Comeback der Immobilienfonds

Die weltweite Finanzkrise 2008 hatte vor allem offene Immobilienfonds getroffen. Aufgrund von Liquiditätsproblemen – Investoren zogen Milliardensummen aus der Anlageklasse ab - mussten nicht wenige schließen. FundResearch analysiert die aktuelle Situation.

21.10.2015 | 08:27 Uhr von «Teresa Laukötter»

Die derzeitige Niedrigzinsphase scheint den Markt für Immobilienfonds wieder zu beleben. In einem Kommentar für die „Börsen Zeitung“ sagt Jens Wilhelm, Vorstandsmitglied von Union Investment: „Die Attraktivität des offenen Immobilienfonds ist nicht temporär. Er ist ein unverzichtbarer Bestandteil der privaten und professionellen Asset-Allokation. Die Regulierung hat ihn zudem als eines der transparentesten Investmentvehikel noch zukunftssicherer gemacht.“ Immobilienfonds überzeugten durch die Wertbeständigkeit ihrer Objekte, solide Cash-Flows und kalkulierbare positive Renditen. 

Immobilienfonds liegen wieder im Trend

Anleger scheinen also wieder das Vertrauen zurück zu gewinnen: Universal-Investment befragte institutionellen Investoren (Pensionseinrichtungen und Versicherungen mit einem verwalteten Gesamtvermögen von über 100 Milliarden Euro) zu Immobilienanlagen: Die Studie ergibt, dass Wohnimmobilien in Deutschland und Nordamerika wieder stärker nachgefragt werden. Die Immobilienquote der Teilnehmer liege aktuell bei etwa acht Prozent und solle auf über 12 Prozent ausgebaut werden. „Wir beobachten schon seit geraumer Zeit, dass institutionelle Investoren die anhaltende Niedrigzinsphase zur Stärkung ihrer Immobilienquoten nutzen. Renditen von drei bis vier Prozent im Immobilienbereich sind im Vergleich zu anderen risikoarmen und wenig volatilen Anlagealternativen derzeit für viele außerordentlich attraktiv“, kommentiert Alexander Tannenbaum, Geschäftsführer der Universal-Investment, die Ergebnisse. Duncan Owen, Head of Real Estate des Finanzberaters Schroders, nennt insgesamt vier Gründe, die aus seiner Sicht für Investitionen in kontinentaleuropäische Immobilienmärkte sprechen: Europäische Immobilienmärkte verfügten über erhebliche Liquidität und ein hohes Maß an Transparenz, die europäische Wirtschaft bekomme endlich die Kurve, das Einkommenspotential in vielen wichtigen Städten liege über dem Durchschnitt der Eurozone und  europäische Immobilien böten eine höhere Rendite, als viele andere westliche Märkte sowie einen Schutz vor Inflation. 

„Immobilienmarkt – ein Lichtblick im China-Debakel“, titeln derzeit Experten des Assetmanagers AB in ihrem Blogbeitrag. Die Transaktionstätigkeit sei im August robust geblieben (+ 15,6% gegenüber dem Vorjahr) sowie die Hypothekenkreditvergabe angestiegen (+ 50% gegenüber dem Vorjahr, im dritten Monat in Folge). Dies weise auf eine echte marktbasierte Korrektur hin. Seit Anfang September gehört zudem mit Vonovia erstmals ein Immobilienkonzern zu den DAX-Mitgliedern. Bis zum Jahresende wollen die Deutsche Wohnen und LEG, zwei Schwergewichte der Immobilienbranche, fusionieren. 

Feste Regeln für Immobilienfonds

Mit Beschluss des Kapitalanlagegesetzbuch 2013 unterliegen offene Immobilienfonds in Deutschland nun strengeren Regeln: Bei einem Kauf von Anteilen gilt eine zweijährige Mindesthaltedauer sowie eine einjährige Kündigungsfrist. Verkauft ein Anleger seine Anteile, muss er also zwölf Monate warten, ehe er sein Geld tatsächlich erhält. Diese Regeln sollen Stabilität in die Branche bringen und Liquiditätsengpässe wie 2008 vermeiden. Betont wird so also die Langfristigkeit einer Immobilienanlage. Gleichzeitig gehen die Regeln jedoch zu Kosten der Flexibilität der Anleger. 

