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Der TiAM FundResearch Wochenrück- und -ausblick.
Kolumne

Politische Börsen haben gelbe Haare

TiAM FundResearch blickt auf die Woche zurück und gibt einen Ausblick auf die kommenden Tage. Diesmal im Fokus: Was sich die Wall Street von Donald Trump erhofft. Und warum sie wohl enttäuscht werden wird.

22.07.2024 | 07:15 Uhr von «Matthias von Arnim»

Rückblick auf die vergangene Woche

Die vergangenen neun Tage werden in die Geschichte eingehen. So oder so. Der – im wahrsten Sinne des Wortes – Startschuss für den wohl spannendsten Showdown einer US-Wahl fiel am 13. Juli 2024. Eine Kugel aus einem halbautomatischen Gewehr streifte das Ohr des Präsidentschaftskandidaten Donald Trump. Eine weitere Kugel tötete einen Zuschauer der Wahlkampfveranstaltung. Sein Name: Corey Comperatore, ein 50-jähriger Feuerwehrmann aus Pennsylvania. Der Schütze Thomas Matthew Crooks, ein junger ehrenamtlicher Mitarbeiter eines Pflegeheims, wurde vom Secret Service erschossen. Doch die beiden Toten sind nur Randnotizen. Ihre Namen sind bereits im Laufe der Woche in Vergessenheit geraten. Dafür hat man Donald Trumps kleines Pflaster am Ohr umso öfter gesehen. Er wird von seiner Fangemeinde nun nicht mehr nur als vermutlich kommender US-Präsident, sondern als unsterblicher Erlöser gefeiert. Und so glich der republikanische Konvent am Wochenende eher einem Gottesdienst mit anschließender Heiligsprechung als einer Parteitagsveranstaltung.

Wie abgefahren die Reaktionen auch auf dem Börsenparkett und in der Wirtschaftselite auf den Vorfall in Pennsylvania sind, machen drei Ereignisse deutlich.

Erstens: Der Aktienkurs des chinesischen Technologieunternehmens Chuanda Zhisheng, dessen Name im Chinesischen ausgesprochen wie „Trump gewinnt groß“ oder „Trump siegt groß“ klingt, stieg am Montag nach dem Attentat innerhalb kurzer Zeit um zehn Prozent. Das ist das Maximum, das Aktien laut Handelsordnung an der Börse Shenzhen innerhalb eines Tages steigen können. Am Dienstag erst hatten dann wohl viele Anleger begriffen, dass das Unternehmen überhaupt nichts mit Trump zu tun hat. Und schon war der Zauber vorbei. Das Unternehmen, das außerhalb Chinas unter dem Namen Wisesoft bekannt ist, ist heute wieder so viel wert wie am Wochenende vor dem 13. Juli.

Zweitens: Der Kurs des Point Bridge America First ETFs, der wegen seines Börsenkürzels MAGA bei Trump-Anhängern besonders beliebt ist, stieg in der vergangenen Woche zunächst auf ein Allzeithoch, bevor die Begeisterung der Anleger zum Wochenende hin wieder abebbte und der ETF schließlich weniger wert war als in der Woche zuvor.

Drittens: Die großen Firmenchefs haben ihre Wahlkampfspenden für Trump noch einmal erhöht und huldigen ihm wie einem König. Man kann ihre Gedankengänge nachvollziehen. Sie wollen sich jetzt noch gutstellen mit ihm. Schließlich ist in der vergangenen Woche laut Umfragen die Wahrscheinlichkeit, dass Trump im November wiedergewählt wird, auf 85 Prozent gestiegen. Die Konzernbosse wissen sehr wohl, dass Trump – sollte er sich tatsächlich noch einmal US-Präsident werden – seine angekündigte Agenda wohl kompromisslos durchsetzen wollen wird. 

