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Indexpolicen: Lukrative Aktienbeteiligung mit garantiertem Kapitalerhalt?

Indexpolicen: Lukrative Aktienbeteiligung mit garantiertem Kapitalerhalt?
Aktienindex

Indexpolicen erscheinen bei aktuell negativen Realzinsen aufgrund hoher Renditen vieler Aktienindizes der Vergangenheit lukrativ. Zwei Studien haben die jüngsten Renditen ausgewertet.

11.04.2023 | 08:00 Uhr von «Ulrich Lohrer»

Indexfonds verzeichnen als börsengehandelte Fonds (ETFs) seit Jahren steigende Umsätze und zunehmende Marktanteile. Aufgrund ihrer niedrigen Kosten und hoher Transparenz werden sie von Verbraucherorganisationen empfohlen. Seit die Allianz 2006 erstmals eine Indexpolice auf dem Markt brachte an, weisen auch Indexpolicen – wohl auch wegen der Namensähnlichkeit zu den positiv belegten Indexfonds – aktuelle wie Fondspolicen hohe Umsätze auf. Dabei können sich die Anleger zum Vertragsabschluss für einen bestimmten Aktienindex, darunter bekannte Indices wie DAX, Euro Stoxx 50 oder S&P 500, entscheiden. Die gute Wertentwicklung vieler dieser Aktienindizes in der Vergangenheit über längere Anlagezeiträumen spricht bei der aktuell anhaltend hohen Inflation sowie den negativen Realzinsen für ein solches Investment. Einige Vermittler präsentieren daher Indexpolicen als ideales Altersvorsorgeprodukt, die langfristig hohe Renditen versprechen, gleichzeitig einen Kapitalerhalt garantieren sowie eine garantierte Rente im Ruhestand bieten.

Indexpolicen haben wenig mit Indexfonds gemeinsam

Tatsächlich unterscheiden sich Indexpolicen von ETF-Indexfonds grundsätzlich. Obwohl die Anleger von Indexpolicen Aktienindices wie DAX oder S&P500 wählen können, wird im Gegensatz zu den Indexfonds kaum Geld in Aktien investiert. Nach Abzug der Vermittlungs- und Risikokosten vom Beitrag fließt das Geld des Versicherten zunächst in das Sicherungsvermögen (Deckungsstock) des Lebensversicherers. Wie bei einer konventionellen Kapitallebensversicherung oder privaten Rentenversicherung wird das Kapital überwiegend in festverzinsliche Wertpapiere und Hypotheken und nur zu einem kleinen Anteil in Immobilien und Aktien investiert. Lediglich die jährlichen anfallenden Überschüsse aus diesem Deckungskapital werden entsprechend des vom Versicherten gewählten Aktienindex investiert. Angelegt werden diese Überschüsse allerdings nicht in einen Indexfonds, sondern in Optionen auf den jeweils gewählten Aktienindex. Steigt der Index über den Basispreis der Option, wird der über einen Hebbeleffekt erzielte Gewinn dem Versicherungsvertrag gutgeschrieben. Andernfalls verfällt die Option und damit auch der im Vorjahr zugewiesene Überschuss. Aber auch der Gewinn wird nicht dem Versicherungsvertrag in voller Höhe gutgeschrieben. Die Versicherer zwacken sich einen Anteil davon ab, entweder in dem sie den Gewinn durch einen Cap deckeln oder eine proportionale Quote vom Gewinn für sich behalten. Welche Aktienindizes und welche Indexmodelle (Cap, Quote) bestehen, zeigt ein Überblick des Instituts für Vorsorge und Finanzplanung (IVFP) aus der Auswertung der 16 angebotenen Indexpolicen (siehe Tabelle unten).

Abieter
Abieter

Tabelle: © IVFP – Marktüberblick über unterschiedliche Indexmodelle 2023

Enttäuschende Renditegutschriften

Das IVFP analysierte auch die Renditengutschriften aus den Indexoptionen der Indexpolicen für das vergangene Jahr. „Nach dem sehr guten Jahr 2021 mit zum Teil beachtlich hohen Renditegutschriften bei Indexpolicen müssen sich die Kundinnen und Kunden in den allermeisten Fällen mit einer Nullrunde begnügen“ so Michael Hauer, Geschäftsführer vom IVFP. Nach dem guten Börsenjahr in 2021 waren die Börsen 2022 aufgrund des Einmarsch Russlands in die Ukraine und Zinserhöhungen vieler Notenbanken eingebrochen. Deshalb mussten nahezu alle Kunden 2022 auf Renditegutschriften ihrer Indexpolicen verzichten. Dabei spielte es kaum eine Rolle, welches Indexmodell dem jeweiligen Vertrag zugrunde liegt. Ob Aktien- oder Multi-Asset-Index, ob Cap- oder Quoten-Verfahren, meist gab es keine Gutschrift aus der Indexpartizipation. „Im Durchschnitt betrug die maßgebliche Rendite von Indexpolicen, deren Indexjahr in 2022 endete, magere ein Prozent“ resümiert Hauer.

