Wenn Aktienfonds sich über Jahrzehnte hinweg gut verkaufen, ist dies zwar kein Beweis dafür, dass sie immer gut gemanagt wurden. Aber es ist zumindest ein Hinweis darauf.
13.09.2024 | 06:45 Uhr
Es gibt einige Fonds-Dinosaurier, die alle Börsenkrisen überlebt haben. Der älteste Fonds überhaupt zum Beispiel. Der Pioneer Fund wurde 1928 als Investmentprodukt speziell für die streng religiösen Gemeinschaften der Quäker und Methodisten aufgelegt und verzichtet seit seiner Auflage im Februar 1928 auf Investitionen in Glücksspiel sowie die Alkohol- und Tabakindustrie. Genau genommen, macht das den Fonds zum ersten Ethikfonds der Welt – auch ohne das Etikett Nachhaltigkeit. Vermutlich ließ sich dieser Begriff vor fast einhundert Jahren noch nicht so gut vermarkten. Aber unter den Aktienfonds mit einer langen Historie macht ihn seine ursprüngliche Anlagestrategie ganz besonders. Bemerkenswert ist auch, dass Pioneer Fund der einzige weltweit anlegende Aktienfonds ist, dessen Fondsmanagement den Börsencrash im Jahr 1929 miterleben musste. Vielleicht war es diese Sturzgeburt, die dafür sorgte, dass auch die folgenden Generationen an Fondsmanagern sich durch nichts mehr schocken ließen. Der Fonds performte über Jahrzehnte hinweg hervorragend. Bis heute zählt der Dinosaurier der Branche zu den renditestärksten Aktienfonds. Daran hat auch nichts die Übernahme der Gesellschaft Pioneer vor rund sieben Jahren durch die französische Fondsgesellschaft Amundi geändert. Der Fonds wurde zwar im Jahr 2019 neu aufgelegt und in Amundi Funds US Pioneer Fund geändert. Mit der Neuauflegung ging der alte Schwung jedoch nicht verloren. Über Zehnjahresräume hinweg sind zweistellige Renditen per annum keine Seltenheit.
Nicht nur am US Pioneer Fund lässt sich Weltgeschichte in den Fondskursen ablesen. Auch der OBAM N.V. Classic gehört zu den Oldies der Branche. Der global anlegende Aktienfonds wurde 1936 gegründet und ist seit 1954 börsennotiert. Damit ist er einer der ältesten noch existierenden Fonds in Europa. Nach Jahren unter den Fittichen verschiedener großer Muttergesellschaften wird der Fonds seit dem 1. Juli 2020 wieder unabhängig gemanagt. Das Fondsmanagement investiert weltweit in etwa 50 einzigartige Qualitätsunternehmen, die von strukturellen globalen Trends profitieren können und in einem wachsenden, gut strukturierten Industriesektor tätig sind. Im Laufe der Zeit strebt der Investmentfonds eine Kombination aus überdurchschnittlichem Kapitalwachstum und Erträgen an. Auch der Aktienfonds Robeco Sustainable Global Stars wurde noch vor dem Zweiten Weltkrieg gegründet. Ebenso wie der Pioneer Fund bevorzugt das Fondsmanagement heute Aktien mit guter Umweltbilanz. Der Fonds ist zwar nur als „Artikel 8“-Produkt gelistet, wendet jedoch bei seinen Auswahlkriterien für die Aktien explizit nachhaltigkeitsorientierte Indikatoren an.
Zu den wirklich alten Fonds zählt auch der Templeton Growth Fund, der im November seinen 70jährigen Geburtstag feiert. Mit einem Anlagevolumen von aktuell 13,5 Milliarden Euro gehört er zu einem der größten aktiv gemanagten Fonds der Welt. Die Anlagestrategie des Fonds ist die gezielte Suche nach Aktien, die - gemessen an ihrem inneren Wert - unterbewertet sind. Abhängig von der jeweiligen Marktsituation investiert der Fonds auch bis zu 25 Prozent seiner Vermögenswerte in nicht klassifizierte und klassifizierte Schuldtitel. Das Fondsmanagement verfolgt seit der Auflegung des Fonds vor 70 Jahren stets die grundsätzlich identische wertorientierte Anlagestrategie.
Geht es um in Deutschland handelbare Fonds, darf in der Reihe der Fonds-Oldies natürlich der UniGlobal nicht fehlen. Vor fast 65 Jahren gegründet, überzeugt der Fonds nicht nur in Langfristbetrachtungen mit einer starken Performance. Zuletzt gelang es Christoph Niesel und Bernd Schröder, mit ihrem Fonds die eigene Benchmark, den MSCI World Index, zu schlagen. Im April dieses Jahres übernahm Schröder den Chefposten als Lead-Portfoliomanager direkt von Niesel. Der geschmeidige Generationenwechsel dürfte dem Fonds also nicht schaden. Dass der Fonds in der Wertung der 20-Jahresperformance bei den weltweit anlegenden Aktienfonds ganz vorne liegt, passt ins Bild. Auch andere deutsche Evergreens wie der DWS Akkumula oder der DWS Vermögensbildungsfonds I reihen sich mit guten Ergebnissen in die Liste der Evergreens ein, die in Deutschland handelbar sind.
Dass die Oldies so lange erfolgreich sind, mag an der Treue insbesondere deutscher Anleger liegen. Mit Tradition allein lässt sich jedoch so lange Fondslebenszeiten wohl nicht begründen. Schließlich kennt die Branche keine Gnade, wenn Fonds nicht die Erwartungen erfüllen.
Fazit: Manche Fonds haben schon große weltpolitische Ereignisse wie die Ölkrisen 1973 und 1979 oder diverse Kriege und Börsencrashs überlebt. Die Annahme, dass diese Fonds mit hoher Wahrscheinlichkeit auch die nächste Finanzkrise überleben werden, wurde immer wieder bestätigt. Darum wirken alte Marken wie Pioneer, Templeton Growth, UniGlobal oder Akkumula auch so vertrauenswürdig. Auch wenn das Kürzel vorne im Namen schon einmal wechselt oder ein „ESG“ in den Namen mit aufgenommen wird. Tatsächlich scheint es manchmal, als komme es bei den Urgesteinen der Fondsbranche mehr auf die Tradition des Fonds an als darauf, welche Gesellschaft den Fonds gerade vertreibt. Trotzdem gilt natürlich immer der Satz, den Anleger in allen Verkaufsunterlagen zu jedem Fonds finden: Die Wertentwicklung in der Vergangenheit bietet keine Garantie für die Zukunft.
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