„Aktiv gemanagte Fonds können ein Mehr an Rendite bringen“

Mit aktiv gemanagten Fonds und Top-ETFs den breiten Markt schlagen – das geht nicht? Und ob das geht! Wie Anleger Überrenditen mithilfe einer ausgeklügelten Strategie erzielen, beschreiben die beiden TiAM-Redakteure Peter Gewalt und Jörn Kränicke im Finanztest-Ratgeber „Mit Top-Fonds auf Renditejagd“.

09.01.2025 | 14:30 Uhr von «Dieter Fischer»

Wovon handelt das Buch „Mit Top-Fonds auf Renditejagd“?

Jörn Kränicke:  Im Mittelpunkt steht die 5-Punkte-Strategie von Finanztest, mit der Anleger überdurchschnittliche Gewinne erzielen können, indem sie sehr gute aktive Fonds und Top-ETFs einsetzen.

Wie wird die Strategie konkret umgesetzt?

Peter Gewalt: Die Strategie ist an sich relativ simpel. Anleger kaufen entsprechend ihrer Portfolioausrichtung gleichgewichtet die aktiven Fonds, die in der Finanztest-Bewertung fünf Punkte erhalten und verkaufen diese, sobald sich die Bewertung verschlechtert. Ist kein Fünf-Punkte-Fonds verfügbar, wird das Geld in einem passenden ETF geparkt.

Was bedeutet die 5-Punkte-Wertung von Finanztest für Fonds?

Jörn Kränicke: Das ist die höchste Wertung für Fonds bei Finanztest. Erhält ein Fonds für seinen Anlageerfolg die Bestnote von fünf Punkten, heißt das: Der Fonds schneidet langfristig klar besser als die Konkurrenz ab, zudem hatte der Fonds in den vergangenen fünf Jahren bessere Chancen und weniger Risiken als sein Referenzindex.

Warum kann die Strategie mehr Rendite ab als ein reines ETF-Portfolio abwerfen?

Peter Gewalt: Marktbreite ETFs sind mit ihrer Einfachheit, Transparenz und den günstigen Kosten für viele Anleger zu Recht erste Wahl. Und nur wenige aktiv gemanagte Fonds schaffen es in ihrer Vergleichsgruppe, den Markt zu schlagen. Setzt man aber diese Überflieger dann passend ein, kann man im optimalen Fall eine deutliche Mehrrendite erzielen.

Aber irgendwann endet in der Regel die Erfolgsstory von aktiv gemanagten Überflieger-Fonds meist wieder?

Jörn Kränicke: Das ist richtig. Dann müssen Anleger wie beschrieben reagieren, und diese Fonds durch neue 5-Sterne-Fonds oder – wenn es diese gerade nicht gibt - durch Top-ETFs ersetzen.

In welchen Fondsgruppen funktioniert die 5-Punkte-Strategie?

Peter Gewalt: Es gelang in fast allen Fondsgruppen, mithilfe der Fünf-Punkte-Strategie besser als der Durchschnitt der aktiven Fonds abzuschneiden, bis auf Deutschland und Japan. Schwieriger war es dagegen, die marktbreiten ETFs zu schlagen. Am besten hat die Fünf-Punkte-Strategie in Europa funktioniert. Auch in den Gruppen Aktien Welt sowie Aktien Schwellenländer konnte eine Outperformance gegenüber den marktbreiten ETFs erreicht werden. In Deutschland, USA und Japan konnte man nicht die marktbreiten ETFs schlagen.

Quelle: Finanztest; "Mit-Top-Fonds auf Renditejagd"  

Wie wurden die Ergebnisse überprüft?

Jörn Kränicke: Finanzanalyst Thomas Krüger von Finanztest hat zu allen Kategorien ausführliche Backtests nach neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen gemacht. Dazu hatte er die riesige Datenbank von Finanztest zur Verfügung. Dabei hat er auch geprüft, wie die 5-Punkte-Strategie funktioniert, wenn Anleger mit Verzögerung auf eine Änderung der Bewertung der Fonds reagieren.

Und was war hier das Ergebnis?

Peter Gewalt: Wer statt mit einem Monat Zeitversatz die Fondsbewertung nur einmal jährlich überprüft und danach handelt, fährt deutlich schlechtere Ergebnisse ein.

Sie empfehlen die 5-Punkte-Strategie nur aktiven Anlegern. Weshalb?
Jörn Kränicke: Die Strategie funktioniert nicht für Buy-and-Hold-Anleger. Denn Voraussetzung für den Erfolg der Strategie ist es, dass die Fondsbewertungen regelmäßig beobachtet werden und Fonds schnell ausgetauscht werden müssen. Dazu muss man die nötige Disziplin mitbringen. Und ein besonderes Augenmerk sollten Anleger dabei auf die Handelskosten haben, damit diese bei häufigem Fondswechsel die Rendite nicht auffressen. Grundlage ist zudem, dass sich Anleger vor der Auswahl der Fonds und ETFs klar sind, welche Schwerpunkte sie im Portfolio überhaupt haben wollen.

Gibt das Buch hier Hilfestellung?

Peter Gewalt: Ja, im Buch finden sich eine ganze Reihe Tipps, wie man sich ein Portfolio gemäß seinen Präferenzen, seiner Lebenssituation und seiner individuellen Risikoneigung zusammenstellt. Zudem erfährt man eine ganze Menge über die Charakteristika verschiedener Assetklassen sowie Nützliches über Fondskennzahlen wie Sharpe Ratio. Aber auch das Thema Steuern wird ausführlich beleuchtet.

Was hat Ihnen persönlich an dem Buch am meisten gereizt?

Jörn KränickeWir beide fanden es sehr spannend, dass das Buch mit dem aktuellen Mantra bricht, dass allein ETFs glückselig machend sind beim Vermögensaufbau. Denn aktiv gemanagte Fonds können, wenn sie geschickt eingesetzt werden, durchaus das gewisse Mehr an Rendite bringen.

Zu den Autoren:
Peter Gewalt leitet als Chefredakteur die TiAM-Gruppe. Jörn Kränicke ist Chefredakteur des Newsletters der TiAM-Gruppe. Thomas Krüger, CFA, ist als Finanzanalyst verantwortlich für das Fondsrating der Stiftung Warentest sowie die Tests von Anlagestrategien. Er hat neben der Fünf-Punkte-Strategie auch die Pantoffel-Portfolios und die Pantoffel-Entnahme-Strategien entwickelt.

Das Buch "Mit-Top-Fonds auf Renditejagd" ist für 22,90 Euro im Handel erhältlich oder online zu bestellen unter www.test.de/renditejagd.

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