Stephan Wittwer von der LBBW legt auf der Investment-Konferenz in Berchtesgaden dar, weshalb der LBBW Global Warming nicht nur nachhaltig, sondern nachhaltig erfolgreich ist.
12.07.2024 | 07:00 Uhr von «P. Gewalt und M. von Arnim»
Der Umbau der Wirtschaft zu mehr Nachhaltigkeit hat weitreichende Auswirkungen auf die Finanzmärkte. Stephan Wittwer von der LBBW erklärt in seinem Vortrag „Die (wahren) Profiteure des Klimawandels“, welche Chancen sich Anlegern hier bieten. Wittwer erklärt zunächst das Umfeld, in dem die Entwicklungen stattfinden. Wichtigster Treiber sei der Klimawandel, der sich nicht mehr leugnen lasse. Die Daten deuteten eindeutig darauf hin, dass sich die klimatischen Bedingungen verschlechterten. „The trend is not our friend“, so Wittwer. Der Umbau hin zu mehr Erneuerbaren Energien sei zum Glück in vollem Gange. Global habe der Anteil Erneuerbarer Energien am Bruttoenergieverbrauch von 20 Prozent im Jahr 2012 auf 30 Prozent im Jahr 2022 zugenommen, was einem Wachstum von 50 Prozent in einem Jahrzehnt entspreche.
Unternehmen wie Meyer-Burger, Enphase und Jinko Solar im Solarsektor sowie Nordex, Siemens Gamesa und Vestas im Windkraftsektor stünden normalerweise im Fokus, wenn es um den Markt für Erneuerbare Energien ginge. Das Management des Fonds LBBW Global Warming lege hier jedoch nicht seinen Schwerpunkt, sondern sehe sich darüber hinaus verstärkt andere Sektoren an, die überdurchschnittlich von der Transformation profitierten. Der Fonds investiere gezielt in Unternehmen, die den CO₂-Ausstoß durch Erneuerbare Energien, Gesundheitsinitiativen, zukunftsfähige Mobilität, energieeffizientes Bauen, Kreislaufwirtschaft und Technologie/Halbleiter reduzieren. Der Fonds konzentriere sich auch auf Themen wie energetisches Bauen und Sanieren. Hier gibt es viele Anknüpfungspunkte zur Steigerung der Energieeffizienz wie etwa bei der Wärmedämmung, Heiz- und Klimatechnik, Vernetzung und Energiespeicher. Wie groß das Einsparpotenzial ist, zeigt die Klimabilanz der Zementherstellung. Sie allein produziert dreimal mehr CO₂ als der gesamte weltweite Flugverkehr. So hat das Fondsmanagement des LBBW Global Warming Baustoffunternehmen wie den irischen Konzern Cement Roadstone Holding im Fokus, der sich unter anderem eine grünere Zementherstellung auf die Fahnen geschrieben hat.
Ein anderer Schwerpunkt des Fonds sei der Technologiebereich, in dem der Energiebedarf und folglich das Einsparpotenzial durch „Green IT“ rasant steige. Der Betrieb von Rechen- und Datenzentren weltweit mache schon heute das 1,5-fache des deutschen Energieverbrauchs inklusive aller Privathaushalte, Unternehmen sowie öffentliche und staatliche Einrichtungen aus. Tendenz stark steigend. „Rechen- und Datenzentren sind unglaublich CO₂-intensiv, weil die Anlagen gekühlt werden müssen“, berichtet Wittwer. „Und diese Zentren schießen wie Pilze aus dem Boden, nicht wegen des KI-Booms, sondern auch wegen des stark anziehenden Datenverbrauchs der privaten Konsumenten“, so Wittwer. „Wir nutzen immer mehr soziale Dienste im Netz, streamen immer mehr und löschen kaum mehr unsere Bilder auf unserem Mobiltelefon, um nur einige Beispiele für diesen Trend zu nennen.“ Gesucht sind für den Fonds laut Wittwer daher Technologieunternehmen, die in diesem Sektor möglichst energieeffizient agieren oder dazu beitragen, dass der Energieverbrauch der Rechenzentren reduziert werde.
Insgesamt kann das Fondsmanagement aus einem Universum von über 6000 Unternehmen mithilfe nachhaltiger und fundamentaler Kriterien die besten Unternehmen auswählen. Das Fondsmanagement verfolge einen klassischen fundamentalen Analyse- und Managementansatz mit Fokus auf „Stock Picking“. Derzeit bestehe das Portfolio aus 76 Unternehmen, knapp ein Drittel stamme aus der Technologiebranche, auf Platz zwei und drei folgen der Industrie- und Gesundheitssektor, so Wittwer
Neben der Investmentstrategie des LBBW Global Warming, welcher zu den ersten Klimawandelfonds nach deutschen Recht zu zählt, mache sich Erfahrung von Christoph Keidel bezahlt, der das Portfolio seit Fondsstart 2007 managt. Ein jährliches Gewinnplus von 12,2 Prozent per anno in den vergangenen zehn Jahren bestätigt dies. Und im Vergleich zum iShares Global Clean Energy Index habe der Fonds beeindruckende Ergebnisse erzielt, betont Wittwer. Während der Fonds in einem Jahr eine Wertsteigerung von 30 Prozent verzeichnete, fiel das ETF-Investement-Vehicle um 20 Prozent. Über 17 Jahre hinweg habe sich der Wert des Fonds mehr als verdreifacht, während der ETF nur stagnierte. Auch so zeigt Wittwer, dass gezielte Investitionen in CO₂-reduzierende Technologien und Unternehmen nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern auch finanziell lohnend sein können. Sein Rat: Investoren sollten die Chancen und Herausforderungen im Bereich der Erneuerbaren Energien und nachhaltiger Technologien aufmerksam verfolgen, um von den langfristigen Trends zu profitieren.
Der LBBW Global Warming sei allerdings kein Artikel 9-Fonds, betont Wittwer zum Abschluss seines Vortrages. „Wir finden es schwierig, ganz klar zu beurteilen, ob eine Aktiengesellschaft wirklich Impact auslöst“, erklärt Wittwer. „Das kann man sich bei den Rentenfonds eher vorstellen, wenn Unternehmen einen Green Bond ausgibt, die in der Regel zweckgebunden ist.“ Wichtiger sei den meisten Anlegern ohnehin, dass Nachhaltigkeitsfonds wie derLBBW Global Warming beim Thema Rendite letztlich zu Spitze zählen würden.
Ein Videointerview mit Herrn Wittwer zum LBBW Global Warming finden Sie hier.
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