Der Bad Homburger Asset-Manager FERI hat eine Volatilitätsprämienstrategie entwickelt, die auch in hauseigenen Fonds Anwendung findet. Dabei werden Ineffizienzen an den Optionsmärkten ausgenutzt, die regelmäßig zur Alpha-Generierung führen.
25.09.2024 | 07:15 Uhr von «Ronny Kohl»
TiAM: Was macht, grob gesagt, die Volatilitätsprämienstrategie Ihres Hauses für Anleger interessant?
Horst Gerstner: Wir liefern mit unserer Vola-Strategie eine alternative Renditequelle, die wir seit 2012 für Anleger zugänglich machen. Ziel ist es, mittels Volatilitätsprämien eine Mehrrendite zu erwirtschaften, die in unseren Fonds mit einem Zins- oder einem Aktienportfolio kombiniert wird.
TiAM: Gibt es eine bestimmte Kundengruppe, die Sie in erster Linie damit ansprechen?
Stephan Bongartz: Unsere Kunden wollen generell eine Outperformance erzielen, etwa gegenüber passiven ETFs, ohne Abstriche machen zu müssen hinsichtlich Liquidität oder regulatorischer Sicherheit. Mit dem OptoFlex-Fonds bieten wir ihnen an, eine Outperformance gegenüber Anleihen zu erzielen, mit dem US EquityFlex wiederum gegenüber dem US-Aktienmarkt, speziell dem S & P 500. Die Fonds sind UCITS-kompatibel, richten sich also vornehmlich an Anleger in Europa. Unter unseren derzeitigen Investoren sind sowohl private als auch institutionelle Anleger, vor allem aus der DACH-Region, mit Allokationen in allen Größenordnungen. Der OptoFlex ist darüber hinaus ESG-kompatibel und erfüllt Artikel 8 der SFDR-Richtlinie.
TiAM: Können Sie die Strategie der beiden Fonds etwas genauer erklären?
Gerstner: Das Besondere an den Fonds ist die Vola-Strategie, die Optionen auf den S & P 500 handelt. Dabei nutzen wir das Phänomen, das sich schon seit mehr als 30 Jahren beobachten lässt: Put-Optionen sind häufig überpreist. Die implizite Volatilität, die sich in den Put-Optionen beobachten lässt, ist in mehr als 95 Prozent der Fälle höher als die realisierte Volatilität. Das macht den Verkauf von Put-Optionen überwiegend lukrativer als den Kauf. Nun verkaufen wir aber nicht nur Put-Optionen zur Vereinnahmung dieser Volatilitätsprämie, sondern kaufen auch davon abweichend andere Put-Optionen zur Absicherung. Als zusätzliche Absicherung erwerben wir Call-Optionen auf den Volatilitätsindex VIX. Dieses Dreierpaket wird typischerweise immer zusammen gehandelt.
TiAM: Sie fahren die Strategie prognosefrei – was bedeutet das?
Bongartz: Damit meinen wir, dass unsere Strategie nicht darauf beruht, die Marktentwicklung richtig vorherzusagen. Wir sind der Meinung, dass es extrem schwierig, wenn nicht unmöglich ist, die zukünftige Richtung eines effizienten Aktienmarkts wie dem S & P 500 vorwegzunehmen. Wir spekulieren nicht, und wir verändern nicht unser Risiko diskretionär anhand irgendwelcher Marktprognosen.
Stephan Bongartz
Portfoliomanager, FERI
Der CFA-Charterholder ist Manager für die Bereiche Hedgefonds und Volatilitätsstrategien. Er hält einen Master in Banking and Finance und einen Bachelor in Philosophy and Economics.
Vielmehr ist unsere Strategie darauf ausgelegt, maximal zu diversifizieren und dadurch die Vola-Prämie möglichst stetig zu vereinnahmen. Wir streuen unsere Optionen hinsichtlich Laufzeit und Ausübungspreis, und wir handeln systematisch, sodass unser Portfolio nicht vom Tagesgeschehen am Markt abhängig ist.
Gerstner: Wichtig in dem Zusammenhang ist auch, dass wir ein Team von sieben Leuten sind, die die Fonds betreuen – davon vier Portfoliomanager und zwei Programmierer. Das liegt daran, dass die Umsetzung unserer Strategie – obwohl prognosefrei – relativ viel Handarbeit erfordert, die nicht zuletzt mit einer relativ hohen Handelsfrequenz versehen ist. Und schließlich muss die Umsetzung unserer Strategie auch an Stresstagen sowie bei Krankheitsfällen gewährleistet sein.
TiAM: Worin unterscheiden sich wiederum die genannten Fonds?
Gerstner: Der US EquityFlex ist für Anleger interessant, die sich im US-Aktienmarkt engagieren und dabei eine Outperformance erzielen möchten. Und der OptoFlex ist unser Fonds für den Rentenbereich, den wir gern mit dem High-Yield-Segment vergleichen. Er kombiniert ein Basisportfolio aus erstklassigen kurz laufenden Staatsanleihen mit unserer Optionsstrategie.
TiAM: Die Gemeinsamkeit der Fonds besteht also darin, dass FERI auf die Unvollkommenheit der Derivatemärkte setzt. Was, wenn sich dies ändert?
Gerstner: Diese Ineffizienzen sind natürlich nicht immer gegeben. Aber wie bereits erwähnt in mehr als 95 Prozent der Fälle schon, was in diversen Studien belegt wurde. Das ist vergleichbar mit einer Versicherungsprämie.
Horst Gerstner
Lead Portfolio Manager FERI
Gerstner ist verantwortlich für den Handel und die Entwicklung/Weiterentwicklung von quantitativen Investmentstrategien, und er leitet das Fondsmanagement der Volatilitätsstrategien.
Ein Versicherer vereinnahmt vom Versichertenkollektiv höhere Prämien als die Kosten, die die Schadensfälle verursachen. So auch bei Put-Optionen, bei denen Marktteilnehmer eine Absicherung gegen Kursverluste suchen und bereit sind, dafür eine Prämie zu zahlen.
TiAM: Inwieweit hat Ihr Ansatz seit Auflegung der Fonds funktioniert?
Bongartz: Die Strategie hat insgesamt sehr gut funktioniert. Mit beiden Fonds haben wir positives Alpha generiert und die jeweilige Benchmark geschlagen. Im OptoFlex haben wir durchschnittlich eine Jahresrendite von 4,4 Prozent erzielt, was nicht nur besser war als sichere Staatsanleihen, sondern auch besser als Hochzinsanleihen – bei geringerem Risiko und besserer Liquidität. Derzeit rentiert das Basisportfolio mit 3,5 Prozent und nicht mehr wie zuvor mit null Prozent, weshalb wir für die nähere Zukunft eine Fondsperformance zwischen sieben und neun Prozent erwarten.
TiAM: Und beim Aktienfonds?
Bongartz: Mit dem US EquityFlex haben wir ebenfalls ein ansehnliches Alpha erzielt. Der Fonds hat in den fast zehn Jahren, seitdem es ihn gibt, durchschnittlich 14,5 Prozent zugelegt und war damit durchschnittlich 2,3 Prozent besser als die Benchmark. Das heißt zugleich, dass wir das Kapital unserer Investoren innerhalb von weniger als zehn Jahren fast vervierfacht haben.
TiAM: Welche Risiken muss ich akzeptieren, wenn ich mich bei Ihnen engagiere?
Bongartz: Im US EquityFlex haben wir eine leicht höhere Volatilität als der S & P 500. Andere typische Fondsrisiken wie Liquiditätsrisiko, Kontrahentenrisiko, Wechselkursrisiko oder Kreditrisiko sind hingegen extrem gering ausgeprägt.
TiAM: Die Fonds sind mit einem Volumen von über einer Milliarde Dollar bereits recht groß. Gibt es eine Obergrenze? Und planen Sie gegebenenfalls Nachfolgeprodukte?
Bongartz: Die großen Fondsvolumen sind erst mal ein Riesenvorteil, weil sich daraus Skalenerträge ergeben, die sich in geringeren Fondskosten widerspiegeln. Hinsichtlich der Kapazität lässt sich sagen, dass sich die Liquidität der von uns gehandelten Optionen in den letzten Jahren deutlich verbessert hat. Der limitierende Faktor sind einzig die VIX-Call-Optionen, die wir für die Strategie einsetzen. Für den OptoFlex sehen wir derzeit aber eine Kapazität von drei Milliarden Euro und für den US EquityFlex von 4,5 Milliarden Euro.
Gerstner: Allerdings ist das keine feste Grenze, das sind Soft Limits, welche wir der Marktentwicklung entsprechend anpassen. Und was das Nachfolgeprodukt betrifft, haben wir vor drei Jahren den EuroEquityFlex lanciert, der anstatt auf dem S & P 500 Index auf dem Euro
Stoxx 50 basiert, als kleiner Bruder sozusagen, der aber auch schon 240 Millionen Euro schwer ist.
DER FONDS | |
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Fondsname | US EquityFlex I |
Fondsstart | 30.12.2014 |
Lfd. Fondskosten | 0,55 % zzgl. Erfolgshon. |
Fondsvolumen | 1587,33 Mio. USD |
Wertzuw. seit Start | 14,51 % p. a. |
ISIN | LU 113 839 783 8 |
Fondsinfos | |
Stand: 31.07.2024 |
DER FONDS | |
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Fondsname | OptoFlex I |
Fondsstart | 12.12.2012 |
Lfd. Fondskosten | 0,752 % zzgl. Erfolgshon. |
Fondsvolumen | 1273,08 Mio. Euro |
Wertzuw. seit Start | 4,43 % p.a. |
ISIN | LU 083 481 510 1 |
Fondsinfos | |
Stand: 31.07.2024 |
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