Die Ergebnisse des IVFP werden von einer anderen Auswertung der Indexpolicen durch das Analysehaus Assekurata vom März 2023 bestätigt. In knapp 90 Prozent der Fälle mussten die Kunden von Indexpolicen 2022 mit Null-Renditen leben. „Das Indexjahr 2022 war in der langjährigen Datenhistorie unserer Studie das bisher schlechteste“, erklärt Lars Heermann, Bereichsleiter Analyse und Bewertung bei der Assekurata Assekuranz Rating-Agentur. Doch auch der Auswertungen der Gutschriften aus den Indexoptionen seit 2015 zeigen, dass viele Indexpolicen in der Vergangenheit ihren Kunden oft keine Renditen gutgeschrieben haben. Reicht die Bandbreite der jährlichen Gutschriften von null Prozent bis zu jährlichen Gutschriften von über zehn Prozent, dominieren die Jahre mit Null-Rendite (siehe Grafik unten).

Indexpolicen
Indexpolicen

Grafik: © Assekurata Assekuranz Rating-Agentur Pressemeldung vom 2.3.2023

Kritiker warnen vor Indexpolicen

Während Vermittler Indexpolicen relativ leicht an uninformierte Anleger verkaufen, werden die Produkte von Verbraucherschützer und Interessenvertreter der Versicherten abgelehnt. Die Stiftung Warentest riet nach einem Test 2022 von der Indexpolice als Altersvorsorgeprodukt ab, weil diese im Gegensatz zu Indexfonds kaum in Aktien investiert und intransparent sei. Der Bund der Versicherten (BdV), der die Interessen von rund 45.000 Versicherten vertritt, hat bereits vor neun Jahren von Indexpolicen abgeraten, auch weil die Verrentungskonditionen oft schlechter als bei vergleichbaren klassischen Angeboten seien. „Indexpolicen sind hochgradig intransparent, bergen hohe Risiken auf Verlust der Überschussbeteiligung und sind ungeeignet für eine verlässliche Altersvorsorge“, sagte Axel Kleinlein, Vorstandssprecher des BdV.

Kritiker verweisen zudem auf hohe Kosten vieler Indexpolicen. „Waren schon die klassischen Renten- und Lebensversicherungen nicht preiswert, so sind die Kosten von Indexpolicen im Durchschnitt nochmals 30 Prozent bis 50 Prozent teurer“, so Hartmut Walz, Professor für Betriebswirtschaftslehre an der Hochschule Ludwigshafen am Rhein. Durch die Caps und die Quoten verdienen die Anbieter zusätzlich. Weil nur die Überschüsse in Optionen auf Aktienindizes investiert und diese nur zum Teil von der Aktienentwicklung profitieren, sind Indexpolicen eher mit klassischen Lebensversicherungen vergleichbar – allerdings ohne deren Garantiezins. Eine Garantie besteht nur auf nominalen Kapitalerhalt der Beiträge nach Kosten. „Nominelle – statt reale – Kapitalgarantie bedeutet, dass der Schaden der Inflation über die gesamte Laufzeit durch die Versicherten getragen wird“, erläutert Finanzexperte Walz. Die Mehrzahl der Vermittler fühle sich wirtschaftlich gezwungen, diese „Mogelpackungen“ wegen hoher Provisionen oder als Einfirmenvertreter aufgrund von Vertriebsvorgaben zu vermitteln.

Indexpolicen sind wegen hoher Margen und dem Kapitalzufluss in das Deckungskapital für die Lebensversicherer zwar lukrativ. Policen, mit hohen Kosten und realen Verlust nach Inflation will die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht laut ihrem BaFin-Merkblatt künftig aber untersagen. Überteuerte und unrentable Policen bestärken zudem die EU-Kommission in ihrem Plan eines Provisionsverbot. Für die wirtschaftliche Existenz der Versicherer und Vermittler wäre es daher sinnvoller, statt Indexpolicen Fondspolicen ohne teure Garantien und mit fairen Kosten anzubieten, damit die Anleger auch rentabel für ihren Ruhestand vorsorgen können.

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