Andrei Kiselev, Co-Manager des Aegon Global Sustainable Equity Fund, erklärt, warum „perfekt“ der Feind von „gut“ ist. Und warum Nachhaltigkeit mehrere Dimensionen hat.
05.11.2021 | 07:30 Uhr
Am zweiten Tag der FondsConsult Investment-Konferenz in München hält Andrei Kiselev, Co-Manager des Aegon Global Sustainable Equity Fund, den letzten Fachvortrag der Veranstaltung, bevor Gastredner Prof. Dr. Kai Carstensen anschließend und abschließend analysiert, welche Inflationsrisiken nach der Corona-Rezession drohen. Kiselev ist Spezialist, wenn es um das Thema Nachhaltigkeit geht. Der von Kiselev gemanagte Fonds ist hier klar positioniert. Der Fondsmanager geht das Thema auf eigene Weise stringent an. Und er legt dem interessierten Publikum dar, welche Strategie er verfolgt und wie er das Thema taktisch im Alltag umsetzt.
Kiselev ist Überzeugungstäter. Er erklärt, wie hoch die Komplexität der Transition von Verbrennungsenergie zu erneuerbaren Energien in der Wirtschaft ist. Die Anforderungen und Herausforderungen seien enorm. Und sie gingen viel weiter als nur ein Umstieg vom Verbrenner- zum Elektro-Automobil. Und schon dieser sei ein kaum zu unterschätzender Einschnitt ins Wirtschaftsleben. Die Transition betreffe nahezu alle Wirtschafts- und Lebensbereiche. „Aber wir haben keine Wahl. Es muss getan werden“, sagt Andrei Kiselev. Es sei noch nicht lange her, dass Nachhaltigkeit nur als Kostenbelastung gesehen worden sei. Diese Wahrnehmung habe sich in den vergangenen Jahren jedoch geändert. Es bliebe nicht verborgen, dass Unternehmen, die nachhaltig wirtschafteten, langfristig auch ökonomisch die Nase vorn hätten. Was allerdings noch kein Allgemeinwissen sei, sei die Entdeckung, dass Unternehmen, die bei diesem Thema noch Aufholbedarf haben, sich aber bereits auf einem guten Weg der Verbesserung ihrer Nachhaltigkeit befänden, sogar besser performen als die sogenannten ESG-Leaders. Deshalb konzentriere sich der Fonds auf diese spezielle Gruppe an Unternehmen, die sich gerade in einem interessanten Entwicklungsstadium befänden.
Als Beispiel dafür, wie sich eine hohe Innovationsfähigkeit im Bereich Nachhaltigkeit wirtschaftlich auszahlt, nennt Kiselev das Unternehmen Kornit Digital. Die Firma hat für ein komplexes und ökologisch schwieriges Thema eine herausragende Lösung gefunden. Das Problem: Die Herstellung von Fast Fashion – schicke Kleidung minderer Qualität, die in hohem Takt durch immer wieder neue Modelle ersetzt wird – sei extrem ineffizient und produziere viel Müll, erklärt der Fondsmanager. "Die Herstellung eines bedruckten T-Shirts verbraucht acht Tonnen Wasser. Das ist definit zu viel. Das umzustellen, ist eine große Herausforderung", so Kislev. Kornit habe hier eine interessante Lösung gefunden: Das Bedrucken von Textilien ohne Wasser. Die Effekte seien enorm: weniger Abfall, Wasser- und Energieverbrauch, eine Verbesserung der sozialen Aspekte durch Vereinfachung der Lieferkette sowie – last but not least – ein starkes und nachhaltiges Umsatzwachstum. Zu den Kunden von Kornit gehörten wichtige Branchenakteure. Das Unternehmen sei auf dem besten Weg zum High-Performer.
Die Frage, wie man als Fondsmanager solche Vorzeige-Unternehmen finde, beantwortet Kiselev mit einem Stufenmodell. Wichtig für die Eingrenzung infrage kommender Firmen sei eine genaue Definition der Art von Nachhaltigkeit, die er suche: Kiselev benennt dafür zunächst die drei Dimensionen von Nachhaltigkeit – Produkte, Praktiken und stetige Weiterentwicklung – und erklärt, wie er auf Unternehmensebene Markt- und Innovationsführer, Verbesserer und Nachzügler erkennt und bewertet (siehe Grafik unten). Auf die Gruppe der „Verbesserer“, die sogenannten Improver, konzentriere er sich.
Aus dem Universum an Unternehmen, die sich aus der Schnittmenge zwischen guten ESG-Fortschritten und ökonomischem Momentum ergeben wählen Kiselev und seine Kollegen in einem mehrstufigen Anlageprozess die aussichtsreichsten Aktien für den Fonds heraus. Das Portfolio ist auf 35-45 Wachstumsunternehmen konzentriert, die im Durchschnitt vier bis fünf Jahre lange gehalten werden. „Wir sind aktive Investoren. Wir reden mit den Unternehmern und diskutieren mit ihnen, wie sie besser werden können. Das hilft ihnen und uns als Investoren“, so Kiselev.
Die Performance, die der Aegon Global Sustainable Equity Fund mit dieser Strategie und seinem Engagement in den vergangenen fünf Jahren erreicht hat, ist dabei zweifellos überzeugend: Der Fonds erzielte je nach Betrachtungszeitraum zum Teil mehr als doppelt so viel Rendite wie der MSCI AC World Index.
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