DAX-Vorstände werden weiblicher
Der DAX feiert seinen 36. Aus diesem Anlass veröffentlicht die international führende Personalberatung Odgers Berndtson zum elften Mal ihren DAX-Vorstandsreport.16.07.2024 | 12:30 Uhr
Dieser zeigt klar: Die Homogenität der DAX-Vorstände bleibt auch 2024 bestehen. Der klassische Vorstand ist männlich, etwa 55 Jahre alt und deutsch. Das geht aus den 253 Profilen der Vorstandsmitglieder der 40 größten deutschen Unternehmen hervor.
Rekord beim Frauenanteil
Der Report belegt jedoch auch, dass die 26 in den letzten 12 Monaten neu berufenen Vorstände nach immer breiteren Aspekten ausgesucht werden. So stieg der Frauenanteil auf 24 Prozent und damit dem höchsten jemals gemessenen Wert. Jedoch erfüllen nur zwölf Unternehmen die gesetzliche Frauenquote von 30 Prozent. Ein Unternehmen hat weiterhin keine Frau im Vorstand. Belén Garijo von Merck ist sogar die einzige weibliche Vorstandsvorsitzende in den betrachteten Unternehmen. Auch der Anteil ausländischer Staatsbürgerinnen und Staatsbürger in den Vorständen ist gestiegen - auf 38 Prozent. Dabei machten Ausländerinnen und Ausländer sogar 69 Prozent der Neuberufungen aus. Insgesamt besitzen damit nunmehr 74 der DAX-Vorstände keinen deutschen Pass.
Trotz Verbesserung wenig Veränderung
Dennoch tut sich wenig in den deutschen Vorstandsetagen, meint Klaus Hansen, Partner bei Odgers Berndtson: „Zwar stieg der Anteil internationaler und weiblicher Vorstände weiter an und erreichte jeweils einen Höchststand, doch gilt bei den DAX-Unternehmen immer noch die Prämisse ‚Gleich und Gleich gesellt sich gerne".
Familienunternehmen bleiben sehr traditionell
Insbesondere die Familienunternehmen im DAX-40 zeigen sich dabei sehr traditionell. Bei ihnen liegt der Anteil der ausländischen Vorstände nur bei 31 Prozent, bei den übrigen hingegen bei 40 Prozent. Auch die Automobilbranche bleibt traditionell. Mit 56 Jahren sind ihre Vorstände die ältesten und mit 18 Jahren am längsten im eigenen Unternehmen. Mit lediglich 19 Prozent weisen die Vorstände dieser Branche auch den geringsten Anteil ausländischer Vorstandsmitglieder auf.
Wenig Evolution und Innovation in den Vorstandsgremien
„Ausgerechnet die Branchen, die in Deutschland besonders unter einem Transformationsdruck stehen, tun sich hier noch schwer mit Veränderungen. Die Zusammensetzung von Vorstandsgremien allein ist noch kein Indikator für Evolution und Innovation, aber dennoch ein wichtiges Signal an den Markt und die Belegschaft“, so Klaus Hansen.
Blick über den Tellerrand
Dass Unternehmen zunehmend über den eigenen Tellerrand blicken müssen, zeigt sich auch an dem Anteil der Personen, die in Vorstände berufen wurden und aus derselben Branche kommen. Lag der Wert hier 2019 noch bei 89 Prozent, waren es in diesem Jahr nun lediglich 59 Prozent.
Wirtschaftswissenschaftler dominieren
Weiterhin dominieren Wirtschaftswissenschaften als Studienfach der Vorstände. Sie machen 55 Prozent der Abschlüsse aus. Gleichzeitig ist die Zahl der „Orchideenfächer“ gesunken. Hatten diese bspw. in 2019 bei den Frauen noch 19 Prozent ausgemacht, sind es fünf Jahre später nur noch drei Prozent. Akademische Abschlüsse sind auch dieses Jahr wieder das Maß aller Dinge. Dabei heben sich vor allem die westdeutschen Universitäten in Köln, Darmstadt und München ab. In Ostdeutschland haben nur vier Vorstände studiert. Lediglich drei Prozent haben keine akademische Ausbildung.
Social Media spielt für Vorstände eine große Rolle
Neu erfasst wurden das erste Mal die Social-Media-Aktivitäten der Vorstände. Dabei zeigt sich, dass Social-Media, insbesondere LinkedIn, auch für Vorstände und insbesondere für CEOs eine wichtige Rolle spielt. Lediglich neun von 40 CEOs haben kein LinkedIn-Profil. Insgesamt weisen 214 der 253 Vorstände eigene Profile auf. Gepostet wird zumeist wöchentlich. Unangefochten an der Spitze ist Ola Källenius von Mercedes-Benz, dem über 250.000 Menschen auf LinkedIn folgen. Der Inhalt der Post bezieht sich dabei neben industriespezifischen Themen auch auf Corporate Social Responsibility (CSR) Maßnahmen. Aber auch politische Inhalte gewinnen dabei immer mehr an Bedeutung. (jk)