Die Eckpunkte sind bekannt: eine expansive Fiskalpolitik, deutliche Steuersenkungen, Zölle auf Importe aus Übersee, eine stärkere Abschottung der USA, ein Comeback der Ölindustrie und die Kürzung aller Maßnahmen, die den Wandel hin zu erneuerbaren Energien fördern. Gleichzeitig wird Trump versuchen, Fed-Chef Jerome Powell unter Druck zu setzen, die Leitzinsen sehr schnell zu senken. Man muss kein promovierter Ökonom sein, um sich auszurechnen, was das für die Volkswirtschaft der USA bedeutet: einen Anstieg der Schulden und der Inflation, einen schwächeren US-Dollar und rückläufige Kurse bei US-Bonds. Die Gefahr einer Rezession würde Trump durch die Steuererleichterungen und die Zinssenkungen vielleicht sogar bis zum Ablauf seiner zweiten Amtszeit aufschieben können. Die mittel- bis langfristigen Folgen wären jedoch fatal. Eine überhitzte US-Konjunktur würde kurzzeitig einer kleinen Elite zugutekommen und die Kosten in Form höherer Inflation auf die arbeitende Bevölkerung abwälzen. Der Absturz danach wäre absehbar. Auf vielen Ebenen. Unter anderem will Trump ein riesiges Wachstumsfeld, nämlich das der Erneuerbaren Energien, unter seiner Präsidentschaft quasi ausradieren. Technologisch würden die USA, derzeit noch in der Pole Position, langfristig abgehängt. Hunderte Milliarden von US-Dollar, die hier bisher investiert wurden, würden versanden. Es wäre nicht nur ökologisch tragisch, sondern auch ein ökonomisches Desaster. Vergessen scheinen auch die wirtschaftlichen Schäden, die Trump nach seiner ersten Amtszeit hinterließ: die Explosion der Staatsschulden, der teure Handelsstreit mit China und Europa, ein US-Rekorddefizit, eine galoppierende Inflation und weltweit zerstörtes Vertrauen.

Man kann sich den Eifer, mit dem die Konzernpatriarchen Trump derzeit umgarnen, deshalb nur mit reinem Opportunismus erklären. Oder damit, dass sie Angst vor seiner späteren Rache haben. Angst ist übrigens ein ganz schlechter Berater. Alle, die mit der Börse zu tun haben, sollten das eigentlich wissen.

 

Interessante Termine der kommenden Woche

Am Dienstag wird der Johnson Redbook Index von der Redbook Research Inc. veröffentlicht. Es ist ein Umsatz gewichteter Wachstumsindikator der großen US-Einzelhändler, der in etwa 9.000 Läden beinhaltet. Der Index repräsentiert über 80 Prozent des Einzelhandelsumsatzes in den USA, der vom US-Handelsministerium veröffentlicht wird. Seit einem Jahr steigt der Index deutlich. Der Konsum zieht an. Das ist ein gutes Zeichen für die US-Konjunktur, aber ein schlechtes im Hinblick auf die Entwicklung der US-Inflation. Die US-Notenbank Fed wird sich die aktuellen Zahlen sehr genau ansehen.

Am Mittwoch stellen die Konsumforschungsinstitute GfK und NIM ihre monatliche Studie zum Konsumklima in Deutschland vor. Der GfK-Konsumklima-Index misst die aktuelle Konsumstimmung der Privathaushalte in Deutschland. Dabei geht es um die Einschätzung der Konsumneigung der Haushalte und die Ermittlung der Konsumabsichten durch repräsentative Befragungen. Der Index rangiert schon seit Jahren im negativen Bereich. Die Deutschen sind eben Pessimisten.

Am Donnerstag folgt die Veröffentlichung des ifo Geschäftsklima-Index für den Monat Juli. Der Index ist ein Indikator für die konjunkturelle Entwicklung in Deutschland. Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes, des Bauhauptgewerbes, des Groß- und Einzelhandels und des Dienstleistungssektors beurteilen in der monatlichen Umfrage ihre gegenwärtige Geschäftslage und ihre Erwartungen für die nächsten sechs Monate. In den zurückliegenden zwei Jahren pendelte der Index relativ schwankungsarm zwischen 86 und 89 Punkten. Minus 100 Punkte wären gleichbedeutend mit hoffnungslosem Pessimismus, null Punkt wäre neutral, 100 Punkte würden bedeuten, dass alle Befragten die Lage gut einschätzen oder mindestens eine Verbesserung der Entwicklung erwarten. Das ifo Geschäftsklima steht deshalb in keinem sichtbaren Zusammenhang mit der Entwicklung des Konsumklimas. Das ist schon erstaunlich.

Am Freitag gibt die Zentralbank von Russland ihre Leitzinsentscheidung bekannt. Aktuell liegt der Leitzins bei 16 Prozent. Zur Einordnung: Vor dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine lag der Leitzins bei 9,5 Prozent. Am 28. Februar 2022 wurde er auf 20 Prozent angehoben, anschließend Schritt für Schritt bis zum 16. September 2022 auf 7,5 Prozent abgesenkt. Seitdem steigen die Zinsen wieder. Die letzte Veränderung fand am 15. Dezember 2023 statt. An diesem Tag verkündete die Zentralbank Russlands eine Anhebung des Leitzinses von 15 auf 16 Prozent. In den vier geldpolitischen Sitzungen des Jahres 2024 beschloss die Zentralbank bisher keine weitere Veränderung des Zinssatzes. Das muss nicht so bleiben. Die Inflationsrate in Russland hat im Juni 2024 bei rund 8,6 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat gelegen. Tendenz: weiter steigend. Die Notenbank wird dem Trend vermutlich nicht endlos weiter zusehen wollen.

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