Stellt sich die Frage, wie sich Immobilienfonds in den letzten Monaten und Jahren im Detail geschlagen und welche sich besonders hervorgetan haben.

Der größte Immobilienfonds mit europäischem Schwerpunkt  ist der Deka-Immobilien Europa (ISIN: DE0009809566). Aktuell beläuft sich das Fondsvermögen auf 13,2 Milliarden Euro. Innerhalb von drei Jahren erzielt das Schwergewicht einen Wertzuwachs von 6,1 Prozent. Im selben Zeitraum büßt der Fonds maximal 0,04 Prozent an Verlust ein. Die längste Verlustphase dauert einen Monat. Im laufenden Jahr erreicht der Fonds ein Plus von 1,5 Prozent. Anleger, die seit seiner Auflegung 1997 in den Fonds investiert gewesen wären, könnten sich heute über eine Wertentwicklung von plus 103,5 Prozent freuen. Mit einer Volatilität in drei Jahren von 0,3 Prozent agiert das Fondsmanagement jedoch sogar noch risikoreicher als das Management des UniImmo: Deutschland (ISIN: DE0009805507). Im drei-Jahres-Vergleich beträgt die Volatilität hier 0,1 Prozent und der Immobilienfonds erreicht einen Wertzuwachs von 7,7 Prozent. Im selben Zeitraum schreibt der Fonds zudem keine Verluste. 2015 geht es bisher um 2,1 Prozent rauf. 10,4 Milliarden Euro sind aktuell in den Fonds investiert. Der Fonds ist somit nicht nur ein Schwergewicht, sondern auch ein Oldtimer - Seit seiner Auflegung 1966 gewinnt er 1.463,7 Prozent hinzu. 

In drei Jahren reicht die Spannbreite der Gewinne und Verluste in der Kategorie „Immobilienfonds Europa“ von 21,5 Prozent (Catella MAX: ISIN: DE000A0YFRV7) bis zu minus 49,4 Prozent (UBS (D) 3 Sector Real Estate Euro: ISIN: DE0009772681).

Immobilienfonds weltweit im drei-Jahres-Vergleich

Das größte Fondsvermögen in der Kategorie „Immobilienfonds weltweit“ besitzt der hausInvest (ISIN: DE0009807016): 10 Milliarden Euro sind in ihn investiert. Im laufenden Jahr geht es bereits 2,1 Prozent rauf. Innerhalb von drei Jahren 7,9 Prozent. In diesem Zeitraum schreibt der Fonds keine Verluste. Seit seiner Auflegung 1972 erreicht der Fonds einen Wertzuwachs von 1.003,9 Prozent.

Auch der Deka-Immobilien Global (ISIN: DE0007483612) gehört zu den Schwergewichten. 3,7 Milliarden Euro liegen im Fonds. 2015 erzielt er ein Plus von 1,5 Prozent. In drei Jahren beträgt der Wertzuwachs 6,4 Prozent. Die längste Verlustphase in diesem Zeitraum dauert einen Monat.

Im drei-Jahres-Vergleich reicht die Spannbreite der Gewinne und Verluste von 8,8 Prozent (Unilmmo: Global ISIN: DE0009805556) bis zu minus 52,6 Prozent (TMW Immobilien Weltfonds P: ISIN DE000A0DJ328).

Die Qualität eines Immobilienfonds wird jedoch auch durch besondere Kennzahlen wie beispielsweise der Vermietungsquote und auslaufenden Mietverträgen bestimmt. 

 

Immobilienfonds Europa: Sicher durch die Krise


Immobilienfonds Welt: Von Krise keine Spur


Quelle Grafiken: FINANZEN FundAnalyzer (FVBS)

(TL)

Diesen Beitrag teilen: