TiAM FundResearch blickt auf die vergangene Woche zurück und gibt einen Ausblick auf die kommenden Tage. Diesmal im Fokus: Warum Wohnimmobilien als Anlageform wieder attraktiv werden.
26.02.2024 | 07:30 Uhr
Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) hat in seiner aktuellen Untersuchung zum deutschen Immobilienmarkt einige wesentliche Entwicklungen festgestellt. Erstens: Büroimmobilien sind die neuen Ladenhüter. Zweitens: Die Preise für Eigentumswohnungen dürften wohl bald ihren Boden erreicht haben. Diese Einschätzung teilt das Institut übrigens auch mit dem Maklerhaus Engel & Völkers.
Immobilie ist also nicht gleich Immobilie. Auf der Suche nach Gründen für die unterschiedliche Entwicklung der Sektoren stößt man schnell auf die Ursachen: Die hohen Zinsen sind es nicht. Denn die treffen ja alle Immobilien-Investoren gleichermaßen. Der entscheidende Faktor ist der Markt! Allein Angebot und Nachfrage entscheiden endlich wieder darüber, ob und in welchem Ausmaß die Preise steigen oder fallen. Und da sieht es bei Büroimmobilien eher mau aus. Warum ist das so? Zum einen drückt die schwache Konjunktur auf die Laune. Unternehmen, die Immobilien neu anmieten oder alte Verträge verlängern, fragen heute schon mal kritischer nach, ob da noch was beim Preis zu machen ginge. Zumal das Angebot gestiegen ist. Wer heute durch die deutschen Innenstädte schlendert, sieht sehr, sehr viele Büro-Neubauten und -Baustellen. Der Bauboom der vergangenen Nullzinsjahre wirkt noch nach. Gleichzeitig fehlen einer Studie des Pestel-Instituts und des Bauforschungsinstituts ARGE zufolge in Deutschland über 700.000 Wohnungen. Das Forschungsinstitut Empirica kommt sogar auf eine Lücke von 830.000 Einheiten. So oder so: Es ist das größte Wohnungsdefizit seit mehr als 20 Jahren. So überrascht es nicht, dass die Mieten weiter steigen und die Preise für Wohnimmobilien kaum noch sinken. Die Trendwende im Markt für Wohneigentum bahnt sich nicht nur an. Sie ist unausweichlich. Noch verhindern die hohen Zinsen, dass Käufer mit wenig Eigenkapital in den Markt drängen. Wer dagegen über Kapital verfügt, das angelegt werden will, schlägt jetzt bereits zu. Sobald die Zinsen sinken, wird der Wohnungsmarkt nach oben drehen. Für die Mieter ist das leider kein Trost. Schon jetzt stehen sie Schlange, um überhaupt ein Dach über den Kopf zu bekommen. Wer über den Mietpreis womöglich noch verhandeln will, hat schlechte Karten bei der zahlreichen Konkurrenz.
Wirklich hart gekniffen ist dabei übrigens erneut die sogenannte Mittelschicht: Arbeitnehmer oder Selbständige, die zu viel verdienen, um üppige Sozialleistungen und womöglich Mietzuschuss zu erhalten, aber zu wenig, um findige Steuerberatungskanzleien bezahlen zu können, die dafür sorgen, das offizielle Nettoeinkommen auf null zu drücken. Viele Menschen aus dieser Gruppe dürften sich angesichts weiter steigender Mietpreise bald wieder überlegen, selbst Wohneigentum zu erwerben, weil es ab einem gewissen Niveau keinen Sinn mehr macht, Miete zu zahlen, wenn man dafür auch Eigentum erwerben könnte. Dies wird passieren, wenn die Zinsen wieder sinken. Das ist absehbar.
Fazit: Wohnungsimmobilien schlagen Büroimmobilien. Das heißt allerdings nicht, dass bei Gewerbeimmobilien grundsätzlich der Zug abgefahren ist. Tipp: Logistikimmobilien trotzen der Konjunkturflaute. Auch hier gilt: Die Nachfrage ist größer als das Angebot. Das treibt die Mietpreise. Dazu kommt, dass Logistikimmobilien in einer Welt, in der die Menschen sich mittlerweile wirklich alles an die Haustür liefern lassen, immer wichtiger werden. Das ist ein Trend, der sich wohl nicht mehr umkehren lässt.
Am Dienstag findet die Online-Pressekonferenz zum „SchuldnerAtlas Berlin Brandenburg 2023“ statt. Die Agentur Creditreform veröffentlicht hier ihre neuen Analysen zur Überschuldung der Verbraucher in Berlin und Brandenburg. Wem das Thema zu trocken ist, kann anschließend oder alternativ der Bilanz-Pressekonferenz der Rotkäppchen Mumm Sektkellereien GmbH folgen. Die findet auch digital statt. Lustiger wird es aber vielleicht direkt vor Ort in der Firmenzentrale in Freyburg (Sachsen-Anhalt). Stößchen.
Am Mittwoch veröffentlicht das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW, nicht zu verwechseln mit dem Institut der deutschen Wirtschaft (IW), siehe oben) das DIW-Konjunkturbarometer. Der Indikator zeigt die Wachstumsrate des realen Bruttoinlandsprodukts und stellt damit die gesamtwirtschaftliche Entwicklung dar. So, wie es derzeit aussieht, könnte es nicht schaden, vor der Veröffentlichung der DIW-Zahlen nochmal in Freyburg vorbeigeschaut zu haben. Sekt hebt bekanntlich die Laune. Außerdem täte uns Deutschen ein wenig mehr Mumm vermutlich gut.
Am Donnerstag veröffentlicht die Bundesagentur für Arbeit ihren Arbeitsmarktbericht für den Monat Februar 2024. Gleichzeitig gibt das Statistische Bundesamt in Wiesbaden eine erste Schätzung der Inflationsrate für den Februar bekannt. Die beiden Werte stehen in engem Zusammenhang zueinander. Sinkt die Arbeitslosenquote, steigt die Inflation. Man weiß gar nicht, was man sich wünschen soll.
Am Freitag findet die Online-Pressekonferenz der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (FUR) statt. Es gibt erste Ergebnisse der Reiseanalyse 2024. Die Pressekonferenz findet im Vorfeld der Internationalen Tourismus-Börse (ITB) statt, die am Montag darauf in Berlin wieder ihre Pforten öffnet. Wie man hört, geht es der Branche derzeit so gut wie nie – trotz gestiegener Preise. Da fragt man sich schon, warum die Stimmung in Deutschland allgemein so schlecht ist. An mangelndem Geld kann es jedenfalls nicht liegen.
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