Uwe Diehl von ARTS Asset Management erklärt auf der TiAM Investment-Konferenz in Berchtesgaden, warum sich Risikokontrolle beim Investieren langfristig immer auszahlt.
22.03.2023 | 06:30 Uhr von «Peter Gewalt»
Die spektakuläre SVB-Pleite in den USA sowie die großen Probleme der Schweizer Großbank Credit Suisse führen nun schon seit Tagen zu heftigen Kursrückschlägen an den Finanzmärkten. Gewünscht haben mag sich Uwe Diehl, Head of Sales bei ARTS Asset Management GmbH, diese negative Börsensituation sicher nicht. Aber sie hätte edukativ kaum passender sein können für seinen Vortrag „Erfolg durch Kontrolle – Verluste vermeiden besser als aufholen!“ vergangenen Donnerstag auf der TiAM-Investmentkonferenz in Berchtesgaden. Zu Anfang ließ Diehl es sich aber nicht nehmen, den zahlreichen Asset Managern, Finanzberatern und Vermögensverwaltern vor Ort kurz die Unternehmensgeschichte des österreichischen Vermögensverwalters vorzustellen. Denn ARTS Asset Management GmbH startete vor fast genau 20 Jahren mit dem C-Quadrat ARTS Totale Return Global AMI und hat seither für viel Furore gesorgt. Das Unternehmen der C-QUADRAT Gruppe und Spezialist für technische trendfolgende Handelssysteme hat das verwaltete Vermögen in heute 13 Fonds auf circa 1,8 Milliarden Euro steigern können. Und pünktlich zum Jubiläum wurde das Investmenthaus vor kurzem zur Fondsboutique des Jahres 2023 vom Finanzen Verlag gewählt. Das Erfolgsrezept oder Herzstück der Österreicher heißt ARTS (Absolut Return Trading System), ein von Unternehmensgründer Leo Willert selbst entwickeltes automatisiertes Handelssystem, welches seit 20 Jahren unverändert mit mathematischen Algorithmen arbeitet und daher Anlageentscheidungen unabhängig von menschlichen Emotionen trifft.
Letztere führten laut Behavioral Finance-Forschung dazu, so Diehl, dass der Mensch dazu neige, gravierende Fehler zu machen, gerade wenn es turbulent an den Börsen zugehe. „Insbesondere das so genannte Anchoring erweist sich als Falle - vor allem bei Verlusten“, erklärte Diehl. „So verwenden viele Anleger den Einstiegskurs als sehr mächtigen gedanklichen Anker. Wenn ein Aktienkurs eine lange Zeit im Minus ist, wollen viele wenigstens noch bei Null rauskommen, selbst wenn das überhaupt keinen Sinn mehr ergibt.“ Folge: Die Anleger würden zu lange an bestimmten Aktien festhalten und weiter Geld verlieren. Zudem würden viele Investoren immer den aktuellen Preis als Anker nutzen und sich selbst vorrechnen, ob der Preis nun zu einem Abschlag zum vorherigen Höchstpreis notiere oder nicht. Und wiederum andere würden fälschlicherweise auf Analystenschätzungen vertrauen und ein festes Kursziel als Anker vor Augen haben. Das systematisches, regelbasierte und strukturelle Analysestrategie von ARTS vermeide diese kostspieligen Fehler.
Zudem funktioniere die bekannte Buy-and Hold-Strategie, der viele Anleger folgen, heute nicht mehr. „Angesichts sehr starker Drawdowns kann es extrem lange dauern, bis Verluste wieder aufgeholt sind.“ Grund: „Es lässt sich an guten Tagen einfach nicht so viel verdienen, wie man an schlechten Tagen verliert.“ So benötige man Kursgewinne von 100 Prozent, um Verlustphasen in Höhe von 50 Prozent auszugleichen. Als warnendes Langfrist-Beispiel führte Diehl den Euro Stoxx 50 an. „Wer hier Ende 2000 am Indexhöhepunkt eingestiegen ist, hat nach einem maximalen Kursminus von rund 67 Prozent seine Verluste bis heute nicht ausgleichen können.“ Deswegen sei es besser Verluste zu vermeiden, als sie später wieder aufholen zu müssen. Helfen würde dabei schon, wenn man die stärksten Verlusttage meiden würde. „Diese kommen wie die gewinnträchtigsten Handelstage meist in Clustern, welche die Basis für Trends nach oben oder unten sind“, führte Diehl aus.
Die Vermeidung großer Kursrücksetzer werde über ein aktives Risikomanagement erreicht, welches diese Trends berücksichtige. Dabei würden die kurzfristigen Trends am stärksten gewichtet. Gemäß dem Motto „Gute Zeiten mitnehmen, schlechte vermeiden,“ wird die Aktienquote im Fonds reduziert, wenn die Märkte fallen, und erhöht, wenn der Aktienmarkt im Aufwind ist. Maßgeblich dafür sei das Momentum, also die Kursbewegung von Wertpapieren. „Das Handelssystem steigt in Aktien oder Fonds verschiedener Länder und Branchen erst dann ein, wenn sich ein positiver Markttrend manifestiert hat.“
So hat das ARTS-Handelssystem beispielsweise zu Beginn des Jahres 2022 die Aktienquote erst drastisch reduziert, als die Aktienmärkte begannen zu fallen. Während der Sommermonate wurde die Aktienquote dann infolge der kurzen Markterholungsphase wieder erhöht, bis die Märkte abermals ins Negative drehten. In den dynamischen Fonds kann ARTS so die Aktienquote zwischen null und 100 Prozent variieren. Dabei werde nicht auf Einzeltitel, sondern auf insgesamt 10000 Fonds und ETFs zurückgegriffen, so Diehl. Insgesamt könnten die verschiedenen ARTS-Fonds auf insgesamt 86 verschiedene Aktienmärkte und 40 unterschiedliche Anleihemärkte zurückgreifen.
Die Flexibilität des Systems gepaart mit der Absicherung als wichtigste Anlageprioritäten führten zu einem Portfolio, das sich oftmals stabiler durch die Krise entwickelt als andere Portfolios. So ist die Volatilität des Flaggschifffonds des Hauses, dem C-Quadrat ARTS Totale Return Global AMI, langfristig noch nicht einmal halb so hoch wie beim MSCI World. Dennoch hat der Fonds seit Auflage eine durchschnittliche Rendite von 5,4 Prozent erzielt, der MSCI World kommt auf 6,6 Prozent. „Diese Stabilität ist insbesondere vorteilhaft für alle diejenigen Anleger, die auch in Stresssituation an ihr Kapital kommen müssen“, sagte Diehl. Auf die Frage eines Vermögensverwalters im Publikum, was das Handelssystem für die aktuelle turbulente Börsensituation vorhersage, antwortet Diehl, dass das quantitative Handelssystem keine Prognosen leisten könne und wolle. Die Momentum-Strategie als aktiver quantitativer Investment-Ansatz erhebe nicht den Anspruch, die Marktentwicklung vorhersehen zu können. „Wir folgen dem Trend, aber prognostizieren keinen“, so Diehl. Dass sich der Trend aber verschlechtert habe, zeige sich dadurch, dass sich die Aktienquote des C-Quadrat ARTS Totale Return Global AMI von zuletzt 65 Prozent auf jüngst 39 Prozent reduziert habe.
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