Als im Juli 2013 das Kapitalanlagegesetzbuch
(KAGB) in Kraft trat, war das in Deutschland unter anderem der Beginn, sich an
den Begriff Alternative Investmentfonds, kurz: AIF zu gewöhnen. Während es sich
bei den ebenfalls im KAGB definierten Organismen für gemeinsame Anlagen (OGAW)
um liquide Finanzanlagen, also Wertpapiere, handelt, geht es bei den AIF um
nicht an der Börse gehandelte Beteiligungen an Investments, die vorrangig in
Sachwerte wie Immobilien, Energieinfrastruktur, Verkehrsinfrastruktur oder
Private Equity getätigt werden. Je nach genauer Struktur des AIF richten sich
die Produkte an Privatanleger, die eher mehr (geschlossene Publikums-AIF) oder
weniger (offene Publikums-AIF) wohlhabend sind, oder aber an professionelle und
semiprofessionelle Anleger (offene oder geschlossene Spezial-AIF).
AIF, die Anlagealternative zu Wertpapieren
Das Verbindende der verschiedenen AIF-Gattungen
besteht in der - im Vergleich zu jederzeit handelbaren Wertpapieren –
ausgeprägten Illiquidität. Jochen Schenk, bis 2024 Vorstandsvorsitzender der
BayernLB-Tochter Real I.S., seither mit seiner eigenen Beratungsfirma JS
Impulse im Geschäft und seit Jahrzehnten Top-Experte für die regulierte
(Immobilien-) Finanzindustrie, erklärt die wesentlichen Besonderheiten der AIF
so: „Mit AIF kann man in weniger liquide, dafür aber
auch weniger volatile Sachwerte investieren. AIF ermöglichen, mit kleinen
und größeren Beträgen an verschiedensten längerfristigen Sachwertinvestments zu
partizipieren. Das kann die Beteiligung am Portfolio eines breit gestreuten
Offenen Immobilien-Publikumsfonds sein, aber auch ein fokussiertes
Infrastrukturinvestment.“ Der Eigenschaft der Illiquidität stellt Schenk zwei
wesentliche Vorteile gegenüber: „Dafür kann man in der Regel von der
langfristigen Ertragssicherheit und geringeren Wertschwankung profitieren.“
Oftmals punkteten AIF obendrein damit,
auf lange Sicht vergleichsweise attraktive Renditen zu liefern. Schenk rät
Anlegern dazu, sich vor einem Investment in einen AIF unbedingt die
Qualifikation des Anbieters anzusehen „und die Entscheidung bitte nicht auf
einen Fee-Vergleich abzustellen“. Das Management komplexer Investments etwa in
Immobilien oder Infrastruktur brauche Profis, und das koste entsprechend Geld.
Seit der Regulierung durch das KAGB
gehören zu den Besonderheiten von AIF, dass diese Fonds nur von
Kapitalverwaltungsgesellschaften (KVG) aufgelegt und verwaltet werden dürfen.
Die KVGs werden von der Finanzaufsicht BaFin kontrolliert. Es gibt klar definierte
Mindestanforderungen hinsichtlich der Anlegerinformationen, eine externe
Verwahrstelle (z.B. Depotbank oder Notar) kontrolliert die KVG und verwahrt die
Vermögensgegenstände, und das KAGB liefert strenge Vorgaben hinsichtlich des
Risiko- und Liquiditätsmanagements.
Graumarkt geschlossener Fonds wurde dank KAGB weiß
In der Öffentlichkeit wurde im Zuge der Einführung des KAGB vor allem über die Spezies der geschlossenen Publikums-AIF diskutiert. Mit ihnen sollte aus dem vorherigen Graumarkt der geschlossenen Fonds für Privatanleger endlich ein weißer Markt mit regulierten Anlageprodukten werden. Das ist nach Einschätzung von Marktkennern wie Stephanie Lebert, Analystin bei der Ratingagentur Scope, auch im Wesentlichen gelungen. Sie zählt zu den wichtigen Errungenschaften der Regulierung überdies Aspekte wie „Regelungen bezüglich Fremdkapitalaufnahme, Währungsrisiko und Risikomischung“. Ihre Conclusio nach bald zwölf Jahren KAGB: „Durch die deutlich verbesserten Standards können Risiken zwar abgemildert, aber natürlich nicht gänzlich verhindert werden.“
Riesengeschäft mit Spezial-AIF
Während der Fondsverband BVI allein im Bereich Immobilienanlagen für die offenen und geschlossenen Spezial-AIF (Zielgruppe: professionelle und semiprofessionelle Investoren) für Ende 2024 ein Nettovermögen von 178 Milliarden Euro nennt, geht es bei geschlossenen Publikums-AIF um deutlich kleinere Größenordnungen. Scope registrierte im vergangenen Jahr 20 von der BaFin neu zugelassene Produkte mit einem prospektierten Eigenkapitalvolumen von 962 Millionen Euro. Mehr als 90 Prozent davon entfielen auf die Assetklassen Immobilien und Private Equity. Die Anbieter stellen ihren Anlegern durchschnittliche Renditen (nach Abzug der Kosten) von 2,5 bis 8,4 Prozent p.a. in Aussicht.
(In Teil 2 unserer AIF-Serie lesen Sie, wer die größten Anbieter in den verschiedenen AIF-Kategorien sind)
Informieren Sie sich in unseren Newslettern regelmäßig
über die besten Fonds und ETFs. Dazu gibt es aktuelle News aus der
Fondsbranche. Hier
können Sie sich anmelden.
Weitere interessante Neuigkeiten erfahren Sie auf FundResearch TV. Dort stehen
die Fonds-Experten Rede und Antwort zu aktuellen Entwicklungen an den Märkten
und wo die besten Chancen locken.
Diesen Beitrag teilen: