Das chinesische Start-up DeepSeek zeigte nun mit einem Open Source Modell, dass es ganz ohne High-Tech Chips günstige Anwendungen künstlicher Intelligenz (KI) zur Verfügung stellen kann. Daraufhin hat eine Verkaufswelle die globalen Aktienmärkte erfasst. Vor allem bei Technologiewerten ging es rund. Aktien wie Nvidia verloren zweistellig.
27.01.2025 | 14:03 Uhr
Timo Steinbusch, Leiter Portfoliomanagement der apoBank hat sich dazu schon Gedanken gemacht. „Das chinesische Startup DeepSeek zeigt, dass Innovation nicht immer teure Hardware braucht – das ist eine Kampfansage an den Status quo der KI-Industrie. Die Marktreaktion zeigt die Anfälligkeit, die sich durch die hohe Bewertung gerade bei den großen US-Technologie-Giganten ergibt.“
China ist nicht von den USA abhängig
Das chinesische Startup DeepSeek hat laut dem apo-Manager damit einen großen Stein ins Rollen gebracht. „Die Veröffentlichung dieses Modells ist nicht nur ein technologischer Meilenstein, sondern ein Weckruf für etablierte Unternehmen. Die großen US-KI-Firmen müssen sich drauf einstellen, dass Innovation zunehmend durch Effizient und Zugänglichkeit definiert wird.
Wettlauf um Effizienz hat begonnen
Technologische Dominanz sei kein Privileg mehr, sondern ein Wettlauf, bei dem die effizientesten und nicht unbedingt die größten Akteure gewinnen werden.
„China zeigt damit, dass eine Emanzipation von der US-Technologieführerschaft möglich ist. Die jüngsten Ereignisse werfen einen Schatten auf die für diese Woche erwartenden Unternehmenszahlen und den Unternehmensausblick der führenden US-Technologie-Werte“, so Steinbusch weiter.
US-Dominanz wird hinterfragt
Auch Oliver Blackbourn, Portfoliomanager, Multi-Asset-Team, Janus Henderson Investors, kommentiert die jüngsten Ereignisse: „Der Technologiesektor erlebt einen ziemlich schaurigen Wochenstart: Die KI-Dominanz einer kleinen Anzahl von Unternehmen wird hinterfragt – die erste ernstzunehmende Herausforderung. Die Entwicklung eines potenziell effizienteren Ansatzes für die KI-Verarbeitung stellt die erwarteten Milliardeninvestitionen in Infrastruktur und geistiges Eigentum in Frage.“
Hohe Bewertungen machen Märkte anfällig
KI wird laut Blackbourn als sehr komplexer Entwicklungsbereich angesehen. Den Vorreitern wird ein technologischer Vorteil zugeschrieben, der ihnen auch in Zukunft schnelles Wachstum bescheren dürfte. „Das erwartete hohe Gewinnwachstum wurde als Rechtfertigung für sehr hohe Bewertungen herangezogen und machte sie sehr anfällig für Enttäuschungen. Wettbewerb schien immer die größte Bedrohung zu sein, aber auch diejenige, die von Anlegern am schwersten einzuschätzen ist. Die Marktreaktion auf eine wahrgenommene Veränderung der Wettbewerbslandschaft erweist sich als brutal.“ Vor der heutigen US-Eröffnung sind laut Janus Henderson die NASDAQ 100-Futures um 3,9 Prozent gefallen, und ASML Holdings, eines der am stärksten vom KI-Thema betroffenen Unternehmen in Europa, ist um über zehn Prozent gefallen.
„Es ist zwar leicht, vorschnell zu handeln, aber man darf auch nicht vergessen, dass die hohen Erwartungen die Bewertungen des gesamten US-Aktienmarktes und damit auch der globalen Aktien in die Höhe getrieben haben. Sollten die Bewertungen von US-Aktien deutlich sinken, besteht die Gefahr, dass sich dies auf andere hoch bewertete Bereiche in Europa und Asien ausweitet.“
Crashgefahr ist gestiegen
Da die US-Verbraucher stärker als je zuvor von den Aktienmärkten abhängig seien, bestehe die Gefahr einer weiteren negativen Rückkopplung, sollte das Vertrauen der Verbraucher schwinden. „Ein signifikanter Rückgang der Indikatoren für die Finanzlage aufgrund von Verlusten an den Aktienmärkten könnte den Ausblick der Fed recht schnell ändern.“ (jk)
Diesen Beitrag teilen: