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Der TiAM FundResearch Wochenrück- und -ausblick.
Kolumne

Pharma-Unternehmen - die heimlichen Olympia-Gewinner

TiAM FundResearch blickt auf die Woche zurück und gibt einen Ausblick auf die kommenden Tage. Diesmal im Fokus: Wie Doping zum Wirtschaftsfaktor wird.

12.08.2024 | 06:00 Uhr von «Matthias von Arnim»

Rückblick auf die vergangene Woche

Aus. Vorbei. Die Olympischen Spiele von Paris im Jahr 2024 sind Vergangenheit. Was bleibt, ist das Gefühl, ein wunderschön inszeniertes Sommersportspektakel miterlebt zu haben. Lachende Goldmedaillen- und Bronzemedaillengewinner sowie weinende Zweite, mit einer Silbermedaille um den Hals, die vor allem eines dokumentiert: nämlich, dass man im Finale gegen einen Besseren oder ein besseres Team verloren hat. Was ebenfalls bleibt, ist die Frage, wie viele derjenigen, die in Paris auf den Treppchen standen, ihre Siege nicht nur hartem Training und ihren eigenen körperlichen Fähigkeiten zu verdanken haben. Wohlgemerkt: Die Frage lautet nicht: Ob…

Es wird gedopt. Alle wissen das. Selbst das Olympische Komitee und die Weltantidoping-Agentur WADA wissen es. Die Aussage, Paris 2024 seien die „saubersten Spiele“ aller Zeiten gewesen, ist ein Euphemismus. Um es einmal vorsichtig zu formulieren. Doping ist offiziell weiter verpönt. Deshalb bleiben die Hersteller der leistungssteigernden Substanzen nur heimliche Gewinner. Dabei sind ihre Namen weltweit bekannt. Da wären zum Beispiel die Produzenten von Erythropoetin (EPO). Das ist ein Hormon, das die Produktion von roten Blutkörperchen anregt und in der Medizin zur Behandlung von Anämie, insbesondere bei Patienten mit chronischer Nierenerkrankung oder bei Chemotherapie, eingesetzt wird – oder eben als Leistungssteigerungsmittel im Sport. Die prominentesten Hersteller sind Amgen, Johnson & Johnson, Roche, Pfizer, Sandoz und Teva Pharmaceutical Industries. 

Da synthetisches EPO im Blut mittlerweile gut nachweisbar ist, haben Sportverbände, Ärzte und Pharmakonzerne neue Mittel und Methoden entwickelt, die jeden aktuellen Test ohne Probleme bestehen. Dazu gehört zum Beispiel Gendoping: Hier werden Gene manipuliert, um die Leistung zu steigern. Zum Beispiel durch die Erhöhung der Erythropoetin-Produktion. Da dies den natürlichen genetischen Code des Athleten verändert, ist Gendoping sehr schwer nachweisbar. Trickreich sind auch Designer-Steroide, die gängige Dopingtests austricksen, da sie chemisch leicht verändert wurden. Ein bekanntes Beispiel ist Tetrahydrogestrinon (THG), das erst nach einer gezielten Entdeckung durch einen Whistleblower nachgewiesen werden konnte. 

Beliebt ist auch Microdosing: Athleten verwenden sehr geringe Mengen von Dopingmitteln wie EPO oder Wachstumshormonen, die schnell vom Körper abgebaut werden. Diese kleinen Dosen können schwer nachweisbar sein, insbesondere wenn die Tests nicht zum richtigen Zeitpunkt durchgeführt werden. Tricky sind auch sogenannte SARMs (Selective Androgen Receptor Modulators). Das sind Substanzen, die in der Trainingsphase vor den Wettbewerben den Muskelaufbau fördern. Wer als gedopter Sportler auf Nummer Sicher gehen möchte, verwendet entweder Maskierungsmittel, die die Präsenz von Dopingmitteln im Körper verschleiern und die Ausscheidung der jeweiligen Substanzen beschleunigen. Oder man ruft bei Thomas Bach an und erkundigt sich nach dem Preis dafür, dass das eigene Doping keine Konsequenzen hat, falls man doch erwischt wird. Man nennt das auch die Chinesische Methode.

Doping ganz offiziell

Wer sich die Medaillenspiegel dieser und der vergangenen Olympischen Spiele ansieht, hat eine Ahnung davon, in welchen Ländern Leistungssportler optimale Bedingungen – für was auch immer – vorfinden. Unter den Top Ten findet sich noch nicht Indien. Das Land bewirbt sich als Austragungsort der Olympischen Sommerspiele im Jahr 2036. Unabhängig davon, ob die Bewerbung Erfolg haben wird, gehören indische Pharma-Unternehmen schon heute zu den Gewinnern. Sun Pharmaceutical Industries, Cipla, Torrent Pharmaceuticals, Dr. Reddy’s Laboratories und Zydus Cadila sind die weltweit größten Hersteller von Hormonen und Steroiden, die als Dopingmittel missbraucht werden können. Man darf deshalb vermuten, dass Indiens Sportler im Falle einer Teilnahme bei den Olympischen Spielen im eigenen Land deutlich mehr Medaillen gewinnen werden als diesmal in Paris. Was dann offiziell daran liegen dürfte, dass es in Indien einfach viele gute Sportausbildungsstätten gibt. Oder so. Kontaminierte Hamburger jedenfalls können dann nicht als Ausrede herhalten, falls Dopingtests doch einmal positiv ausfallen. Die Rinder stehen in Indien ja auf der Straße und nicht auf dem Speiseplan.

Wieviel ehrlicher ist da die Idee einiger Milliardäre unter Federführung von Peter Thiel, Christian Angermayer und dem australischen Unternehmer Aron D'Souza. Sie wollen im kommenden Jahr die Enhanced Games veranstalten, finanziert von Investoren und sogenannten Transhumanisten, zu denen sich die drei oben genannten Entrepreneure auch selbst zählen. Die Veranstaltung soll eine „bessere Version der Olympischen Spiele“ werden. Athletinnen und Athleten treten hier in den Disziplinen Leichtathletik, Schwimmen, Turnen, Gewichtheben und Kampfsport gegeneinander an. Im Unterschied zu den Olympischen Spielen soll es jedoch keine Dopingtests geben. Im Gegenteil. Leistungssteigernde Substanzen sollen aktiv gefördert werden. Man will vorführen, welche Möglichkeiten Menschen haben, ihre Leitungsfähigkeit zu steigern. Ganz offiziell, unter Aufsicht von Ärzten. Die Enhanced Games sollen ebenso gesponsert werden wie die Olympischen Spiele. Vielleicht trauen sich dann ja auch Pharmafirmen als Werbepartner an die Öffentlichkeit.

Man kann die Idee für verrückt halten. Und letztendlich auch schädlich für die Gesundheit der Sportler. Doch viele von ihnen nehmen die Risiken ohnehin schon in Kauf. Nun könnten sie dazu stehen. Und sie hätten auch einen neuen Anreiz. Anders als bei Olympia locken die Veranstalter der Enhanced Games mit Antrittsprämien und Preisgeldern in Millionenhöhe. Das sieht bei Olympia anders aus. Das IOC streicht die Gewinne bis auf einige Almosenzahlungen an die nationalen Sportverbände komplett selbst ein. Die Sportler kämpfen dagegen kämpfen bisher nur um die Ehre. Wobei dieser Begriff unter Einbeziehung des oben Beschriebenen doch sehr relativ ist.

Interessante Termine der kommenden Woche

Am Dienstag veröffentlicht das deutsche Pharmaunternehmen Medios seine Halbjahreszahlen. Der Entwickler von sogenannten „Advanced Therapies“ ist Mitte Juli für das Unternehmen Synlab in den SDAX aufgerückt. Medios arbeitet daran, hochmoderne Gesundheitstechnologien für Personen mit seltenen Krankheiten verfügbar zu machen. Das ist längst keine kleine Marktnische mehr. Individualisierte und personalisierte Medizin gilt als das nächste große Ding.

Am Mittwoch verfolgen Börsianer weltweit die Veröffentlichung der US-Inflationsrate für den Monat Juli. Noch erweist sich die Preissteigerungsrate in den USA als überraschend hartnäckig. Deshalb hat die US-Notenbank die Zinsen auf ihrer Sitzung Ende Juli nicht gesenkt. Doch Notenbankchef Jerome Powell sieht immerhin Fortschritte auf dem Weg hin zum Inflationsziel von zwei Prozent. Bis jetzt sieht es so aus, dass in den USA eine erste Zinssenkung wohl erst im September kommen dürfte.

Am Donnerstag beginnt voraussichtlich der Prozess gegen US-Präsidentensohn Hunter Biden wegen Steuervergehen. Eigentlich sollte das in der Öffentlichkeit kein Thema sein. Joe Bidens Sohn ist schließlich nicht in nationaler Verantwortung. Der rechte Propagandakanal Fox wird dem Prozess jedoch trotzdem viel Aufmerksamkeit schenken und vermutlich unvoreingenommen kommentieren.

Am Freitag eröffnet Vizekanzler Robert Habeck einen dreitägigen Wasserstoff-Fachkongress in Duisburg. Gerüchte besagen, dass er den Termin nur deshalb zugesagt hat, weil Duisburg sehr, sehr weit weg von Berlin liegt. Zurück wird Habeck entweder mit dem Dienstwagen reisen oder mit dem Flugzeug fliegen. Die Bahn wäre für die Rückreise jedenfalls keine Alternative. Denn auf der Bahnstrecke zwischen Hamburg und Berlin beginnen umfangreiche Baumaßnahmen, die erst bis zum 14. Dezember abgeschlossen sein sollen. (Die Jahreszahl wird derzeit noch frei verhandelt.) Der Fernverkehr wird in dieser Zeit ausgedünnt und über Stendal und Uelzen umgeleitet. Tendenziell verlängern sich die Fahrzeiten durch die Baumaßnahmen deutlich.

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