Irgendwann wird es zwar einen Rücksetzer geben, der die Gemüter wieder etwas abkühlt. Allerdings hat sich auch die Erkenntnis durchgesetzt, dass das Investieren in Aktienmärkte langfristig vorteilhaft und die Unternehmenswelt gesund ist. Insofern wird versucht, in dem neuen Bewusstsein aus Klimawandel, technologischer Revolution und so weiter, sich stärker auf die Ideen von morgen zu fokussieren. Strategien, die ein Sicherheitsnetz aufspannen, sind hingegen eher auf Seiten der Vertriebspartner zu sehen.

Blum: In diesem Szenario spielt für uns das Anleihethema eine sehr wichtige Rolle. Mit dem Jupiter Dynamic Bond bieten wir einen Allwetteranleihefonds als Baustein, mit dem unsere Kunden die Optimierung ihrer Rentenallokation auslagern können. Dabei lässt sich zeigen, dass der Fonds das Potenzial hat, vor allem aktienlastige Portfolios in Phasen erhöhter Volatilität spürbar zu stabilisieren.

von Königsmarck: Wir haben eine Reihe von Qualitätsaktien-Dividendenstrategien unter dem ESG-Mantel aufgelegt und die Rentenseite um Core-Fixed-Income-­ESG-Strategien für Emerging Markets Debt, für Euro Credit und für US Credit sowie auch für Green Bonds ergänzt. Das sind innovative Fonds, die auf dem JP-Morgan-Index beruhen und verstärkt um drei Produktfaktoren zu einer besseren Liquidität führen, was im Fixed-Income-Bereich auf der passiven Seite sehr gefragt ist. Diese Produktlösungen haben wir Anfang dieses Jahres herausgebracht und schon mehrere Hundert Millionen Euro eingesammelt.

TiAM: Die Nachfrage nach Fixed Income ist also immer noch da?

von Königsmarck: Gewiss, viele Investoren fragen das als fixen Teil ihrer Allokation nach – achten dabei aber auch darauf, dies zu einem guten Preis zu erhalten. Denn bei der Renditeoptimierung im Anleihebereich spielen niedrige Kosten eine entscheidende Rolle.

Liebe: Ein Thema, das ich sehr interessant finde, sind China-Bonds. Bislang hatte der chinesische Bondmarkt in Renminbi immer die Herausforderung, dass die Risiken nicht richtig eingepreist wurden und nicht unterschieden wurde zwischen guten und schlechten Schuldnern. Dieses Problem geht die chinesische Regierung nun systematisch an, wie sich am Beispiel Evergrande zeigte. Es gibt häufiger Zahlungsausfälle und man lässt dies auch geschehen, um den Markt erwachsener zu machen und eine vernünftige Risikobepreisung einzuführen. Mittelfristig halte ich das für eine gesunde Entwicklung, da­ es den Markt – immerhin der zweitgrößte Anleihemarkt der Welt – interessanter macht. Wir haben seit dem Jahr 2015 einen Chinese Local Currency Debt Fonds im Programm – da kommt jetzt gerade richtig Musik rein.

Und wenn das Ganze dann auch noch überschwappt auf die derzeit entwickelten Kreditmärkte, dann hätten wir eine Korrektur, die schon bald wieder eine Diskrepanz zwischen gut und schlecht zulassen würde.

Diesen Beitrag teilen: