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ACATIS Value Event-Fondsmanager Hesche: „Ich spüre keinen Druck, aber Verantwortung gegenüber unseren Investoren“

Johannes Hesche
Anlagestrategie

Johannes Hesche managt nach der Trennung von Uwe Rathausky und Henrik Muhle seit über drei Monaten den ACATIS Value Event Fonds. Für TiAM FundResearch zieht der Fondsmanager nun exklusiv Zwischenbilanz und erklärt, was sich beim milliardenschweren Mischfonds geändert hat.

05.06.2024 | 07:15 Uhr von «Peter Gewalt»

TiAM FundReseach: Herr Hesche, als Sie den ACATIS Value Event Fonds im Februar nach dem Ausscheiden der Fondsberater Uwe Rathausky und Henrik Muhle übernommen haben, gab es ein großes mediales Echo. Wie stark hat Sie das unter Druck gesetzt?

Johannes Hesche: Es war erstmal ein komisches Gefühl, dass meine Person plötzlich so im Mittelpunkt stand. Das war ich nicht gewohnt, und das war auch definitiv nicht mein Wunsch. Druck habe ich aber dennoch nicht gespürt, eher ein sehr großes Verantwortungsgefühl gegenüber unseren Investoren. Denn ich habe ein sehr gutes Portfolio übernommen, mit tollen Unternehmen und einer Strategie, mit der ich mich persönlich sehr identifizieren kann.

Sie hatten damals versprochen, dass Sie „den Fonds kontinuierlich und mit ruhiger Hand weiterführen, so wie es die Anleger von uns gewohnt sind.“ Was heißt das genau?

Der Fonds soll weiterhin für diejenigen Anleger geeignet sein, die aktienähnliche, aber kontinuierliche Renditen suchen. Dabei steht die Risikoreduktion im Mittelpunkt. Wir suchen nach den weltbesten Unternehmen, wodurch das fundamentale Geschäftsrisiko minimiert und langfristig größere Verluste oder Schwankungen vermieden werden sollen. Soll heißen: Der Anleger soll mit seinem Investment in den ACATIS Value Event Fonds ruhig durch alle Marktphasen gehen können.

Hat sich bei der Art der Titelsuche etwas verändert?

Nein, wir suchen weiterhin Aktien, die etwa zehn Prozent Rendite per anno abwerfen und Anleihen mit einer Jahresrendite von etwa sechs Prozent. Und die Auswahl der Einzeltitel machen wir sowohl auf der Anleihen- als auch auf der Aktienseite nach unternehmensspezifischen Kriterien, nicht aus makroökonomischen Erwägungen.

Bleiben Sie dem Value-Ansatz treu?

Unbedingt, wobei wir aber nicht den Value-Ansatz von vor zehn oder 15 Jahren verfolgen, als die Unternehmen einfach nur sehr günstig sein mussten. Wir haben den klassischen Value-Ansatz weiterentwickelt und suchen Unternehmen, die langfristig Wettbewerbsvorteile und hohe Wachstumschancen bieten, aber dennoch nicht teuer sind. Insgesamt ist der abgezinste Unternehmenswert entscheidend.

Haben Sie ein konkretes Beispiel?

Ja, der Finanzdienstleister Visa, den wir vor kurzem ins Portfolio aufgenommen haben, ist so ein klassisches Basisinvestment. Der Konzern hat ein unglaublich stabiles Geschäftsmodell, das durch sein Netzwerk wie durch einen Burggraben sehr gut vor der Konkurrenz geschützt ist. Gleichzeitig benötigt Visa wenig Investitionskapital. Das Unternehmen investiert jährlich etwa eine Milliarde US-Dollar bei einem Free Cashflow von rund 20 Milliarden US-Dollar. Und was besonders schön ist: Visa wächst schneller als das durchschnittliche S&P 500-Unternehmen, ist aber trotzdem kaum teurer bewertet.

Wie lange bleibt so ein Titel in Ihrem Portfolio?

Visa ist dank seiner kontinuierlichen Renditeaussichten ein sehr langfristiges Investment; einen konkreten Anlagehorizont haben wir hier nicht. Genauso wenig wie übrigens beim US-Medizintechnikunternehmen Stryker, das wir ebenfalls vor kurzem ins Portfolio geholt haben. Auch hier sprechen die langfristigen Wachstumsaussichten des Marktes, sehr gute Produkte, ein exzellentes Management sowie die attraktive Bewertung für ein sehr langfristiges Investment.

Erkennt man da schon Ihre eigene Handschrift?

Das könnte man so sagen. Grundsätzlich bin ich agnostisch und ergreife die Chancen, wo sie sich bieten. Aber natürlich habe ich wie jeder Investor bestimmte Branchen, die ich aus Erfahrung mehr oder weniger bevorzuge. Wenig attraktiv finde ich zum Beispiel Branchen wie den Rohstoffsektor, in denen die Unternehmen keine Preissetzungsmacht haben. Das widerspricht auch ganz klar unserem Investmentansatz.

Haben Sie auch schon Titel aus dem Portfolio genommen?

Ja, RTL haben wir verkauft. Wir sind weder von dem Streamingangebot des Senders langfristig überzeugt, noch davon, dass die geplante Portfoliobereinigung so erfolgreich sein wird, wie von RTL erhofft. Gleichzeitig wächst die Konkurrenz für RTL beim linearen TV-Angebot weiter stark.

Nach der Trennung von Gané gab es beim ACATIS Value Event Fonds Mittelabflüsse. Hat das die Portfoliostruktur beeinflusst?

Nein, wir haben die Positionen in etwa proportional abgebaut, sodass sich die gesamte Portfoliostruktur nicht geändert hat.

Auffallend ist, dass die Cashquote mit über 25 Prozent recht hoch ist. Finden Sie keine attraktiven Titel mehr?

Nein, die Watchlist ist prall gefüllt (lacht). Aber hier spielen tatsächlich auch einmal makroökonomische Faktoren wie das gestiegene Zinsniveau eine wichtige Rolle. In den USA erhalten Sie auf dem Geldmarkt fünf Prozent, in Europa drei Prozent Verzinsung für Ihr eingesetztes Kapital. Das müssen Sie mit Aktien und Anleihen erst einmal übertreffen.

Stichwort Anleihen: In welchen Segmenten sind Sie aktiv?

Wir investieren aktuell sowohl in Staats- als auch in Unternehmensanleihen. Dank des Zinsanstiegs haben sich neue Gelegenheiten ergeben, die wir zuletzt auch wahrgenommen haben. Darunter sind Bonds von multinationalen Organisationen, die als sehr sicher gelten und dennoch einen Tick besser verzinst sind als gewöhnliche Staatsanleihen. Auf Unternehmensseite haben wir etwa einen attraktiven Floater der Hamburger Commercial Bank gekauft, der durch das Land Schleswig-Holstein, die Stadt Hamburg und die Rechtsnachfolger der West LB abgesichert ist.

Neben dem Value-Ansatz können ja auch spezielle Events bei der Auswahl der Titel eine Rolle spielen, wie der Name des Fonds ja auch schon verrät. Waren Sie hier auch schon aktiv?

Einerseits ja, mit dem französischen Kosmetikkonzern L‘Occitane International, der größten Position im Portfolio. L‘Occitane soll nach einer Übernahme durch den größten Anteilseigner, Reinold Geiger, unter Mithilfe des US-Private-Equity-Konzerns Blackstone im August von der Börse genommen werden. Hier waren wir direkt in die Preisverhandlungen eingebunden und konnten ein in meinen Augen sehr faires Übernahmeangebot mitverhandeln. Andererseits nein, denn wir haben zuletzt ein scheinbar lohnendes Investment in ein mögliches Übernahmeziel abgelehnt, da uns die Qualität des Akquisitionskandidaten nicht überzeugt hat. Denn für uns hat auch hier die Risikokontrolle oberste Priorität.

Herr Hesche, ich danke für das Gespräch.

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