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Der TiAM FundResearch Wochenrück- und -ausblick.
Kolumne

Raboti, raboti, Roboter!

TiAM FundResearch blickt auf die Woche zurück und gibt einen Ausblick auf die kommenden Tage. Diesmal im Fokus: Warum wir mehr, aber vor allem produktiver arbeiten sollten.

09.09.2024 | 07:15 Uhr

Rückblick auf die vergangene Woche

Die Erfolge populistischer Parteien bei den Landtagswahlen im Osten haben die Wirtschaft aufgeschreckt. Deutschland gilt international plötzlich als demokratischer Wackelkandidat. Wer hierzulande investieren will, hat ein zusätzliches Argument, dies noch einmal zu überdenken. Das ist umso schlimmer, als unser Land ohnehin nicht mehr als Wirtschafts-Standort Nummer eins weltweit gilt. Die Produktivität pro Beschäftigten sinkt seit Jahren. Und dies angesichts einer demografisch bedenklichen Entwicklung. Arbeitskräfte sind schon jetzt Mangelware. Es wird noch schlimmer. Denn von denjenigen, die Arbeit haben, gehen demnächst viele Ältere in den Ruhestand. Und immer mehr jüngere Arbeitnehmer haben andere Ziele, als einen Fulltime-Job anzunehmen. Wenn Arbeitnehmerverbände heute für eine 30-Stunden-Woche auf die Straße gehen, ist das schon fast lustig. So viele Stunden pro Woche arbeitet nur noch eine Minderheit.

Auf den Punkt gebracht hat diesen Umstand Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing Mitte vergangener Woche auf dem Handelsblatt Banken-Gipfel. Investoren zögen die Reformfähigkeit, Leistungsfähigkeit und den Leistungswillen des Landes zunehmend in Zweifel. Sewing forderte politische und wirtschaftliche Reformen. So müssten die Deutschen etwa mehr arbeiten. „Mit durchschnittlich 26 Stunden pro Woche und einer Rente mit 63 werden wir es nicht schaffen.“ In einem ersten Schritt müsse Deutschland den OECD-Durchschnitt von 33 bis 34 Arbeitsstunden pro Woche erreichen.

Mit dieser Forderung steht Sewing sicher nicht allein da. Doch auch mehr Arbeitsstunden werden das grundsätzliche Problem Deutschlands nicht lösen können: Im Vergleich zu anderen Industrienationen hinken Unternehmen und öffentliche Verwaltung beim Thema Digitalisierung immer mehr hinterher. Es betrifft das komplette Feld aktueller und zukünftiger Wachstumsfelder: Die Bereiche Künstliche Intelligenz und Robotik entwickeln sich gerade mit einer Dynamik, die hierzulande von vielen immer noch unterschätzt wird. Dabei liegen ausgerechnet hier die Schlüssel, um wieder wettbewerbsfähiger zu werden. Wenn Arbeitskräfte Mangelware werden, muss die Technik einspringen. Und für deren Einsatz braucht es Menschen, die die Zusammenhänge verstehen und die passenden Techniken an den richtigen Stellen effektiv einzusetzen wissen. Es geht also nicht einfach nur darum, wieder mehr zu arbeiten, sondern vor allem darum, Arbeitskraft mithilfe von Software und Robotern deutlich zu steigern. So funktioniert Produktivitätssteigerung.

Fun fact am Rande: Das Wort Roboter leitet sich vom russischen Begriff „raboti“ ab. Die deutsche Übersetzung dafür lautet „arbeiten“.

Interessante Termine der kommenden Woche

Am Dienstag startet Robert Habeck mit vollem Terminkalender in den Tag. Um 9 Uhr diskutiert er auf der Maschinenbaukonferenz 2024 der Hans-Böckler-Stiftung im Hotel „Scandic Berlin Potsdamer Platz“ mit Bundesarbeitsminister Hubertus Heil und Arbeitnehmervertretern die aktuelle wirtschaftliche und beschäftigungspolitische Lage der Branche. Es geht unter anderem um die Gestaltungsmöglichkeiten von Betriebsräten und Betriebsrätinnen. Viel Zeit zum Erholen bleibt ihm nicht. Schon um 9:30 Uhr wird Habeck auf dem 25. Deutscher Eigenkapitaltag (DET) in Berliner Futurium erwartet. Dort trifft er nicht nur auf Bundesfinanzminister Christian Lindner und Bundesfamilienministerin Lisa Paus, sondern auch auf Formel 1-Weltmeister Nico Rosberg, den Founder von Rosberg Ventures. So sieht das Politikerleben in Berlin aus: eben noch greinende Betriebsräte, die mehr Arbeitnehmerrechte fordern und im nächsten Augenblick Investoren, die mehr Freiheiten wünschen. Man muss zugeben: Das ist kein leichter Job, den so ein Wirtschaftsminister hat.

Am Mittwoch stellt die EU-Handelskammer in Peking ihr China-Positions-Papier vor. Seit Jahren klagen Unternehmen aus der EU in China über Probleme wie einen erschwerten Marktzugang, ungerechte Behandlung bei öffentlichen Ausschreibungen gegenüber chinesischen Konkurrenten und undurchsichtige Rechtsnormen. Die EU-Handelskammer stellt jährlich eine Zusammenfassung vor, in der sie die Lage der Firmen beschreibt und gibt Aufschluss darüber, wo Probleme für europäische Unternehmen in der Volksrepublik liegen. Für die kommunistischen Regulierungsbehörden dürfte das Dokument wohl vor allem Aufschluss darüber geben, wie erfolgreich sie im vergangenen Jahr waren – und wo noch Handlungsbedarf besteht, um chinesischen Unternehmen mehr Vorteile zu verschaffen.

Am Donnerstag findet in Frankfurt die EZB-Ratssitzung mit Zinsentscheidung statt. Um 14:15 Uhr werden die Beschlüsse des EZB-Rates bekanntgegeben. Anschließend stellt sich Notenbank-Präsidentin Christine Lagarde der Presse. Für alle, die seit Monaten davon sprechen, lesen und hören, dass im September die Zinsen gesenkt werden könnten: Aufwachen! Das Kalenderblatt ist umgesprungen. Es wäre also langsam an der Zeit…

Am Freitag findet die Abschlusskonferenz des Projekts Engage statt. Im Fokus der Veranstaltung stehen die Vorstellung der Studienergebnisse und der Handlungsempfehlungen an Politik, Energiegemeinschaften und -genossenschaften und Wirtschaft, um die Potentiale von Bürgerbeteiligung und Bürgerenergie in der Energiewende optimal zu nutzen und auszubauen.

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